Dienstag, 16. April 2024

Schlagabtausch zwischen Israel und Iran

von Sandokan

Jetzt wo sich der erste Pulverdampf verzogen hat, lassen sich auch erste Rückschlüsse aus dem Schlagabtausch zwischen Israel und dem Iran bzw. vice versa ziehen.
Und wie so oft liegt der mediale Mainstream, der seine Information als Propaganda direkt aus den Zitzen diverser Nachrichtendienste und Regierungen saugt, daneben.

Israel hat sich offenbar mit seinem Angriff auf die diplomatische Vertretung des Iran in Syrien verkalkuliert.
Und abseits öffentlicher Kriegsrhetorik mancher Politiker in Israel und den USA sind sich die Militärs und Regierungschefs bewusst, dass dieser Waffengang die militärische und geopolitische Lage verändert hat.

Bereits im Roten Meer bei den jemenitischen Houthis (eigentlich Ansar Allah - Helfer Allahs), die wesentlich schlechter aufgestellt sind als die Iraner und militärisch erheblich schwächer, musste die britische und US-amerikanische Marine faktisch hilflos kapitulieren. Die Schifffahrtsroute durch das Rote Meer lässt sich nicht zuverlässig absichern, die Meerenge dort (sog. Tor der Tränen) bleibt gefährlich.
Ganz ähnlich ist es jetzt mit dem "Vergeltungsschlag" des Iran gekommen, bei der man noch das Ende des Ramadan abgewartet hatte.

Mit drei Angriffswellen ließ man die israelische Luftabwehr (Iron Dome, David's sling, Arrow) ins Leere laufen.
Zuerst erfolgte ein Angriff mit langsamen Drohnen und älteren Marschflugkörpern (Cruise missiles) die von Israel mit langer Vorlaufzeit am Radar verfolgt werden konnten, und erst dann auch mit neueren Raketen. Nur vereinzelt dürfte der Iran dabei seine hyperschallfähigen Lenkwaffen eingesetzt haben.
Der Iran hat offenbar auch alle Länder der Region inklusive Israels und ebenso die USA vorab informiert (Vermittler dabei das arabische Sultanat Oman), dass man nur militärische Ziele mit einem begrenzten Militärschlag angreifen wird.
Zeitpunkt und Ausmaß des iranischen Gegenangriffs waren also im wesentlichen bekannt.


Die Botschaft dabei war klar: die Regeln haben sich geändert.
Mit vergleichweise billigen Waffensystemen, die in großer Zahl zum Einsatz kommen, kann der Iran mittlerweile den Iron Dome Israels kaltstellen. 
Wobei Israel bei jedem größeren Einsatz hunderte Millionen Dollar an den gegnerischen Köderdrohnen und Täuschkörpern verpulvert (tatsächlich soll nur diese eine Angriffsnacht Israel rund eine Milliarde Dollar gekostet haben).
Und erst wenn die israelische Luftabwehr geschwächt ist, wird mit teuren Waffensystemen der eigentlich Angriff gestartet.
Ein Szenario das man so ähnlich auch bereits im Ukrainekonflikt beobachten konnte.

Als Fazit bleibt: ein Krieg mit dem Iran oder gar ein Dritter Weltkrieg ist abgesagt.
Und Israel wird es sich in Zukunft wohl überlegen, mit dem Feuer zu spielen. 
Jetzt wo klar wurde, dass man den Iran militärisch aber auch politisch (die Mullahs sind eben nicht blindwütig in die Falle gelaufen) unterschätzt hat. 
Auch hier also ein ähnliches Szenario wie bereits im Ukrainekonflikt - das eigene Wunschdenken wird zur Stolperfalle. 
Eventuell wird sich Israel für Medien und Öffentlichkeit noch etwas an der Hisbollah im Libanon abreagieren. Es sei denn natürlich, irgendein Wirrkopf dreht noch durch - die menschliche Dummheit ist leider ein Faktor den man nie unterschätzen darf.
Siehe dazu auch:

Larry C. Johnson, ehemaliger CIA-Analyst.

Scott Ritter, ehemaliger UN-Waffeninspekteur und US-Militärangehöriger.

Last but not least.: Col. (ret.) Lawrence "Larry" Wilkerson
Colin Powell's Chief of Staff (2002-05), Associate Director of the State Department's Policy Planning staff under the directorship of Ambassador Richard N. Haass, and member of that staff responsible for East Asia and the Pacific, political-military and legislative affairs (2001-02). Before serving at the State Department, Wilkerson served 31 years in the U.S. Army. During that time, he was a member of the faculty of the U.S. Naval War College (1987 to 1989), Special Assistant to General Powell when he was Chairman of the Joint Chiefs of Staff (1989-93), and Director and Deputy Director of the U.S. Marine Corps War College at Quantico, Virginia (1993-97). Wilkerson retired in 1997 and began work as an advisor to General Powell. He has also taught national security affairs at the George Washington University.

