von LePenseur
... klagt ein gewisser Georg Leyrer in Österreichs Tageszeitung KURIER. Was darf man darunter verstehen? Ganz einfach: daß »...Grenzen überwunden und die Menschen auch über unterschiedliche Weltsichten hinweg zusammen agieren sollen wie die Kulturschaffenden.« Funktioniert nicht mehr. Oder vielmehr: das soll auch gar nicht mehr funktionieren!
Die Wiener Philharmoniker laden den Putin-freundlichen Dirigenten Valery Gergiev am Vorabend eine Konzertreihe in New York aus. Die Mailänder Scala verlangt für weitere Zusammenarbeit eine Deklaration, daß Gergiev die Invasion verurteilt.
[....] Da will man instinktiv in der Argumentationsschublade Wörter wie Gesinnungs-kontrolle hervorkramen.
Ja, das wäre man direkt versucht! Aber nein, belehrt uns Leyrer: »Das wäre aber, daran wird man sich gewöhnen müssen, falsch.«
Oho! Wieso?
Mehr als Zeichen zu setzen, kann die Kultur in diesen schrecklichen Tagen nicht. Eines davon kann sein, Putin-kritische Kulturschaffende noch mehr zu unterstützen.
Nun: mehr als Zeichen zu setzen, kann die Kultur auch nicht nicht-schrecklichen Tagen nicht! Kultur hat noch keinen Hungernden gespeist, keinen Frierenden gekleidet oder Toten begraben. Sie hat das höchstens indirekt über die durch sie erzielten Einnahmen bewirkt. Aber diese Einnahmen kamen nicht »aus der Kultur«, sondern aus der güterschaffenden Arbeit, deren Erträge eben auch — so einer will — für Zwecke der Kultur ausgegeben werden ...
Und nun sollen diese Ausgaben für Zwecke der Kultur also nicht aufgrund der Qualität der Kultur-leistung, sondern aufgrund der öffentlich bekundeten politischen Zu- bzw. Abneigung eines Künstlers erfolgen. Das könnte man als »Haltungskulturismus« bezeichen, ganz analog zu einem Phänomen in Zeitungsredaktionen, das man als »Haltungsjournalismus« bezeichnet. Und so, wie es bspw. bei einer Reportage — Relotius, schau' oba*)! — nicht auf die Richtigkeit des Berichtes ankommen soll, wenn nur »die Haltung« richtig ist, so käme es bei einem Dirigenten nicht darauf an, ob er die dirigierten Werke richtig interpretiert, sondern darauf, ob er die Politik Putins verurteilt. Cancel-»culture« vom Feinsten!
Im Ersten Weltkrieg gab es durchgeknallte französische Chauvinisten, die das Spielen »deutscher« Musik in Konzertsälen und Opernhäusern verbieten wollten. Im Zweiten Weltkrieg war es recht ähnlich — doch mittlerweile, dachten wir, sind wir über derlei Hirnrissigkeiten hinaus.
Dachten wir! Und dies sollte einem eigentlich der gesunde Hausverstand schon sagen: ein falsches Tempo bei Bruckner wird nicht richtiger, wenn der Dirigent »Putin-kritischer Kulturschaffender« ist. Und wenn's einem der Hausverstand nicht flüstert, dann wenigstens der Anstand.
Herr Leyrer war — das merkt man an seinem Text — vor dem KURIER bei ORF und APA angestellt. Anstand ist dort eher ein Fremdwort — das scheints auch nicht im Wörterbuch des besagten Herrn zu finden ist. Oder ... vielleicht hat er's bisher einfach noch nicht gesucht ...?
-----
*) »schau' oba!« — für Piefkes: »sieh runter!«, im Sinne von: »na, da sieh mal einer an!«
Sehr von mir geschätzter Penseur!
AntwortenLöschenBei den sogenannten "Kulturschaffenden" und selbst ernannten "Schöngeister" dreht es mir den Magen ordentlich um!
