Sonntag, 8. September 2024

Richard Strauss - In Memoriam

von LePenseur


Des wohl letzten, weltbekannten Großmeisters der deutschen Musik, Richard Strauss, wurde auf diesem Blog schon öfters gedacht; heute aus Anlaß der 75. Wiederkehr seines Todestages am 8. September 1949. Und was läge da näher als Gedenkmusik zu dieser, als die berühmten "Vier letzten Lieder" (die so heißen, obwohl sie nicht wirklich die vier letzten Lieder sind, zumindest das Lied "Malven", das jahrzehntelang bei der Sängerin Maria Jeritza, der es gewdmet war, im Schreibtisch schlummerten, entstand sicher später), denn sie sind fürwahr die ultima vox des Meisters, die nochmals in unübertroffener Schönheit und Größe sein Lebenswerk in weniger als einer halben Stunde Musik zusammenfassen. Und die legendäre Interpretation durch Elisabeth Schwarzkopf, begleitet vom Berliner Radiosymphonieorchester unter George Szell, gibt den Liedern einen Zauber, von dem man sich nicht losreißen kann:


Welch Zufall, daß unter diesem Youtube-Video der Bericht eines Hörers steht, der in kurzen, dankbaren Worten berichtet, daß der Komponist seinem jüdischen Großvater seinerzeit das Leben gerettet hat (hier in deutscher Übersetzung):
Richard Strauss hat meinem Großvater das Leben gerettet!! Mein Großvater – Jascha Spivakovsky – war im Jahr vor Hitlers Machtübernahme ein bekannter jüdischer Konzertpianist in Deutsch-land und mit Strauss befreundet. Strauss fand heraus, dass mein Großvater auf der Abschussliste der Nazis stand, und warnte ihn mit einem musikalisch kodierten Hinweis. Wäre das nicht gewesen, wäre mein Großvater ermordet worden, aber stattdessen verließ er gerade noch recht-zeitig Deutschland und ging nach Australien, wo ich schließlich geboren wurde. Vielen Dank, Herr Strauss, dass Sie das Leben meines Großvaters gerettet haben!! Strauss war nicht nur ein großartiger Komponist, er war auch ein guter Mensch!!
Natürlich wurde das in den Kommentaren sofort als "erfundene Geschichte" in Zweifel gezogen (man kann sich doch den Nazi-Mythos um Strauss nicht so einfach kaputtmachen lassen!); der Bericht wird allerdings durch andere Quellen gestützt. Und natürlich durch die Tatsache, daß Strauss zeitlebens mit "jüdischen" Librettisten zusammenarbeitete  Hofmannsthal und Zweig. Für letzteren bestand er auf dessen namentlicher Erwähnung auf den Ankündigungsplakaten und Programmheften, sodaß Hitler und Goebbels die Blamage auf sich nehmen mußten, ihre Anwesenheit bei der Uraufführung in letzter Minute abzusagen, weshalb Die schweigsame Frau ohne Parteispitzensegen schnell in der Versenkung verschwand. 
 
Wenn man bedenkt, daß der einzige Sohn des Komponisten in der Nazi-Diktion "jüdisch versippt" war (er hatte in den 1920er-Jahren Alice, die Tochter des Wiener Industriellen Emanuel v. Grab, geheiratet) und die vom "Familienmenschen" Richard Strauss innig geliebten Enkel somit "Halbjuden", seine Schwiegertochter Alice, zu der er zeitlebens ein sehr herzliches Verhältnis hatte, als "Jüdin" Gefahr lief, so wie ihre Eltern in einem KZ zu landen, dann ist der Vorwurf, Strauss hätte dem NS-Regime "nahegestanden" einfach infam. Im Gegenteil: er machte zur Bedingung der Komposition seiner Japanischen Festmusik, daß der japanische Botschafter in Berlin von der Reichsregierung die ausdrückliche und verbindliche Zusage erwirkte, daß die Familie seines Sohnes von allen Repressalien der NS-Rassengesetzgebung verschont bleiben sollte."Nazis" sehen anders aus ...

Zum Abschluß dieses kleinen Gedenkartikels nun die bereits erwähnten Malven, welche erst 1985 von der Sängerin auch dieser Aufnahme, Dame Kiri Te Kanava, uraufgeführt werden konnten. Hier am Klavier einfühlsam begleitet von Sir George Solti:


3 Kommentare:

  1. Wahrscheinlich lehne ich mich hier sehr weit aus dem Fenster. Aber nach den Geschichtchen von/über Elie Wiesel bzw Moshe Peer (zum Beispiel) bin ich geneigt, aus dieser Ecke nichts mehr zu glauben.
    Was bestimmt nicht heißt, das ich darum zwangsläufig Adolf und seine Mitstreiter verehren würde.

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  2. {Und die Historiker müssen sich schon lange die Frage gefallen lassen, ob sie näher an der Wahrheit oder an der politisch verfassten Lüge stehen}
    Oh, wie der gute alte Hadmut doch Recht hat !!!

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  3. Binjamin Wilkomirski hat es nie gegeben ...

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