12 Kommentare:

  1. Es ist schon mehr als plump, wie offensichtlich hier ein militärische Blamage, über die sich sogar die gesamte arabische Welt lustig macht, zu einem eindrucksvollen Beweis der Stärke des Irans umgeschrieben wird. Aber Butscha haben ja auch die bösen Ukrainer inszeniert. 😉
    Immerhin sehen wir einmal mehr, wo die Sympathien der Libertären liegen: bei der Mullah-Diktatur, weil die so treue Waffenbrüder von Putin sind.

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  2. Wieder mal ein trauriges Beispiel, wie fließend der Übergang zwischen Kritik an Israel und Antisemitismus ist. Da kann man den ach so „islamkritischen“ Rechten nur ein donnerndes Allahu akbar zurufen. 😎

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  3. Israel, das scheint im Moment nur Netanjahu zu sein, hat wohl gewollt, 3 Probleme mit einem großen Rundumschlag zu bereinigen.
    Gaza scheint, zumindest politisch, völlig aus dem Ruder zu laufen.
    Eine Flächenbombardierung ist nun mal etwas völlig anderes als eine Verbrecherjagd.
    Der Libanon/Hisbollah hat inzwischen eine Kampfstärke und eine Bewaffnung erreicht, was diesen Fall zum Hoch-Risiko-Fall macht und der Iran hat gerade gezeigt, was er kann.
    Der Iran hat mit seinem Angriff mit guter Reaktionsbegründung seine Gefährlichkeit gezeigt, sowohl politisch wie auch militärisch.
    Es wäre alles so einfach gewesen, wenn es gelungen wäre, die Amis geschickt da rein zu ziehen, war wohl eine Fehlannahme und Selbstüberschätzung.
    Israel sollte über einen Ausweg verfügen, ist aber nicht in Sicht.
    Bleibt die atomare Option, kann aber nur im Falle der extremen Staatsgefährdung als äußerstes Mittel eingesetzt werden. Die atomare Option könnte einen siegreichen Krieg ermöglichen, politisch aber würde sie das Ende des Staates Israel einläuten.
    Der/die Gegner wissen das und sie haben wenig Hemmungen.
    Wenn es Netanjahu nicht doch noch gelingt, die Amis mit rein zu ziehen, -die zuletzt von Huthis vertrieben worden sind-, wird Israel wohl einen neuen Ministerpräsidenten benötigen und für Netanjahu wohl beengte Wohnverhältnisse.
    Alles, was bisher geschehen ist, war vermeidbar, also geplant und gewollt.
    Nicht vergessen, zur Auslösung des ersten Weltkriegs hat eine Pistole gereicht.


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  4. @Anonym:

    "Aber Butscha haben ja auch die bösen Ukrainer inszeniert"

    Wow: Einmal eine richtige Tatsachenfeststellung aus Trollmund! Das ist selten! Nur den Zwinkersmilie dahinverstehe ich nicht: was ist am Massenmord an - angeblich oder auch wirklich - russenfreundlichen Einwohnern Butschas durch die Ukinazis denn Anlass zu Heiterkeit?

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  5. @Ursula:

    Löschgrund 2. u. 4.

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  6. Zahnloses Vergeltungsschlag-Theater Israels.

    https://www.zerohedge.com/markets/futures-tumble-oil-and-gold-soar-reports-huge-explosions-central-iran-israeli-airstrikes

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  7. Israel hat mal ein bisschen den kleinen Finger bewegt Richtung Mullahs. Hoffen wir, dass das den libertären Russland- und Irantrollen hier ein schmerzhafter Tritt in die Eier ist.

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  8. @anonymer Transatlantik-Zionist

    Nachdem Sie erfolgreich bis zum letzten Ukrainer gehetzt haben, stürzen Sie sich offenbar gleich todesmutig auf den nächsten Konflikt.

    Und lassen sich dabei auch nicht von Personen die Ahnung haben, wie ehemaligen CIA-Mitarbeitern und hochrangigen Militärangehörigen, beeindrucken die das anders sehen.
    Selbst das israelische Militär labert nicht so einen Stuss daher wie Sie.

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  9. @Anonym 19 April, 2024 23:09
    @Anonym 20 April, 2024 13:42

    Löschgrund: Kommentierregel 2 und 4

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