Seit zwei Jahren wird die Gesellschaft (vorher natürlich auch schon) brutal auseinander dividiert. Wo waren da die Künstler? Fast alle haben das Maul gehalten oder sich mit den Pandemietreibern ins "Bett gelegt".
Von der Corona Propaganda direkt zur Kriegs Propaganda!
Momentan möchte ich kein Russischer Staatsbürger im "Wertewesten" sein. Wer im öffentlichen Interesse steht und keine (richtige) politische Duftmarke abgibt, ist erledigt und bei Bedarf wird derjenige sogar gekündigt!
Rassismus gegen Russen ist gerade "woke".
Deut-schland ist wieder einmal führend und wir in Österreich sind nicht viel besser!
Ich schäme mich für soviel Dummheit und Charakterlosigkeit Menschen so zu pauschalisieren.
MfG Michael!
Denkt daran Leute, alle Teuerungen der letzten Wochen und Monate haben ausschließlich und alleinig mit dem jetzigen Angriff Russlands auf die Ukraine zu tun!
AntwortenLöschenUnd das gilt uneingeschränkt auch für alles kommende.
Der Russ ist schuld, nicht die Politik der Regierung!
Wer öffentlich anderes behauptet, dem wir der Social media-account und der Zugang zum Bankkonto gesperrt.
Weil Fake-News geht gar nicht.
Sandokan
Wir kamen, wir sahen uns um, er krepierte.
AntwortenLöschenIn Anspielung an einen berühmten Ausspruch von Julius Caesar.
Die damalige US-Außenministerin Hillary Clinton gut gelaunt über den Sturz Gaddafis in Libyen: We came, we saw, he died.
Und dann wundert man sich, wenn Putin und andere den USA und NATO nicht vertrauen und sie als gefährliche Irre betrachten, die sprichwörtlich über Leichen gehen.
https://www.youtube.com/watch?v=6DXDU48RHLU
Sandokan
Die hier immer sehr positiv gesehene Bildzeitung spricht Klartext: „Scholz packt endlich an! Er ist im Amt angekommen.“ 🙌👍
AntwortenLöschenPutins Rede "Imperium der Lügen" in Deutsch zum nachlesen.
AntwortenLöschenhttps://odysee.com/@odysee:42/PutinSpeech_PutinRede:b
Sandokan
Zwei besserwisserische Anmerkungen zu diesem gelungenen Artikel, geschätzter Penseur: Schau oba bedeutet meiner Meinung nach: schau vom Himmel runter, also die Anrufung eines vorverstorbenen "Experten" für die jeweilige Causa. Das wäre im Falle Relotius zwar eigentlich falsch, denn diese Koryphäe zeitgenössischer journalistischer Sorgfalt dürfte höchstwahrscheinlich noch am Leben sein, andererseits im übertragenen Sinne zulässig, denn Relotius ist ja beruflich, faktisch, fachlich "tot". Zumindest er als Person, nicht sein "Geist" natürlich. Die Wendung "schau oba" wäre mE damit zwar richtig gesetzt, aber unrichtig erklärt.
AntwortenLöschenZweitens könnte man, wenn man schon bei der Semantik ist, den von Ihnen verwendeten Begriff des "Anstandes" in Frage stellen.
"Und wenn's einem der Hausverstand nicht flüstert, dann wenigstens der Anstand."
"Anstand" hat wie "Haltung" einen sehr leicht ins Komische ausschlagenden Charakter. Abstellen auf Anstand hat etwas sehr Konformistisch-Spießbürgerliches an sich, weshalb sich die linke Reichshälfte früher darüber eher lustig gemacht hat. Heute hat sie diesen Begriff für sich okkupiert, und wir sollten ihn ihr, wie ich finde, nicht mehr streitig machen, sondern die im innewohnende Ambivalenz für ironische Zwecke nützen.
