Mittwoch, 1. November 2023

Apokalyptiker in der Politik und der dritte jüdische Tempel

von Sandokan 

Welche Gefahr geht von evangelikalen Zionisten, radikalen Juden im Zionismus und anderen Apokalyptikern aus? Ein mal anderer Blick auf den Nahostkonflikt. Von Whitney Webb.

Ich habe den Artikel durch eigene Anmerkungen ergänzt (jeweils in Klammern).
Das Video überschneidet sich großteils mit dem Thema, nimmt aber mehr Bezug auf die aktuellen Ereignisse in Israel und Gaza.



Die größte pro-israelische Organisation in den Vereinigten Staaten besteht nicht aus Juden, sondern aus christlichen Evangelikalen, mit insgesamt 7 Millionen Mitgliedern - das sind über 2 Millionen mehr als die gesamte amerikanisch-jüdische Gemeinde besitzt.
Die Mitglieder dieser Organisation, Christians United for Israel (CUFI), trafen sich im Juli 2019 in Washington und zogen Tausende von Teilnehmern an. Auf dem Programm standen Reden des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu, des ehemaligen CIA-Direktors und amtierenden US-Außenministers Mike Pompeo, des US-Vizepräsidenten Mike Pence und des nationalen Sicherheitsberaters John Bolton.
Der Anführer der CUFI, der umstrittene evangelikale Prediger John Hagee, traf mehrmals Präsident Trump, er nahm ua. im März 2019 an einem exklusiven Treffen im Weißen Haus teil, bei dem es um den bevorstehenden "Friedensplan" der US-Regierung für Israel und Palästina ging.
Die CUFI ist nur eine der vielen Organisationen, die im Laufe der amerikanischen Geschichte den Staat Israel und den Zionismus mit der Begründung gefördert haben, dass ein jüdischer Ethnostaat in Palästina eine Voraussetzung für die Erfüllung der Endzeitprophezeiung ist und für die Rückkehr Jesu Christi auf die Erde notwendig sei - ein Ereignis, das Christen oft als "Wiederkunft" bezeichnen (Anm. von mir: Parusie, Naherwartung). 

Während Organisationen wie die CUFI und ihre Vorgängerorganisationen die Gründung des Staates Israel im Jahr 1948 und den späteren israelischen Sieg und die Eroberung Jerusalems im Jahr 1967 seit langem als Erfüllung biblischer Prophezeiungen ansehen, gibt es eine Prophezeiung, von der diese Sekte evangelikaler Christen außerdem glaubt, dass sie das Einzige wäre, das zwischen ihnen und der Wiederkunft Christi stünde. 
In den Vereinigten Staaten gibt es schätzungsweise mehr als 20 Millionen dieser Christen, die oft als christliche Zionisten bezeichnet werden, sie sind eine wichtige Wählergruppe und Quelle für politische Spenden für die Republikanische Partei.

Wie in früheren Teilen dieser Serie beschrieben, glauben diese christlichen Zionisten, ähnlich wie religiöse zionistische Extremisten in Israel, dass die Al-Aqsa-Moschee und der Felsendom zerstört und durch einen dritten jüdischen Tempel ersetzt werden müssen, um die Endzeit einzuleiten (Anm. von mir: auch manche Muslime glauben an eine apokalyptische Endzeit in diesem Kontext, ebenso der jüdisch-gnostische Sabbatianismus-Frankismus). 
Diese beiden Gruppen unterschiedlichen Glaubens haben seit dem 19. Jahrhundert immer wieder eine opportunistische Allianz gebildet, um die Erfüllung ihrer jeweiligen Prophezeiungen zu gewährleisten, obwohl die Angehörigen des jeweils anderen Glaubens in ihren Interpretationen dessen, was nach dem Bau des Tempels geschieht, selten bis nie einer Meinung sind.

