Montag, 14. Februar 2022

Gedanken über einen unmoralischen »Staatsmann«

von LePenseur


Jedes Jahr wird zwischen 13. und 15. Februar der zahllosen Opfer des alliierten Bombenterrors in der schlimmsten Form, nämlich 1945 mit der Vernichtung der Dresdener Altstadt und hunderttausender Zivilopfer, gedacht. Naja, also eigentlich ... wird heute höchstens der Altstadtzerstörung gedacht, die verbrannten Opfer sind schon zu einer Petitesse heruntergerechnet worden: von 250.000 bis 350.000 hat man sich schon bis auf "ca. 25.000" heruntergehantelt. Der US-Präsident Biden bezeichnete noch das als bloße Goebbels-Propadanda und wollte gerade mal 2.500 gelten lassen ... aber bitte, vielleicht ist er auch einfach mit den Nullen beim Ablesen des Teleprompters durcheinandergekommen. Wäre bei "Seiner Senilität" ja nicht das erste Mal  ...
 
Abgesehen von der servilen Erbärmlichkeit, mit der heute "Historikerkommissionen" dreist ihr Hexen-einmaleins herunterrechnen, ist die Willfährigkeit ekelerregend, mit der in der Gedenk(un)kultur der Name des Hauptverantwortlichen dieser Greueltat, jenes (um eine Wortprägung des Kollegen it's  me  zweckentsprechend zu verwenden) "entfernt menschenähnlichen Drecks" namens Winston Churchill, der in Dresden keine militärisch-wirtschaftlichen Ziele (die es dort auch kaum gab!) angegriffen sehen, sondern explizit "600.000 Flüchtlinge aus Breslau grillen" wollte, ganz nonchalant unter den Teppich gekehrt wird.
 
Was Winston Churchill mit seinem "moral bombing" in Deutschland  (und ganz besonders eklatant in Berlin, Hamburg und eben schließlich in Dresden) betrieb, war aus jeder Perspektive (außer der der Siegermächte, selbstmurmelnd) ein Kriegsverbrechen. Und zwar eines, das an Opferzahlen die Atom-bomben von Hiroshima und Nagasaki in den Schatten stellte, ihnen jedoch an Grausamheit und Menschenverachtung wenigstens gleichkam.

Churchill hatte einfach das "Mazel", Politiker einer Siegernation zu sein. In Nürnberg wurden auch Politiker und Generäle, die objektiv gesehen weit weniger Schuld auf sich geladen hatten, zum Galgen oder zu jahrelangen Freiheitsstrafen verurteilt (man denke etwa an den bereits 1938, also lang vor Kriegsbeginn, geschaßten Außenminister v. Neurath, der danach nur mehr als "Frühstücksdirektor" in Titularfunktionen fungierte, und doch bis 1954, als man ihn mit 81 Jahren nach einem Herzinfarkt entließ, in Spandau einsaß, oder an den ebenso längst kaltgestellten Generalfeldmarschall v. Manstein).

Was diesen W.C. betrifft: was er 1945 mit seinem Verrat an der Wlassow-Armee betrieb (mein Vater war damals Augenzeuge von verzweifelten Kosaken, die sich zum Ertrinken in den Fluß stürzten, als sie erkannten, daß sie gegen die ihnen gegebenen Zusagen an Stalin ausgeliefert werden sollten), war kein Völkermord, aber eine derart letztklassige Schuftigkeit, daß man besagten Sir W.C. locker in derselben Arschloch-Liga mitspielen lassen kann, wie den "Föhrer", "Väterchen Stalin" oder den "Großen Vorsitzenden" aus dem Reich der Mitte. Jedenfalls hätte dieser W.C. — weit eher als der relativ harm-lose Hess — es redlich verdient, aus seinem Grab ausgebuddelt, verbrannt und dann in der Nordsee verklappt zu werden.

Das werden Transatlantiker nicht gerne hören, für die dieser W.C. immer noch ein "großer Staats-mann" ist. Mag sein (obwohl seine Naivität gegenüber einem Stalin auch dies nicht gerade angebracht erscheinen läßt!) — aber seine "Größe" als Kriegsverbrecher und Charakterschwein schlägt die des Staatsmannes um Längen!

Und was den "Nobel-Schriftsteller" W.C. betrifft ... naja:  dann hätte Bismarck posthum den Literatur-nobelpreis mindestens ebenso verdient! Und erst der hochgebildete, stets stilsichere Fürst Bülow mit seinen "Denkwürdigkeiten" — denn die sind ein Literatur-Chimborazo gegenüber den Maulwurfs-hügeln der W.C.-Schriften, denen die noble Schwedenakademie "für seine Meisterschaft in der historischen und biographischen Darstellung sowie für die glänzende Redekunst, mit welcher er als Verteidiger von höchsten menschlichen Werten hervortritt" ihren Preis nachwarf.

"Verteidiger von höchsten menschlichen Werten": man kann nicht soviel fressen, wie man bei so viel heuchlerischer Geschichtsfälschung kotzen möchte ...
 