"Aber was zählt schon heutzutag der Hausverstand - Hauptsache, der ANSTAND stimmt."
Das wäre doch giftiger, oder nicht?
Verzeihen Sie diese Beckmesserei, aber Ihre Artikel gefallen mir so gut, dass ich mich unweigerlich zu deren "Optimierung" herausgefordert fühle.
Es ist eine besondere List der Geschichte, dass es ausgerechnet der Diktator in Moskau schafft, die oft heillos zerstrittene EU so eng zusammen zu bringen wie noch nie. All die feuchten Träume der Rechten, Putins Krieg werde die begeisterten Ostmitteleuropäer auf Russlands Seite ziehen, sind sowas von jämmerlich geplatzt. Klar wird Putin wegen seiner puren militärischen Übermacht die Ukraine irgendwann platt gebombt haben. Aber der politische Schaden für ihn, sein Land und seine linken und rechten Jubelperser weltweit ist riesig. Gut so.
AntwortenLöschenSie Geistesheroe, Anonym, seit wann waren Ostmitteleuropäer wie Polen und Balten, auch Ungarn und Rumänen, denn prorussisch? Ihre Begeisterung für die "europäischen Werte" sind schön, aber ich für meinen Teil weiß, auf welcher Seite ich zu stehen habe, wenn Genderismus und Verschwulung und Orientalisierung verhandelt werden. Und letztlich zeigt die Reaktion des One-World-Regimes nur umso deutlicher, dass der arme Putin keine andere Wahl hatte. Aber Hauptsache, so aufrechte Demokraten wie Sie halten die Fahnen des Westens hoch!
AntwortenLöschen@Lechner:
AntwortenLöschenSie postulieren: "Ich weiß, auf welcher Seite ich zu stehen habe, wenn Genderismus und Verschwulung und Orientalisierung verhandelt werden."
Man muss Ihnen für Ihre brutale Offenheit danken. Zeigt sie doch, dass Genderismus, Schwule und Orientalisierung für Neurechte ein zureichender Grund sind, ein Land, das sich Richtung Westen orientieren will, von der Landkarte zu bomben.
Klarer als Sie kann man es nicht auf den Punkt bringen.
Die Stadt München hat Gergiev entlassen. Gut so.
AntwortenLöschenGergiev wird sicherlich schnell en besseres Auskommen als Hofkapellmeister des Kreml finden. Eine echte Win-win-Situation für beide Seiten.
Cher Wastl,
AntwortenLöschen»Gergiev wird sicherlich schnell en besseres Auskommen als Hofkapellmeister des Kreml finden«, meinen Sie. Kann schon sein, daß er künftig v.a. in Moskau als Dirigent arbeiten wird. Wäre den Moskauern durchaus zu gönnen.
Ob der Rauswurf aus München freilich »eine echte Win-win-Situation für beide Seiten« ist, wage ich zu bezweifeln. Dirigenten seines Formats laufen nicht scharenweise herum, und Dirigenten, die nicht nur einen elastischen Taktstock sondern darüberhinaus zusätzlich kein elastisches Rückgrat haben, sind noch weitaus seltener.
Aber Ihnen ist »Rückgrat haben« sichtlich egal. Mollusken haben dafür auch keinen Bedarf.
@Penseur:
AntwortenLöschenFür Sie hatten also Künstler wie Arno Breker und Leni Riefenstahl, die bis zum Schluss loyal zum "Führer" standen gegen den westlich-liberalen Mainstream, und dito Leute wie Eisenstein und Majakowski, die ebenso loyal zum großen weisen Stalin standen, "Rückgrat".
Das mus man sich auf der Zunge zergehen lassen. Das Argument, dass ein Vergleich von AH und JS mit den großen weisen Putin unstatthaft sei, weil dieser ja ein lupeneiner Demokrat ist (G. Schröder), können Sie gerne in Ihrer Mottenkiste lassen.