Diese Allianz, die auf der gegenseitigen Besessenheit beruht, das Kommen der Apokalypse zu beschleunigen, besteht bis zum heutigen Tag, und mehr als je zuvor in der Geschichte haben diese Gruppen sowohl in Israel als auch in den Vereinigten Staaten die Höhe der Macht erreicht.
In Teil I und Teil II dieser exklusiven Serie wurde untersucht, wie dieser Zweig des religiösen Zionismus die derzeitige rechtsgerichtete Regierung Israels beherrscht und die amtierende israelische Regierung dazu veranlasst hat, endgültige Schritte zur Zerstörung der Al-Aqsa-Moschee und zum bevorstehenden Bau eines dritten Tempels zu unternehmen.
Dieser Teil (Teil III) soll nun zeigen, wie das christliche Gegenstück dieser Bewegung in den Vereinigten Staaten, der christliche Zionismus, ebenfalls zu einer dominierenden Kraft in der amerikanischen Politik geworden ist, insbesondere nach der Wahl von Donald Trump zum Präsidenten, wo diese apokalyptische Vision eine wichtige Triebfeder für die Nahostpolitik seiner Regierung ist. 

Doch diese Feuer-und Schwefel-Vision der Endzeit ist seit langem ein Leitfaden für prominente Persönlichkeiten der amerikanischen Geschichte und der gesamten US-amerikanischen Elite, sogar schon vor der Gründung des Zionismus als politische Bewegung. 
Der Einfluss des christlichen Zionismus auf die Politik der Trump-Administration ist daher nur das jüngste einer langen Liste von Beispielen, in denen sich Prophetie und Politik in der amerikanischen Geschichte vermischt haben, oft mit international weitreichenden Folgen.

Puritaner, Prophezeiungen und Palästina
Berichte über die Rolle europäischer und nordamerikanischer Christen bei der Gründung des Staates Israel beginnen oft mit der Balfour-Erklärung von 1917, aber die Bemühungen bestimmter christlicher Gruppen in England und den Vereinigten Staaten um die Schaffung eines jüdischen Staates in Palästina reichen tatsächlich Jahrhunderte zurück und liegen deutlich vor der offiziellen Gründung des Zionismus durch Theodor Herzl. 
Zu den ersten Befürwortern der Auswanderung europäischer Juden nach Palästina gehörten die Puritaner, ein Ableger des christlichen Protestantismus, der im späten 16. Jahrhundert aufkam und in England und später in den amerikanischen Kolonien einflussreich wurde.
Einflussreiche Puritaner widmeten der Rolle der Juden in der Eschatologie oder Endzeittheologie beträchtliche Aufmerksamkeit. Viele von ihnen - wie John Owen (Theologe, Parlamentsabgeordneter und Administrator im Oxford des 17. Jahrhunderts) - waren überzeugt, dass die physische Rückkehr der Juden nach Palästina für die Erfüllung der Endzeitprophezeiung notwendig sei.

Obwohl die puritanischen Wurzeln dessen, was später als christlicher Zionismus bekannt wurde, in modernen Darstellungen darüber, wo und warum die Unterstützung der amerikanischen Evangelikalen für Israel begann, oft übersehen werden, bekennen sich ihre Anhänger dennoch klar zu ihrem Erbe.
So sagte der damalige US-Außenminister Pompeo, selbst ein christlicher Zionist und bekannt für seine Besessenheit von der Endzeitdoktrin, 2019 während der CUFI-Konferenz ua. folgendes in seiner Rede: "Die christliche Unterstützung in Amerika für Zion - für ein jüdisches Heimatland - geht auf die frühen puritanischen Siedler zurück und hat sich über Jahrhunderte gehalten. In der Tat meinte unser zweiter Präsident (John Adams, 1797 - 1801): 'Ich wünsche mir wirklich, dass die Juden wieder eine unabhängige Nation in Judäa werden.'"1

Diese puritanischen Überzeugungen, die bis heute fortbestehen und an Popularität gewonnen haben, verfestigten sich im Laufe der Zeit in England und im kolonialen Amerika, insbesondere in der reichen politischen Klasse, und führten zu einer Vielzahl von Interpretationen darüber, was genau die Bibel über die Endzeit sagt. Zu den einflussreichsten gehörte die Entwicklung des christlichen "Dispensationalismus", eines Interpretationsrahmens der die Bibel nutzt, um prophetische Hinweise auf "Israel" als Bezeichnung für eine ethnisch jüdische Nation in Palästina zu finden.
          

