Donnerstag, 17. September 2020

Fußnoten zum Donnerstag

von Fragolin


Der Stern der Moderatorin-für-eh-jede-Show Barbara Schöneberger, die aus mir unbekanntem Grunde geradezu omnipräsent auf dem Bildschirm ist und eher ein Grund, die von ihr moderierte Show nicht anzusehen, weil ich selten einen Menschen erlebt habe, bei dem die Differenz zwischen selbstgefühlter Witzigkeit und fremdbetrachteter Peinlichkeit größer ist, mit Ausnahme von Jan Böhmermann und Stefan Raab vielleicht, wird gerade unter einem „Shitstorm“-Kackehaufen begraben. 

Ihr Vergehen gegen die Menschlichkeit ist der billige Witz, „Zigeunersoße“ würde jetzt „Soße ohne festen Wohnsitz“ heißen. Prompt erfolgte der Aufschrei einiger Empörungsbeauftragter und Sprachblockwarte, freudig aufgegriffen von den Medien, die das sofort groß betrommeln. Und der „Zentralrat der Sinti und Roma“, eine seltsame Institution für ein angeblich Freies Volk ohne festen Wohnsitz – für einen „Zentralrat“ reicht es immer – tobt natürlich sofort los:
Beschämend und unwürdig. Antiziganismus ist immer noch Alltag! Vor allem in den Medien. Für Barbara Schöneberger ein Witz, für Sinti und Roma herabwürdigend und tief verletzend.“
Äh, liebe Zigeuner, und ich rede euch so an weil ihr selbst die Bullshitbingo-Floskel „Antiziganismus“ in den Raum tretet, was wollt ihr jetzt? Wer sagt, man darf auch weiterhin Zigeuner sagen, wird von euch ebenso angebellt wie der, der sagt, man darf es nicht mehr. Ihr seid ja sowas von herabgewürdigt, verletzt und von Mimimi erfüllt. Berufsmäßig. Welchen Job hat ein Zentralrat der Zigeuner noch, außer sich herabgewürdigt und verletzt zu fühlen? Eine Frage, die man bei allen Zentralräten stellen kann. Denn ein Zentralrat, der feststellt, dass es eigentlich nix mehr zu tun gibt, weil das Zusammenleben einfach flutscht, und es deshalb auch keine Geldhähne mehr gibt, die man anzapfen könnte, der hat seine Existenzgrundlage und damit sich selbst aufgelöst.

Wisst ihr was? Jemand, den man gerichtlich bestätigt als Köterrasse bezeichnen darf, als weißen Abschaum, hochpräsidial-majestätisch auch als dunkeldeutsches Pack und im Sinne einer bald wieder regierenden Partei als Bewohner eines miesen Stückes Scheiße, und der mit seiner Arbeit auch noch jene Steuerfläschchen füllt, an denen ihr nach jeder Empörungsorgie nuckeln könnt, der kann auf euer Mimimi pfeifen. 

Und da sage mal noch einer, Sinti und Roma wären starke, stolze Völker.

Übrigens: Wieso stehen diese Völker unter besonderem Schutz, wenn doch bereits die Behauptung, es würden Völker existieren, für das von diesem Begriff abgekoppelte Konglomerat der „die Menschen“ die „hier leben“ ein Indiz für völkische Gesinnung, tiefen Nationalismus und eine Spaltung der Gesellschaft in die „Wir“ und die „Die“ darstellt? Also, liebe Zigeuner-Zentralrätler, es gibt kein Volk der Sinti und kein Volk der Roma, es gibt keine staatenlosen Nationen, ihr seid Verbreiter einer nahe an der Reichsbürger-Mentalität schrammenden völkischen Gesinnung, die die hier lebenden und umherziehenden Menschen künstlich spaltet. Es gibt euch gar nicht. Ihr gehört dekonstruiert, weggedacht und in der Masse der „die Menschen“ aufgelöst.