Apropos: Schröder wird ja jetzt auch von den pööhsen westlichen Satrapen "isoliert". Man muss sicherlich um ihn bzw. das Halten seines Lebensstandards fürchten. Vorschlag zur Güte: Sie machen ihn in Ihrem Blog zum Co-Autor. Ihr Blog würde durch die Decke gehen! Und Schröder hätte endlich wieder liebe Freunderln um sich.
Cher Wastl,
AntwortenLöschenwie ich bereits schrieb: Mollusken wie Sie sagt das Wort "Rückgrat" nichts. Haben Sie nicht, brauchen Sie nicht.
Und was die Riefenstahls und Majakowskis betrifft: sinnerfassendes Lesen hätte Ihnen vielleicht die Erkenntnis beschert, daß zwischen einem "Nein" auf die Zumutung "Jetzt verurteilen Sie Putin doch endlich, sonst schmeißen wir sie fristlos raus!" und Riefenstahls oder Majakowskis Bewunderung für den jeweils eigenen Diktator eine grundsätzliche Differenz besteht: mir wäre nicht bekannt, daß die Münchener Oper heute von Nazis oder Stalinisten geleitet würde. Sondern nur von kleinen Hosenwetzern, die mal einen auf wichtig machen wollen, indem sie von einem anderen verlangen: "Jetzt gefälligst Haltung bekennen!"
Wenn ihnen die völlige Erbärmlichkeit eines solchen Begehrens nicht einleuchtet, kann ich Ihnen auch nicht helfen. Und will es auch nicht, offen gesagt.
Werter Wastl,
AntwortenLöschenich finde es inzwischen nur noch urkomisch, dass ausgerechnet jene, die immer am hysterischsten herumbrüllen, man würde ja die Verbrechen der Nazis relativieren, wenn man irgend einen Nazi- oder Hitlervergleich bringt, sich jetzt geradezu darin überschlagen, Putin mit Hitler gleichzusetzen. Und der größte Brüller daran: Ihr merkt es nicht mal.
Übrigens wurde auch die Operndiva Anna Netrebko gefeuert. Und das nicht einmal, weil sie eine Putin-Verehrerin Riefenstahlschen Kalibers wäre, sondern weil sie einfach gesagt hat, sie wolle keinen Krieg, sie wolle sich aber auch nicht politisch äußern, denn sie sei Künstlerin und sehe ihre Aufgabe eher darin, mit der Musik Menschen zu verbinden statt sie kriegerisch zu spalten. Das war den laut brüllenden Forderern nach klarem Kriegsbekenntnis zuwenig. Schon wer es wagt, nicht eindeutig Kriegsposition zu beziehen, muss weg. Wer nicht für uns ist, ist gegen uns, und willst du nicht mein Bruder sein, dann schlag ich dir den Schädel ein!
Wer hier in wessen Tradition unterwegs ist, ist mehr als deutlich sichtbar.
MfG Fragolin
Gergijev kann sich gar nicht von Putin distanzieren. Das ist für ihn im wörtlichen Sinne eine (Über)Lebensfrage. Würde er Nein zum Krieg sagen, würden ihn Putins Schergen an jedem Ort der Welt aufspüren und ohne Federlesen umbringen. Haben wir ja oft genug erlebt.
AntwortenLöschenCher Günter,
AntwortenLöschenna klar! Ob ein Dirigent in München sich für oder gegen ihn bekennt, ist für Putin und Rußland einfach eine Überlebensfrage!
Wer das Geheimnis heraus hat, wie man Tschaikowsky zu dirigieren hat, der ist selbstmurmelnd Geheimnisträger, den es bei Abtrünnigkeit abzumurksen gilt, bevor er seine Geheimnisse an einen Dirigenten aus den USA weitergibt, was ja augenblicklich zum Einsturz des Moskauer Bolschoi-Theaters führen würde, oder so ...
HErr, laß Hirn regnen!