Der Dispensationalismus wurde im Wesentlichen vom anglo-irischen Prediger John Nelson Darby entwickelt, der glaubte, dass das von Gott bestimmte Schicksal Israels und das der christlichen Kirche völlig voneinander getrennt seien und dass letztere von Gott vor einer vorhergesagten Periode irdischen Leidens, die als Trübsal bekannt ist, physisch von der Erde entrückt werden würde. 
Nach Darbys Ansicht würde die Trübsal nach dem Bau eines dritten jüdischen Tempels auf dem Tempelberg in Jerusalem beginnen.
Dieser Glaube an die physische Entrückung der Christen von der Erde vor der Trübsalszeit, der weithin als engl. Rapture ("Entrückung in das Reich Gottes") bekannt ist, wurde von Darby in den 1820er Jahren konzipiert, allerdings betonten bereits damals Theologen verschiedener Konfessionen sowie Bibelwissenschaftler die fehlende biblische Grundlage für diese Interpretation. Es ist jedoch wichtig, darauf hinzuweisen, dass es unter dispensationalistischen Christen Unterschiede in der Frage gibt, ob die Entrückung vor, während oder nach der Trübsalszeit stattfinden wird.

Trotz ihres relativ kurzen Bestehens als Idee und des Mangels an biblischen Belegen wurde die Entrückung von einigen Kirchen in England und den Vereinigten Staaten, vor allem in den letzteren, mit Begeisterung angenommen. Dies war vor allem dem Werk des höchst umstrittenen Theologen Cyrus Scofield zu verdanken.
Bemerkenswert ist, dass Darbys Art der christlichen Eschatologie mit ähnlichen Entwicklungen in der jüdischen Eschatologie zusammenfällt, nämlich mit den Ideen von Rabbi Zvi Hirsh Kalisher (1795 - 1874) und der Schaffung eines neuen Zweigs des jüdischen Messianismus. Kalisher glaubte, dass Juden proaktiv daran arbeiten müssten, das Kommen ihres Messias zu beschleunigen, indem sie nach Israel auswandern und einen dritten Tempel auf dem Tempelberg in Jerusalem errichten. Darbys Überzeugungen und die von ihm inspirierten Vorstellungen propagierten etwas Ähnliches in dem Sinne, dass Christen das Kommen der Entrückung und der Trübsal beschleunigen könnten, indem sie die Einwanderung von Juden nach Israel und den Bau eines dritten jüdischen Tempels förderten.
(Anm. von mir: allerdings gab es auch Vorläufer für den späteren religiösen Zionismus eines Kalisher, etwa die Anhänger von Schabtai Zvi im 17. Jh. oder auch die Peruschim, ab 1808, die jeweils mit nur geringem Erfolg und in begrenztem Umfang den Versuch einer Wiederansiedelung im Nahen Osten unternahmen).
 
Christliche Zionisten ebnen den Weg für Theodor Herzl
Darby reiste nach Nordamerika und in verschiedene andere Länder, um seine Ideen zu verbreiten, und traf mehrere einflussreiche Pastoren in der englischsprachigen Welt, darunter James Brookes, den späteren Mentor von Cyrus Scofield. Seine Reisen und die Verbreitung seiner Schriften machten seine eschatologischen Ansichten in bestimmten Kreisen der amerikanischen und englischen Christen während des religiösen Wiedererwachens im 19. Jahrhundert populär. 
Darbys Überzeugungen waren besonders für die Elite beider Länder attraktiv, so dass einige englische Adlige bereits in den 1840er Jahren in Zeitungsanzeigen Juden zur Auswanderung nach Palästina aufforderten.

Eine weitere prominente Persönlichkeit, die von Darbys Endzeitdoktrin beeinflusst wurde, war der amerikanische Prediger Charles Taze Russell, aus dessen Kirche später mehrere verschiedene Gemeinschaften hervorgingen, darunter die Zeugen Jehovas. Jahrzehnte vor der Gründung des modernen politischen Zionismus begann Russell - nicht nur vor Christen, sondern auch vor Juden in den Vereinigten Staaten und anderswo - über die Notwendigkeit einer jüdischen Masseneinwanderung nach Palästina zu predigen.