Und zum Abschluss ein Video des brutalen Alltagsantiziganismus der Deutschen, als es sie noch gab. Die Deutschen ebenso wie die Zigeuner. Verklärte Romantik statt hasszerfressenes Mimimi. Ach, waren das noch Zeiten.

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P.S. Sollte Barbara Schöneberger jetzt weniger bildschirmpräsent sein, halte ich das nicht für einen Verlust. Aber die Begründungen für die Abgänge der Sternchen halte ich für immer idiotischer. Willkommen bei der Sprachpolizei der Mullahs im Iran, wir haben dieses Niveau langsam erreicht.


5 Kommentare:

  1. "für einen „Zentralrat“ reicht es immer"

    Er kann noch so oft und angestrengt beteuern, der gute Fragolin, dass er eigentlich nichts gegen Juden hat und sie sogar "bewundert" - am Ende schwitzt sein ihm tief eingewurzelter Antisemitismus dann doch immer wieder durch seine Poren.

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  2. @da schau her!

    antisemitismus?

    noch nie vom "zentralrat der muslime" gehoert, oder vom "zentralkomitees der deutschen katholiken"? was ist daran "antisemitisch"?

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  3. Ein "Zentralkommitee" ist nun mal kein "Zentralrat". Da denkt man höchsten an die Kommunisten, die ja so manche Ähnlichkeiten mit der katholischen Kirche haben.
    Man hört zwar gelegentlich auch was vom "Zentralrat dr Muslime". Aber jedenfalls in Deutschland konnotiert bei diesem Begriff nun mal jeder den "Zentralrat der Juden in Deutschland". Das weiß auch der Österreicher Fragolin...

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  4. Werter "Da schau her",
    ich bin mit einigen Juden befreundet, und wenn die mal ihre Meinung zu ihrem "Zentralrat" äußern, dann würden kleine Schaumschläger wie du sofort Nazi-Alarm auslösen und in Rothsche Schreikrämpfe verfallen. Also spar dir dein Heulen, es ist lächerlich. Wie immer.
    MfG Fragolin

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  5. Cher "Da schau her!",

    ohne mich in die diskussionen mit kennerderlage bzw. Kollegen Fragolin einmengen zu wollen ... aber es gibt außer dem Zentralrat der Juden in Deutschland

    noch den

    - Zentralrat der Afrikanischen Gemeinde in Deutschland
    - Zentralrat Deutscher Roma und Sinti (s.o.)
    - Zentralrat der Muslime in Deutschland
    - Zentralrat Orientalischer Christen in Deutschland
    - Zentralrat der Armenier in Deutschland
    - Zentralrat der Êzîden in Deutschland

    Das festzustellen braucht ungefähr 15 Sekunden: "Zentralrat" in Wikipedia eingeben. Zu viel verlangt?

    Weiters gab es früher noch den
    - Zentralrat der Deutschen Sozialistischen Republik
    - Zentralrat der bayerischen Republik, und schließlich den
    - Zentralrat der FDJ

    Eine ganze Menge an Zentralräten, würde ich mal sagen ...

    Wenn Sie also mit "Zentralrat" immer ein "der Juden in Deutschland" mitassoziieren und sofort den abscheulichen Ruch von Antisemitismus in der Nase haben, erinnert mich das an den auf diesem Blog schon mehrfach gebrachten, uralten Psychiater-Witz, in dem dieser vor seinem Patienten einen Strich auf ein Stück Papier zeichnet und fragt: »Woran denken Sie, wenn Sie das sehen?«
    Der Patient antwortet: »An nackte Frauen.«
    Der Psychiater nickt bedächtig und zeichnet einen Kreis aufs Papier: »Und dabei?«
    »An nackte Frauen.«
    Der Psychiater zeichnet nun ein Dreieck und fragt: »Und woran dabei?«
    »An nackte Frauen, natürlich!«
    Der Psychiater seufzt: »Nackte Frauen scheinen bei Ihnen eine Art von fixer Idee zu sein.«
    Der Patient protestiert: »Na hören Sie! Wer hat denn all diese Schweinereien aufgezeichnet — Sie oder ich…?«

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