Mittwoch, 25. September 2019

Der linke Kokon und die DDR 2.0

von Fragolin

Ach ja, weil ich letztens hier den „Focus“ und den Fleischhauer als letzten Träger von Gehirnzellen in den mental recht leeren Fluren deren Redaktion hatte, hier ein Link auf einen Kommentar von ihm, der sich ja ausreichend unter Linken aufgehalten hat und deren Biotop kennt.

Viele Linke haben sich entschieden, nur noch mit Leuten zu verkehren, die so denken wie sie selbst. Dafür gratuliert man sich gegenseitig zum Mut, Dinge auszusprechen, mit denen alle einverstanden sind.“

Kann man es treffender formulieren?
Nein, eigentlich nicht. Es bringt diese ganze lächerliche Selbstbeweihräucherung eines inzwischen komplett in sich abgeschlossenen linken Kokon auf den Punkt, in der sich die selbstgefühlt progressive und moralisch weltrettende Elite eingesponnen hat und aus dessen Rand Hassparolen schreiende Kunstschaffende und immer aggressiver agierende Prügeltruppen ausflocken. Sie brüllen jeden Andersdenkenden nieder und verweigern jeden Dialog mit den von ihnen als solche gebrandmarkten Schmuddelkinder, um sich dann in ihrem Kokon gegenseitig aufzuplustern, dass die bösen Anderen jeglichen Dialog verweigern. Sie ziehen einen unüberwindbaren ideologischen Graben mit antifaschistischem Schutzwall und Nazikeulen-Selbstschussanlage und heulen sich dann gegenseitig an die Schulter, dass die Deppen vom anderen Ufer so böse Spalter wären. Und wenn einer auch nur den kleinen Finger aus diesem Kokon streckt und damit einen der Unreinen berührt, und sei es nur mit einem Atemhauch anstreift, dann wirft sich das gesamte Hasskollektiv kreischend auf ihn und prügelt ihn aus dem Kokon. Man will nur noch umgeben sein von Jasagern, Bestätigern, Zweifelsfreien, und schon der Hauch von Blasphemie lässt die interne Inquisition ausrücken. In dieser Filterblase ist die stramme Kommunistin Wagenknecht allein wegen ihrer marxistischen Ansicht, dass die Arbeiterklasse einer Volkswirtschaft nicht durch Billigkräfte von außen verdrängt und deren mühsam erkämpfte Sozialtöpfe von zuwandernden Heuschrecken leergefressen werden dürfen, zur rechtsextremen Rassistin gestempelt und in die Schmuddelecke geschoben worden. Die haben jede Haftung verloren und sich jeden Realitätssinns entledigt.

Wir sind Zeugen einer Entwicklung, die man als Selbstabschließung eines geistigen Milieus bezeichnen könnte, das für das intellektuelle Klima in Deutschland seit Langem bestimmend ist. Eine ganze Generation hat sich entschieden, nur noch mit Leuten zu verkehren, die so denken wie sie selbst.“
Das entscheidende Merkmal der Kultur des Einverständnisses ist, dass man unter sich bleibt. Man trifft sich auf den immer gleichen Podien, man verleiht sich gegenseitig Preise für den Mut, Dinge auszusprechen, mit denen alle einverstanden sind.“

Und wenn sie dann brav unter sich sind und sich nabelbeschauend und schulterklopfend an Musikvideos ergötzen, wo eine Auftragsmörderin eine Geburtstagsparty des Klassenfeindes blutspritzend niedermeuchelt, dann gratulieren sie sich gegenseitig, wie toll tolerant und progressiv sie doch sind. Und hussen sich gegenseitig immer weiter in Intoleranz, Gewaltbereitschaft und blinden Hass auf. Aus diesem Kokon brüllen nicht nur alternde Barden ihre linksfaschistischen Phantasien in die johlende Horde sondern fliegen inzwischen auch Brandsätze auf Parteibüros, Betonsteine auf Polizisten oder Holzknüppel und Fäuste auf Oppositionspolitiker und ihre Wahlhelfer. Diese Extrapolation des Kokon-Effektes hat Fleischhauer leider vergessen. Oder im Sinne der Erlaubnis des weiteren Kolumnenschreibens unterdrückt.