Russell addresses an audience of American Jews in New York in 1910

Wie bereits Rabbi Kalisher einige Jahrzehnte zuvor schrieb Russell 1891 einen Brief an ein wohlhabendes Mitglied der Bankiersfamilie Rothschild, Edmond de Rothschild, sowie an Maurice von Hirsch, einen wohlhabenden deutsch-jüdischen Unternehmer und Philanthropen, über seinen Plan für die jüdische Besiedlung Palästinas (Anm. von mir: damals Teil des Osmanischen Reiches). 
Russell beschrieb seinen Plan wie folgt: "Mein Vorschlag ist, dass die wohlhabenden Hebräer von der Türkei zu einem fairen Wert alle ihre Eigentumsanteile an diesen Ländern kaufen, d.h. alle Ländereien der Regierung (Ländereien, die sich nicht im Besitz von Privateigentümern befinden), unter der Bedingung, dass Syrien und Palästina zu einem freien Staat gemacht werden." 
Derselbe Plan sollte einige Jahre später in dem wohl einflussreichsten zionistischen Buch aller Zeiten wieder auftauchen, Theodore Herzls Der Judenstaat, das 1896 veröffentlicht wurde.

Es ist nicht bekannt, ob Rothschild oder Hirsch überhaupt von Russells Brief beeinflusst wurden, obwohl Russells Ideen im Hinblick auf seine Förderung der jüdischen Einwanderung nach Palästina einen nachhaltigen Einfluss auf einige prominente amerikanische Juden und amerikanische Christen hatten.
Im selben Jahr, in dem Russell seinen Brief an de Rothschild und von Hirsch schrieb, verfasste ein anderer einflussreicher dispensationalistischer Prediger ein weiteres Dokument, das bei der Erforschung der Rolle amerikanischer Christen bei der Entwicklung und Verbreitung des Zionismus oft übersehen wird. William E. Blackstone, ein amerikanischer Prediger, der stark von Darby und anderen Dispensationalisten seiner Zeit beeinflusst war, er hatte Jahrzehnte damit verbracht, mit großem Eifer die Einwanderung von Juden nach Palästina als Mittel zur Erfüllung der biblischen Prophezeiung zu fördern.
Der Höhepunkt von Blackstones Bemühungen war das Blackstone Memorial, eine Petition, in der der damalige Präsident der Vereinigten Staaten, Benjamin Harrison, und sein Außenminister James Blaine aufgefordert wurden, sich "für die Rückgabe Palästinas an die Juden" einzusetzen. In der weitgehend in Vergessenheit geratenen Petition wurden Harrison und Blaine gebeten, ihren Einfluss geltend zu machen, um "die baldige Abhaltung einer internationalen Konferenz zu erwirken, die sich mit der Lage der Israeliten und ihren Ansprüchen auf Palästina als ihrer alten Heimat befassen und auf jede andere gerechte und angemessene Weise die Linderung ihres Leidenszustandes fördern solle."

Wie schon bei Russells Brief ist nicht genau bekannt, welchen Einfluss das Blackstone Memorandum auf die Ansichten oder die Politik von Harrison oder Blaine hatte. Die Petition für das Blackstone Memorandum ist jedoch aufgrund ihrer Unterzeichner, zu denen die einflussreichsten und wohlhabendsten Amerikaner der damaligen Zeit gehörten (die meisten davon zumindest nominell Christen), von großer Bedeutung.

So gehörten zu den Unterzeichnern etwa J.D. Rockefeller, der erste Milliardär des Landes, J.P. Morgan, der reiche Bankier; William McKinley, der künftige Präsident der Vereinigten Staaten; Thomas Brackett Reed, der damalige Sprecher des Repräsentantenhauses; Melville Fuller, der Oberste Richter des Obersten Gerichtshofs; die Bürgermeister von New York City, Philadelphia, Baltimore, Boston und Chicago; die Herausgeber des Boston Globe, der New York Times, der Washington Post und der Chicago Tribune sowie zahlreiche weitere Mitglieder des Kongresses, einflussreiche Geschäftsleute und Geistliche. Obwohl auch einige Rabbiner zu den Unterzeichnern gehörten, wurde der Inhalt der Petition von den meisten jüdischen Gemeinden in Amerika abgelehnt. 
Mit anderen Worten: Das Hauptziel des Zionismus wurde, noch bevor er zu einer jüdischen Bewegung wurde, bereits von der (anglo-)amerikanischen, nichtjüdischen Elite weitgehend unterstützt.

