Mittwoch, 15. Dezember 2010

Das Kreuz mit der »Entwicklungshilfe«

Genauer sogar: 3000 Kreuze. Nämlich jene, die derzeit als Gutmenschlichkeitsinstallation vor dem Parlament stehen. Sie stehen »... nach Angaben der Organisatoren symbolisch für jene Kinder, deren Leben durch die Einsparungen in Gefahr seien. Außerdem seien in den vergangenen Tagen rund 25.000 Protestbriefe von empörten Bürgern bei Nationalratsabgeordneten eingelangt, betonte "Licht für die Welt" in einer Aussendung.«

Aha. »30 Vertreter von österreichischen Hilfsorganisationen nahmen an der Aktion teil. 40 österreichische NGOs haben sich zur Initiative 3000Kinderleben.at zusammengeschlossen, um die geplante Budgetkürzung für die Entwicklungszusammenarbeit (EZA) zu verhindern. Am Mittwoch fanden im Parlament Budgetausschussberatungen über die Entwicklungshilfe statt«, weiß GMX zu berichten. Und über Caritas-Präsident Franz Küberl, der da meint: »Eine Kürzung der Gelder für die operative Entwicklungshilfe um insgesamt 83 Millionen Euro hätte dramatische Folgen für die Menschen in den ärmsten Ländern der Erde. Mit diesem Geld könnte die Ernährung von 900.000 Menschen langfristig gesichert und damit 3.000 Kinder vor dem Hungertod gerettet werden«. Milchmädchen, laß' rechnen ...

Nun gut. Ganz davon abgesehen, daß Caritas-Präsident Küberl bislang nicht dadurch aufgefallen ist, allmonatlich 3000-Kreuzerrichtungs-Aktionen vor dem Parlament zu veranstalten, um nicht bloß rechnerischer, sondern höchst realer Kinder zu gedenken, die Monat für Monat dank Österreichs Abtreibungsgesetzgebung legal getötet werden (Küberl hält sich bei diesem Thema überhaupt vornehm zurück — vermutlich will er seine gutfunktionierende Achse zu den Grünen nicht gefährden) — aber ist diesem Herrn Caritas-Präsidenten eigentlich noch nie aufgefallen, daß die angeblich so wichtige und unverzichtbare Entwicklungshilfe (insbes. nach Afrika) einfach ein Faß ohne Boden ist, das nur zweierlei bewirkt: daß erstens die Korruption in Afrika blüht und gedeiht, und daß zweitens die Arbeitsplätze von NGO-Mitarbeitern gesichert werden.

Womit das wahre (von Präsident Küberl sicher vehement geleugnete und aus seinen Bewußtsein effizient verdrängte) Motiv für derlei Propaganda-Aktionen zu Tage tritt: Küberl & Co. fürchten um ihre Entbehrlichkeit! Menschen mit Helfersyndrom (insbesondere, wenn sie für das Ausleben desselben gar nicht so schlecht entlohnt werden!) mögen es nicht, wenn man ihnen nachweist, daß sie (um einen alten Werbeslogan boshaft zu adaptieren) wie Butter durch nichts ersetzt werden können. Durch »nichts« nämlich — ganz wörtlich genommen! Denn im besten Fall ist Entwicklungshilfe überflüssig, im Normalfall jedoch im Gegenteil sogar einfach tödlich für die Entwicklung der damit »beglückten« Länder und Völker!

Vielleicht sollten wir Herrn Caritas-Präsident Franz Küberl ein sehr instruktives Buch auf den weihnachtlichen Gabentisch legen: Dambisa Moyo, »Dead Aid«. Wenn ihm das Lesen eines ganzen Buches zu mühevoll sein sollte: hier wird er geholfen. Ich fürchte nur: er wird beide Leseangebote nicht annehmen. Wozu sich auch seine profitablen Vorurteile von der schnöden Wirklichkeit zerstören lassen ...

1 Kommentar:

  1. Kann nur vollumfassend zustimmen. Ein Bekannter von mir, der mit Entwicklungshilfe zu tun hat, berichtete mir, dass die NGOs oft Probleme haben, das ganze Geld überhaupt auszugeben. Auch eigene Erfahrungen bestätigen den Eindruck, dass Entwicklungshilfe in erster Linie für die Helfer da ist, dann für die korrupten Potentaten, dann kommt lange nichts, und dann ... muss man sehen, ob noch was übrig bleibt.

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