Freitag, 27. Dezember 2019

Heuchelei und Scheinheiligkeit

von Fragolin

 Ja, Blogmeister LePenseur hat das Thema vorgestern schon angesprochen, aber mir ist da doch noch etwas aus den Fingern geflossen...

Um das Thema Heuchelei und Scheinheiligkeit breitzuwalzen, bietet sich momentan zwar die SPÖ an, aber manchmal braucht man auch nur auf die Erfinder schauen. Wie sie da in ihrer Vatikanstadt sitzen, ein steuergeschontes Eiland einer superreichen Organisation mit geradezu mafiöser weltweiter Unternehmensvernetzung und ungeahntem Milliardenvermögen. Der letztgewählte Vorstandsvorsitzende hat zur jährlichen Unternehmensfeier wieder seine Rede an die Belegschaft gehalten und dabei dem Rest der Welt wieder ausgerichtet, was er von ihr hält. Nun ja, bei Red Bull hätte sich der Shitstorm der Medien über ihn ergossen, bei der Katholen AG hält sich die Presse vorsichtig zurück. Denn immerhin palavert der Oberhirte der Schafskirche so schön politkorrekt von Flüchtlingen und Herbergssuchern, dass es einem das Herz erwärmt, solange man das Hirn nicht einschaltet. Aber Denken kann ein Fluch sein. Und ist der größte Feind der Kleriker.

Und so salbadert der CEO eines der größten, reichsten und härtesten Konzerne dieser Welt, über die Ärmsten der Armen und medial als „Flüchtlinge“ Geframten:

"Es ist die Ungerechtigkeit, die sie dazu zwingt, Wüsten und Meere, die zu Friedhöfen werden, zu überqueren.“

Äh, Franzl, Einspruch. Ich weiß, als Kirche muss man immer mit solchem Floskelbingo daherkommen, so mit „Gerechtigkeit“ und „Moral“ und „Glaube“, aber wenn wir jetzt mal ganz einfach versuchen, uns vorsichtig aus den Wipfeln des Mammutbaums der Propaganda zu den Wurzeln im Boden der Realität hinunterzuhangeln, dann kommen wir irgendwann an den Punkt, wo der Begriff „Ungerechtigkeit“, vor Allem aus dem Munde des Vertreters einer in Pomp und Glorie residierenden Gesellschaft an die Armen dieser Welt gerichtet, seine Bedeutung verliert oder noch besser gar nicht mehr beachtet werden sollte, um nicht zum Bumerang zu werden, und stattdessen klar wird, dass es eine ganz andere Ursache gibt, die erst zu dieser angeblichen Ungerechtigkeit führt, die Menschen in die Welt treibt.
Und das ist die Überbevölkerung. Genau das, was passiert, wenn eine Mischung aus „Seid fruchtbar und mehret euch“, „Das Kondom ist des Teufels“ und „Der Afrikaner schnackselt halt gern“, dazu führt, dass die Bevölkerungszahlen explodieren, und das in einer Gesellschaft, in der der erste Sohn alles erbt, der zweite vielleicht noch was lernen darf und verheiratet werden kann, ab dem dritten aber nichts mehr bleibt, als sein Glück in der Welt zu suchen. Wenn der selbst in dem Spiel der Vermehrung gesperrte Oberhirte das Problem, das zu Überbevölkerung und Migrationsdruck führt, noch verstärkt, und dann Gerechtigkeitsgefasel absondert, dann hat das was. Wenn der dann auch noch von anderen fordert, den dadurch wachsenden Migrationsdruck gefälligst aufzunehmen, dann wird es skurril.

Es ist die Ungerechtigkeit, die sie dazu zwingt, unsagbare Misshandlungen, Knechtschaft jeder Art und Folter in den unmenschlichen Auffanglagern zu ertragen.“

Abgesehen davon, dass ich den Wahrheitsgehalt der meisten Berichte darüber, die ausschließlich von mit den Migrationsgewinnern verbandelten Organisationen kommen, mehr als anzweifle, gibt es sicher auch schlimme Einzelfälle. Aber hat man jetzt irgendwas aus dem Munde des katholischen Oberpredigers vernommen, was die „Ungerechtigkeit“ der durch etliche eben dieser Migranten begangener Grausamkeiten betrifft? War es also „Gerechtigkeit“, die zu Berlin, Kandel, Wuppertal oder Augsburg und inzwischen hunderten, ja tausenden anderen Tatorten geführt hat? Sind Misshandlungen an Migranten anders zu bewerten als Misshandlungen durch Migranten, dass man die einen beweint, die anderen aber totzuschweigen versucht?
Das zum Thema Scheinheiligkeit und Heuchelei, im Namen der Gerechtigkeit, Amen und Halleluja.

Es ist die Ungerechtigkeit, die sie abweist von Orten, wo sie eine Hoffnung auf ein würdiges Leben haben könnten und die sie auf Mauern der Gleichgültigkeit stoßen lässt."