Das Blackstone Memorandum erregte später die Aufmerksamkeit von Louis Brandeis, einem der prominentesten amerikanisch-jüdischen Zionisten, der Blackstone später als den wahren "Gründervater des Zionismus" bezeichnete, so Brandeis' enger Freund Nathan Straus. 
Brandeis gelang es schließlich, einen betagten Blackstone davon zu überzeugen, 1916 eine neuerliche Petition an den damaligen Präsidenten Woodrow Wilson mit einem zweiten Blackstone Memorandum einzureichen, das Wilson dann später unter vier Augen überreicht wurde. 
Statt Unterschriften von prominenten Mitgliedern der amerikanischen Elite zu sammeln, konzentrierte sich Blackstone dieses Mal auf die Unterstützung protestantischer Organisationen, insbesondere der Presbyterianischen Kirche, die Wilsons presbyterianischem Glauben entsprach. Laut dem Historiker Jerry Klinger, Präsident der Jewish American Society for Historic Preservation, war diese Änderung der Strategie die Idee von Brandeis gewesen.

Alison Weir, Autorin von Against Our Better Judgment: The Hidden History of How the U.S. Was Used to Create Israel, beschreibt Brandeis als einen der einflussreichsten amerikanischen Zionisten und eine Schlüsselfigur bei den Bemühungen, Wilson zur Unterstützung der Gründung eines jüdischen Staates in Palästina zu bewegen. Weir behauptete jedoch, dass Blackstones zweite Petition einem so genannten "Gentleman's Agreement" untergeordnet war, in dem englische Beamte versprachen, einen jüdischen Staat in Palästina zu unterstützen, wenn amerikanische Zionisten, angeführt von Brandeis, den Eintritt der Vereinigten Staaten in den Ersten Weltkrieg erreichen könnten.

Wilson unterstützte schließlich Blackstones neue Petition, die dem Präsidenten aber lediglich privat von Rabbi Stephen Wise vorgelegt wurde. Dieses zweite Blackstone Memorandum war ein Schlüsselelement der von Brandeis geleiteten Kampagne, die schließlich die amerikanische - d.h. private - Unterstützung für die Balfour-Erklärung sicherstellte, in der die britischen Absichte zur Unterstützung eines jüdischen Ethnostaats in Palästina festgelegt wurden. Bemerkenswert ist, dass die Balfour-Erklärung nach dem damaligen englischen Außenminister Arthur Balfour benannt ist, der selbst ein christlicher Dispensationalist war, obwohl Weir gegenüber MintPress erklärte, dass Balfour wahrscheinlich eher von politischen Zwängen als von religiösen Motiven beeinflusst wurde.
Die einzige Person im britischen Kabinett, die sich gegen die Balfour-Erklärung aussprach, war auch ihr einziges jüdisches Mitglied, Edwin Montagu.

Die Balfour-Erklärung war an ein Mitglied der Rothschild-Bankiersfamilie, Lionel Walter Rothschild, gerichtet. Es war dies der letzte in einer Reihe von Briefen, die an Mitglieder der Rothschild-Familie geschrieben wurden und sie aufforderten, ihren Reichtum und politischen Einfluss zu nutzen, um die Gründung eines jüdischen Staates in Palästina zu unterstützen: von Rabbi Kalisher, der 1836 an Baron Amschel Rothschild schrieb, über Charles Taze Russell, der 1891 an Edmond de Rothschild schrieb, bis hin zur Balfour-Erklärung, die 1917 an Lionel Walter Rothschild gerichtet wurde. 

Weir erklärte gegenüber MintPress, dass die Rothschilds in diesen frühen Bemühungen um die Errichtung eines jüdischen Staates in Palästina aufgrund "ihres Reichtums und der damit verbundenen Macht" eine prominente Rolle spielten, was sie bei denjenigen sehr begehrt machte, die der Meinung waren, dass ein jüdischer Staat in Palästina durch den Kauf des Territoriums durch reiche europäische Juden gebildet werden könnte, wie es Kalisher als auch Russell vorgeschlagen hatten. Die Balfour-Erklärung war jedoch an die Rothschilds gerichtet, da zu diesem Zeitpunkt Mitglieder der Familie Rothschild, insbesondere Edmond de Rothschild, bereits zu den stärksten Unterstützern der zionistischen Sache gehörten.

Falls Interesse besteht, übersetze ich auch noch die zweite Hälfte des Artikels.
Das vollständige Original findet sich beim Link oben in der Titelzeile. 

