Dienstag, 17. September 2019

»Free Hong Kong«

von  it’s  me  


Nach Greta ist die neue Ikone aus dem Hut gezaubert, nämlich Joshua Wong, der für Freiheit in Hong Kong eintritt/kämpft. An dieser Stelle darf gefragt werden, wie weit die Freiheit in der ehemaligen britischen Kronkolonie eingeschränkt ist. Natürlich wesentlich mehr als bei uns, aber noch immer nicht so stark, dass Joshua Wong an der Ausreise gehindert wurde, noch immer nicht so stark, dass er wegen seiner Demonstrationen inhaftiert wurde. Keine Frage, dass China diktatorisch geführt wird, aber seien wir einmal ehrlich: denkt irgend jemand mit logischem Denkvermögen, dass China mit seinen 1,3 Milliarden Menschen demokratisch geführt werden kann wie Großbritannien oder das kleine Österreich mit seinen 8 Millionen?

Mag die Presse zensuriert werden, ebenso das Internet, aber es herrscht Reisefreiheit und wer Hong Kong mit Einheimischen besucht, merkt nicht, in einer Diktatur zu sein, im Gegensatz zu Katar,Saudi Arabien oder Pakistan. Und dieselben Politiker und Medien, die „Free Hong Kong“ schreiben/brüllen, schweigen zu den Unterdrückiungsmechanismen und brutalen Menschenrechtsverletzungen in Saudi Arabien, Bahrain, Kuweit, Iran, Afghanistan, Indonesien, Malaysien, Jemen und fast allen muslimischen Ländern. Im Gegenteil, man jubiliert, wenn der saudische König in Aussicht stellt, dass Frauen vielleicht ein Auto lenken oder ein Fußballstadion besuchen dürfen. Dann redet man von Reformen und Fortschritten, Zustände, die in Hong Kong Norm sind.

Bei meinem letzten Besuch in Hong Kong vor 16 Monaten habe ich in den 6 Tagen keine 10 Polizisten gesehen. Vielleicht überwacht die Verwaltung etwas diskreter, aber das Gefühl ist nicht schlecht und die Bewohner Hong Kongs müssen sich immer in Erinnerung rufen, nicht mehr unter britischer Herrschaft zu leben. Btw, warum beantragen nicht alle Bewohner der Ex-Kronkolonie Asyl in GB oder in Deutschland? Man kann nicht oft genug Hadmut Danisch zitieren: „Es sind nicht die Maßstäbe, sondern die doppelten Maßstäbe, die mich ankotzen“.

Das Ganze erinnert mich irgenwie an Südafrika und die Zeit der Apartheid und die unrühmliche Beteiligung der Presse, die damals schon den Titel „Lügenpresse“ verdiente, an der „Free Nelson Mandela“-Kampagne, um einen Regimewechsel herbeizuführen. Mein seit Jahrzehnten in Südafrika lebender Verwandter, den ich damals für fünf Wochen besuchte, hat immer den damaligen Premier De Klerk zitiert, dass man den Schwarzen das Land zurückgeben müsse, aber langsam und in geordneten Bahnen und das wunderschöne, reiche Land nicht ins Chaos stürzen dürfe. Zu diesem Zweck hat die damalige Regierung versucht, eine schwarze, intellektuelle Elite zu schaffen, indem die talentiertesten gratis an den besten Universitäten der Welt studieren durften. 

Nur war der Druck von außen so stark, dass der Regimewechsel zu schnell über die Bühne ging mit dem Ergebnis, dass Leute in führende Positionen kamen, die ihnen einfach um einige Nummern zu groß waren. Es war einfach keine intelligente Schicht vorhanden. Das Ergebnis kennen wir alle: Das Land fuckt ab, nähert sich in riesigen Schritten denen des Nachbarlandes Rhodesien, es werden jährlich 70 weiße Farmer gefoltert und ermordet, deren Töchter und Frauen vergewaltigt, mit dem Ergebnis, dass das einst fruchtbare Land unfruchtbar ist. Außerdem hat Südafrika in der Zwischenzeit weltweit die höchste Vergewaltigungrate – vor Schweden. 

Die Verlogenheit der nach dem Ende der Apartheid fordernden Elite repräsentierte am besten der
Friedensnobelpreisträger, Bischof Desmond Tutu, dessen Haus mir von der Ferne gezeigt wurde. Keine Angst, es war nicht in Soweto oder eine anderen, schwarzen Siedlung. Sein Haus war in Cape Town, in einem von Mauern und Stacheldraht umgebenen, von Securities bewachten, weißen Ghetto“. Und selbiger rief immer auf, die Apartheid zu beenden. 

Und den Beweis, warum die Presse damals schon eine Lügenpresse war, wenn es dem „großen Ganzen und Guten“ diente: In den westl. Medien sah man ein Foto, wo schwarze Kinder hinter einem Gitter Weißen beim Fußballspielen zuschauten mit dem Untertitel: „Was können diese armen, schwarzen Kinder dafür, dass sie den Weißen nicht zuschauen dürfen und dies hinter einem Gitter machen müssen?“ Ein Colonel der Armee, klärte mich auf, dass es sich bei diesem Foto um eine Ausschnittsvergrößerung handelte: das Fußballspiel war in einer Kaserne zwischen einem Team aus Weißen und einem aus Schwarzen. Und jede Kaserne dieser Welt ist mit Zäunen umgeben und es besteht Zutrittsverbot für jedermann – weiß und schwarz. 

Aber die Wirkung der angeblichen Diskriminierung war da und damit der nächste Schritt, dieses Land ins Chaos zu stürzen, gemacht. Generell herrscht im Westen die präpotente Einstellung, dass wir die Moral, den Anstand, die Ethik und die demokratische Einstellung verinnerlicht hätten und als Weltverbesserer alle Länder dieser Welt erziehen müssten, unabhängig davon, ob wir die Mentalität dieser Länder kennen und/oder verstehen.


2 Kommentare:

  1. Bez. Bischof Tutu ist das hier Geschriebene nur die halbe Wahrheit. Desmond Tutu war , bevor er anglikanischer Erzbischof von Kapstadt wurde, viele Jahre Bischof in Johannesburg. Dort lebte er natürlich in Soweto. In einem kleinen einfachen Häuschen, das keiner der hochwürdigen Herren Purpurträger hierzulande auch nur seinen Fuß setzen würde.

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  2. werter günter!
    mag sein, aber später zog er nach cape town in dieses von mir erwähnte ghetto. ich weiß auch nicht, in welcher hütte er geboren wurde, in welchem slum er seine kindheit verbrachte.
    meine bestandaufnahme war eben oben erwähnte, und dabei handelt es sich nicht um eine halbwahrheit.

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