Also das ist interessant, denn ich versuche den Sinn dahinter zu finden, wenn der Oberbürgermeister eines Stadtstaates, der selbst bei der Aufnahme und Versorgung „Geflüchteter“ jetzt nicht gerade eine Vorreiterrolle spielt, um es mal diplomatisch auszudrücken, die „Ungerechtigkeit“ beweint, dass Flüchtlinge dort, wo es ihnen besser gehen könnte, auf Mauern der Gleichgültigkeit stoßen. Denn hier lässt er in Bezug auf den eigenen Palast nur zwei Deutungen offen: Entweder bietet der Vatikan niemandem, der an seine Tore pocht, ein würdiges Leben, außer er trägt Purpur, oder es ist den Insassen des obersten Verwaltungsgebäudes der Kleriker einfach gleichgültig, was aus anderen wird. In beiden Fällen frag man sich, woher deren Oberbonze die Chuzpe nimmt, mit seinen Fingern anklagend auf andere zu zeigen. Dass die Popen gerne Wasser predigen und Wein saufen, ist ja nichts Neues, aber wird denen selbst ihre tiefe Heuchelei nicht irgendwann genug?

Und warum hat der Papst nicht, statt immer nur jene anzuprangern, die die Folgen der Geschehnisse über sich ergehen lassen und ertragen müssen, mal das Wort an die angeblich armen Flüchtenden gerichtet und ihnen mal ein paar Tipps gegeben? So nach dem Motto:

Liebe Wanderer und Sucher eines besseren Lebens, achtet und respektiert die Länder, die Gesellschaften, die Menschen, zu denen ihr kommt. Achtet deren Werte, deren Umgang miteinander, den Grundsatz der Gleichheit, die Frauen, die sexuell anders Orientierten, die Andersgläubigen, die Minderheiten. Zeigt Respekt gegenüber ihren Gesetzen und Regeln, haltet euch daran und sorgt dafür, dass keiner in eurer Gemeinschaft dagegen verstößt. Zeigt Dankbarkeit gegenüber denen, die euch Gastfreundschaft gewähren und die Chance auf ein besseres Leben in ihrer Gemeinschaft eröffnen, und ergreift diese Chancen. Lernt die Sprache, beteiligt euch am öffentlichen Leben, integriert euch in die Gesellschaft, lernt, arbeitet und zeigt euren Kindern den Weg heraus aus der Kultur und Denkwelt, die euch in Armut getrieben und zur Flucht genötigt hat, und öffnet ihre Köpfe der Zukunft als Mitglieder jener Gesellschaft, die euch mit offenen Armen empfangen hat.

Nun, den Grund, warum er solches nicht sagt, kann man sich denken. Es ist der Grund, weshalb ich seine Meinung für irrelevant und das verlogene Geschwafel eines alten Heuchlers halte.
Seine Scheinheiligkeit hat gesprochen.

4 Kommentare:

  1. Manchmal, werter Fragolin ist es einfacher nur Frohe Weihnachten zu wünschen, und den Sinn dieses Wunsches zu bedenken. Es wird dann nämlich so sein, dass man die Scheinheiligkeit und Heuchelei in der Welt und der Kirche in einen anderen neuen Licht wesentlich unverkrampfter sehen kann. Dass die "Erfinder" von Scheinheiligkeit und Heuchelei im Vatikan zu finden sind, halte ich in dieser Pauschalität führ eine sehr gewagte These. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die Reise eines Papstes nach Polen, in ein Land der politischen Heuchelei besonderen Ausmasses. Dass die damalige Machthaber vor Angst in die Hosen geschissen haben, sei nur am Rande erwähnt. Dass dieses Land heute ungeliebtes Mitglied in der EU ist, wer hätte das je zu träumen gewagt? Mein Rat: Etwas weniger verbissen, kann schon sehr viel mehr bewirken. Letztendlich kommt es nur darauf an, dass wir persönlich keine Heuchelei und Scheinheiligkeit betreiben. Dann ist schon sehr viel erreicht.

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  2. Man kann jeden Satz dieses dankenswerten Blogs nur dreifach unterstreichen. Und möchte seufzen: Dieser Blog in der römischen Kleriker Ohr...
    Aber das ist ein allzu frommer Wunsch, denn wie der Verfasser zu Recht feststellt: Denken und Kleriker - eine contradicitio in adiecto!

    Übrigens, der grosse Friedrich Nietzsche hat das alles vor bald 150 Jahren scharfsichtig auch schon diakgnostiziert. Als Pastorensohn wusste er, wovon er sprach.

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  3. Werter Fragolin,
    gewöhnlich schätze ich Ihre - bisweilen auch sehr - scharfzüngigen Analysen. In diesem Artikel jedoch reihen Sie mir zu viele Pauschalaussagen aneinander. Man spürt, dass viel „aus dem Bauch heraus“ verfasst wurde. Aber ebenso viel nach „Hörensagen“, aber journalistisch ungeprüft geschrieben wurde. Damit wird es zu „Fake News“ und schadet Ihrer ansonsten untadeligen virtuellen Feder.
    Freundliche Grüße
    Fips

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  4. Werter Fips,
    natürlich schreibe ich "journalistisch ungeprüft", weil ich weder Journalist bin noch presserechtlich Auskunft begehren kann und das übrigens nebenbei in meiner Freizeit mache. Ich bin weder in der Lage noch gewillt, die Arbeit einer Zeitung zu machen. Ich schreibe Fußnoten, mache Anmerkungen und veröffentliche meine Privatmeinung, nicht mehr und nicht weniger.
    Wenn Sie Fakten besitzen, die beweisen, dass ich hier irgendwelche "Fake News" verbreite, dann bitte auf den Tisch damit, ansonsten muss ich Ihnen leider, nicht böse sein, zugestehen, das Thema verfehlt zu haben.
    MfG Fragolin

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