Noch einige Ergänzungen meinerseits: Teil dieser apokalyptisch-messianischen Agenda ist aber nicht nur die Errichtung des dritten Tempels, sondern auch die ethnische Säuberung Israels. 
Dh. alle Palästinenser müssen verschwinden.
Dazu passt auch aktuell ein geleaktes Papier des israelischen Nachrichtendienstes, bzw. aus Regierungskreisen. Dort wird davon gesprochen, die Bevölkerung von Gaza zu vertreiben und im ägyptischen Sinai auszusiedeln, die USA sollen dazu Druck auf Ägypten ausüben.
Die Palästinenser würden dann entweder in Ägypten bleiben oder auch von den USA und Europa als Migranten aufgenommen werden.

Das erklärt dann vielleicht auch, weshalb schon bisher viele zionistische Juden im Westen der Einwanderung von Muslimen das Wort reden, oder sich überhaupt gleich direkt dabei engagieren.


5 Kommentare:

  1. Werter Sandokan!

    Es ist schon lange her, dass ich so eine genaue Abhandlung über den Zionismus lesen durfte. Dieser von Ihnen detailreich erstellte Aspekt spielt eine größere Rolle, als sich das die meisten vorstellen können.

    MfG Michael!

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  2. Abgesehen davon, dass dieser Blogtext viel zu lang ist für so ein Format, finde ich es politisch sehr unklug, sich die "apokalyptischen" Evangelikalen in den USA so frontal vorzunehmen. Die sind doch, wenn man es einmal von einer übergeordneten strategischen Warte her nimmt, unsere "natürlichen" Verbündeten in diesem schrecklichen Land, weil sie die treueste Wählerbasis für Donald Trump darstellen. Dem einzigen, der das Potential hat, die elende Herrschaft des Deep State zu brechen.

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  3. @Germanicus

    Das Problem ist wahrscheinlich weniger Trump selbst, obwohl der Einfluss den seine zum Judentum konvertierte Tochter und Schwiegersohn Kushner auf seine Politik gehabt haben auch verhängnisvoll war (etwa in Bezug auf Covid oder Personalfragen).
    https://www.google.at/search?q=trump+kushner+covid

    Das eigentliche Problem lag eher darin, welche Personen er in sein Kabinett aufgenommen hat.
    Mittlerweile weiß man ja, dass er vom Großteil hintergangen wurde.
    Leute wie Pence, Bolton oder eben Pompeo - genau jene die Webb in ihrem Artikel benennt und als Bspl. für christliche Zionisten und Endzeitgläubige anführt (und mehr Deep state als diese Personen geht gar nicht).

    Auch wenn es den einen oder anderen schmerzt, ich halte nichts davon diesen Aspekt der Ära Trump auszublenden.
    Ich bin auch eher für Trump - aber nicht weil er so toll wäre, sondern weil die anderen noch schlimmer sind. Also zur Schadensbegrenzung
    Was die Republikaner selbst betrifft, das ist eben eine republikan. Fraktion dort, im faktischen Zwei-Parteien-System der USA.

    Webb führt ja aus, dass das bloß eine Momentaufnahme ist, und die Verbindungen weiter zurückreichen und komplexer sind.
    Bei den Demokraten etwa sitzen wiederum reihenweise jüdische Zionisten in hohen Positionen. Es kommt also auf das Gleiche hinaus.
    Trump war ja über Jahrzehnte Unterstützter der Demokraten, selbst als Präsident der Demokraten hätte sich in der Sache nichts geändert (Trump ist außerdem in diesem Artikel aus 2019 nur ein Nebenaspekt).

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  4. @Michael

    Danke, ich habe es ja bloß übersetzt und etwas ergänzt.
    Whitney Webb ist immer eine tolle Spürnase.

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  5. ...der Einfluss den seine zum Judentum konvertierte Tochter und Schwiegersohn Kushner auf seine Politik gehabt haben ...

    Beim guten, alten Dikigoros, er hat seine Schwächen*, gewiss, aber am Ende von Teil II seines Artikels "Der Weg des Tees" eine interessante Verlinkung. Dort auch zum Namen Kushner/Kouchner/Kasner. Man muss es nicht unbesehen glauben, aber erst einmal eintakten, und mit der schnöden Realität abgleichen. So, man wie auch mit den ach so gefälschten Protokollen tun sollte ...

    *Zwei davon auf Wunsch und Anforderung.

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