 

10 Kommentare:

  1. Churchill, auch so eine unverdiente historische Ikone.
    Hat über seine Rolle als junger Offizier im Burenkrieg öffentlich gelogen und eine Heldengeschichte gefakt.
    War eingefleischter Deutschenhasser und mitverantwortlich für den 1. WK.
    Wo er dann als Marineminister das britische Desaster an den Dardanellen gegen die Türken zu verantworten hatte.
    Und im 2. WK hätte er beinahe die Niederlage der britischen Luftwaffe zu verantworten gehabt, weil er während des "Luftkampfes um England" den dafür verantwortlichen Strategen und Kommandanten ablösen ließ, den er durch einen eigenen Mann ersetzt hat.
    Über das was er an Verbrechen in Irland zu verantworten hat gäbe es auch einiges zu erzählen.
    Gleich nach dem Krieg hatten dann aber selbst die Briten genug von ihm und wählten ihn als PM ab.

    Von einem Finanzberater des US-Präsidenten, Bernard Baruch ließ er sich zuletzt übers Ohr hauen, und war denn bis ans Lebensende dessen Schuldner.

    Sandokan

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  2. W.C wurde zu einem "großen Staatsmann" verklärt und ist doch nichts anderes, als ein mieser Charakter mit Alkohol- und Geldproblemen sowie Kriegsverbrecher!
    Möge er in der Hölle schmoren!

    MfG an den sehr von mir geschätzten Penseur!

    Michael

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  3. Weder gibt es stichfeste Belege für 250.000 Opfer in Dresden, noch für das Zehntel davon. Wir wissen es einfach nicht. Was wir wissen: Rechte „wissen“, das es 250.000 waren, Linke „wissen“, dass es 25.000 waren.
    Beide Seiten aus gleich niederträchtigen ideologischen Motiven. Die Opfer sind beiden, Rechten wie Linken, total egal. Es geht nur um die jeweilige Polit-Agenda.

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  4. Diese doppelten Maßstäbe, es ist wrirklich zum ...., einfach unbegreiflich.
    Von mir ein klares "Nein", dass alle Menschen den gleichen Wert haben.

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  5. Hagen von Tronje15 Februar, 2022 10:23

    Aber aber...
    cher le Penseur!

    Klio hat Sinn für einen besonderen Humor.

    Vor Winston: British Empire von Australien nach Indien, von Afrika nach Kanada.
    Am Boden liegend, wurde der gute alte "bring in the reinforcements" Trick angewendet, den sich die netten und hilfsbeflissenen USA aber teuer bezahlen liesen.

    Nach Winston: Ein zerfallendes Reich, dessen Reste man heute lächelnd betrachten kann.

    War er wirklich der Retter des Vaterlandes?

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  6. Ein kleiner Nachtrag zu den "politisch motivierten Zahlen": Es gibt Aufzeichnungen der Dresdener Ordnungspolizei aus dem März 1945, die von der Bergung von über 200.000 Toten, vorwiegend Frauen und Kinder. Die Zahl ist in den 1990er Jahren von der Dresdener Stadtverwaltung bestätigt worden. Einschließlich der Vermißten (die beim Feuersturm restlos Verbrannten) müssen 300.000 Tote befürchtet werden. Das Schreiben der Stadtverwaltung Dresden ist im Netz veröffentlicht, zuletzt auf folgender Seite:
    https://www.conservo.blog/2022/02/15/zuschrift-zum-artikel-bombardierung-dresdens/

    Requiem aeternam ...

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  7. @Sabine F.
    Linke wie Sie wissen offenbar, dass Dresden vor der Bombardierung geräumt wurde und es gar keine Opfer gab ...

    Bomber Harris ließ übrigens kurz nach dem 2.WK. auch noch gezielt arabische Zivilisten bombardieren, die nicht so ganz mit der britischen Besetzung ihres Landes einverstanden waren.
    Aber stimmt schon, es mag Schlimmeres geben als die Bombardierung Dresdens.
    Im 2. WK ließen etwa die Briten hunderttausende Menschen im heutigen Bangladesh verhungern, weil ganze Landstriche verwüstet wurden und die Ernte vernichtet damit die Japaner dort nicht auch noch einmarschieren.

    Sandokan

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  8. Korrektur - Die Schätzungen reichen sogar bis zu 3 - 4 Millionen Toten im damaligen Bengalen (Bangladesh).

    Zitat: Während der Hungersnot sei es Churchills einziges Interesse gewesen, die gute Versorgung der britisch-indischen Armee und des britischen Mutterlandes sicherzustellen. Seine einzige Antwort auf ein Telegramm des Vizekönigs Archibald Wavell, in dem dieser die Freigabe von Nahrungsmittelspeichern erbat, war die Frage gewesen, warum Gandhi denn nicht auch verhungert sei.

    Quelle: The Ugly Briton. Time Magazine, 29. November 2010

    Sandokan

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  9. Bei all meiner Kommentierwut vergaß ich:

    Chapeau und Dank für dieses Gedenken!

    Dresden war ein singuläres Kriegsverbrechen, allein wegen der zerstörten Kunstschätze.
    Wie richtig lag doch der türkische Politiker in Hamburg: Die Nachkriegsdeutschen sind eine Köterrasse geworden.

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