Samstag, 4. September 2021

Fußnoten zum Samstag

von Fragolin

 

Unvaccinated lives matter.

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Heute vor zwölf Jahren veranlasste ein Bundeswehr-Offizier die Bombardierung zweier von der Taliban entführter Tanklastzüge in Afghanistan, während hunderte Zivilisten mit Kanistern die in einem Flussbett stecken gebliebenen Wagen plünderten. Über 140 Menschen sterben. Und bis heute wundern sich Politiker, warum die Bevölkerung dort lieber drei Taliban an der Backe haben als einen Nato-Soldaten und ihre „Loyalität“ gegenüber einer fremden Besatzungsmacht zu wünschen übrig lässt.

Nicht vergessen: die Politiker, die sich darüber wundern, sind die gleichen, die den Abzug aus Afghanistan massiv vergurkt haben, in der Migrationspolitik versagt, die Wirtschaft mit Energiewende und Lockdowns an die Wand geknallt, Hunger und Obdachlosigkeit ins Land geholt und uns erklären, sie wüssten, wie man die Welt rettet und ein Virus mit flächendeckenden Gentechnik-Experimenten besiegt.

Und sie werden in wenigen Wochen von locker drei Viertel ihrer Untertanen begeistert wiedergewählt werden...

***

Kleines Quiz: Aus welchem Jahr stammen solche Zeilen:

"Wenn ich die deutsche Presseberichterstattung analysiere, erkenne ich mein Land nicht wieder", sagt der an der Marburger Universität lehrende afghanische Politologe Matin Baraki.

[...]

Die Verzerrung der afghanischen Realität durch deutsche Berichterstattung hat viele Ursachen. Da sind die manchmal nur eingebildete Gefahrensituation, der Zeitdruck und die Neigung, schnell mal ein paar deutsche Offizielle, vornehmlich Militärs, zu befragen. Der für die BBC arbeitende britische Journalist afghanischer Herkunft, John Raki-Sarwar, meint ironisch: "Viele deutsche Kollegen brauchen keinen Zensor. Sie erahnen, wie beim Angriff auf den Tanklastzug in Kundus, was höheren Orts erwünscht ist."

Tatsächlich ließ ein ZDF-Reporter nach Oberst Kleins Befehl des Luftangriffs, bei dem 142 Menschen verbrannten, einen Afghanen sagen, dass der deutsche Oberst nicht vor Gericht gestellt werden dürfe, sondern einen Orden verdient habe. Der Interviewte war an seiner flachen Filzmütze unschwer als Paschtune zu erkennen. Die Opfer des Angriffs aber waren Tadschiken. Beide Volksgruppen hatten sich bis vor Kurzem in einem Bürgerkrieg bekämpft. Nun denunzieren sie sich bei den ausländischen Militärs gegenseitig als Taliban. Das Weglassen solcher Fakten führt zur Desinformation.“

Liest sich doch wie die Zustandsbeschreibung der heutigen Medien. Journalisten „erahnen, was höheren Orts erwünscht ist“. Und Manipulieren durch Weglassen und Umbenennen, durch „Framing“ und „Haltung“.

Ist aber nichts Neues unter der Sonne. Der Artikel im „Freitag“ heißt „Die tägliche Dosis Desinformation“ und stammt, um das Rätsel aufzulösen, aus dem Jahr 2009. Heute, ein geschlagenes Dutzend Jahre später, hat sich rein gar nichts geändert, ganz im Gegenteil, die Manipulation und Desinformation wurden intensiviert und der vorauseilende Gehorsam der Journaille vor den „höheren Orten“ hat geradezu kriecherische Dimensionen angenommen.

Glaubt wirklich noch jemand an Reue und Wandel in den Redaktionsstuben?


1 Kommentar:

  1. Schon klar, man macht sich so keine Freunde in dieser Region.

    Auf der anderen Seite (so es sie nicht gerade selbst betrifft) sind Afghanen warscheinlich mit die Ersten die es für moralisch vertretbar halten, wenn man sein Eigentum mit Gewalt vor Plünderungen schützt.
    Was sie eher nicht verstehen ist, wenn man sich dafür im Nachhinein entschuldigt, bzw die Schuld für den Vorfall auf sich nimmt.

    Dazu auch eine Anekdote aus einem Interview mit einem Ex-Special forces Soldaten. Wenn das US-Militär ein afghanisches Haus gestürmt hat um jemanden zu verhaften oder auszuschalten, dann hat man der Familie den Schaden für die aufgebrochene Haustüre abgegolten.
    Mit einem Betrag der dem Wert einer höherpreisigen Haustüre in den USA entsprochen hat.
    Ich glaube kein Afghane hat das verstanden, aber es hat sie sicher amüsiert...

    Astuga

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