Die Leitfigur der neuen Linken ist nicht länger der Außenseiter, es ist der Gefolgsmensch. An die Stelle des Dissidenten ist der Mitläufer getreten, der die Fahne aufnimmt und sich in den Demonstrationszug einreiht.“

Achtung, Herr Fleischhauer, jetzt bitte nicht an einen Wandel „der Linken“ denken, sondern die Augen wirklich ganz weit aufmachen und die gesamte Gesellschaft betrachten. Linke sind nämlich nur dann Außenseiter und Dissidenten, wenn sie sich in einem Haus des Krieges mit dem Klassenfeind befinden. Sowie Linke meinen, ihre sozialistische Wunschgesellschaft bereits realisiert zu haben, werden sie zu deren hartnäckigsten Verteidigern.
In der DDR waren Linke was? Außenseiter und Dissidenten? Oder doch Gefolgsmenschen und Fahnenträger beim jährlichen Aufmarsch zur Lobpreisung ihrer kommunistischen Herren? Und gnadenlose Verfolger Andersdenkender, mit denen sie außer im offenen Kampf auf keinen Fall Berührungspunkte haben wollten. Weil Anstreifen an Dissidenten (offiziell: Imperialisten und Faschisten – kommt einem bekannt vor, oder?) zum eigenen Brandmarken als Schmuddelkind führen konnte und einen aus dem Kreis derer ausschloss, die im System weiter aufsteigen konnten.

Nicht die Linke hat sich verändert, sondern die Gesellschaft um sie herum. Sie passen ihr Verhalten nur an diese Gesellschaft an: in Feindesland sind sie Feinde, in Sozialistenland sind sie Fahnenträger. Herr Fleischhauer, Ihrer Analyse fehlt der letzte Punkt, nämlich die Feststellung, dass wir auch hier einen weiteren Beweis vorliegen haben, dass die Linken unter einer schwachen FDJ-Funktionärin hinter den Kulissen schon längst das Ruder führen und wir den Zustand der DDR 2.0 schon erreicht haben. Viele merken es nur noch nicht.
Ich halte Herrn Fleischhauer für intelligent genug, weitergedacht zu haben.
Dass er nicht weitergeschrieben hat, wird wohl seine Gründe haben, die noch eine Bestätigung darstellen.

Ach ja, zum „Focus“ noch ein Leckerli, denn das da fand sich als „Umfrage“ in dem Artikel:


Das ist die Denkwelt genau jener linksextremen Blase, die Fleischhauer in seiner Kolumne betrachtet; eine bessere Bestätigung hätte der „Focus“ gar nicht liefern können. Sie halten sich selbst für liberal (und nur der radikalste und mit der aggressiven Antifa eng verbandelte ultralinke Rand von „taz“, „Freitag“, „Zeit“ und „SZ“ hält sich für „linksliberal“) und progressiv und verstehen sich damit als Gegenpol der mit „rechts“ bezeichneten konservativen Seite.
Liberal“ ist nicht das Gegenteil von „konservativ“, sondern von „illiberal“. Und illiberal sind Leute, die glauben, anderen diktieren zu müssen, aus welchen Grünen auch immer, wie sie zu leben haben. Das betrifft aber genau sie selbst. Konservative machen keine Vorschriften sondern wehren sich ganz im Gegenteil gegen erzwungene Veränderungen, während natürliche Veränderungen zugelassen werden.
Zum Beispiel Sprache: Konservative bestehen nicht auf einer „Konservierung“ der Sprache, denn Sprache ist lebendig und wird von den Sprechenden selbst permanent verändert, aber sie darf nicht per Dekret festgelegt und begriffsamputiert werden. Linke schreien immer, Andersdenkende würden irgendwelche „Grenzen des Sagbaren verschieben“, aber das ist Unsinn, denn nur sie selbst ziehen „Grenzen des Sagbaren“, liberale Menschen leben Meinungsfreiheit und sehen nur juristische Grenzen bei Beleidigung, Drohung oder Ehrabschneidung. Deshalb können Linke nicht liberal sein und Liberale nicht allzuweit links stehen. Aber konservativ können Liberale sehr wohl sein, und Konservative auch liberal. Ist kein Gegensatz.
Deshalb ist diese „Umfrage“ komplett sinnlos. Außer natürlich, ihr Sinn besteht darin, dem linken Kokon wieder ein Schulterklopfen zu schenken. Die Linken sind nämlich auf keinen Fall konservativ, halten sich selbst aber sogar beim Brandsatzwerfen noch für liberal. Deshalb werden sie begeistert „sehr liberal“ ankreuzen und sich wieder bestätigt fühlen, denn auch in der Zeitung hat ja gestanden, wer nicht konservativ und damit rechts ist, ist ein Liberaler.
Was für eine Posse. Was für eine Müllpresse.

3 Kommentare:

  1. "Eine ganze Generation hat sich entschieden, nur noch mit Leuten zu verkehren, die so denken wie sie selbst.“

    Klar, die Rechten machen das natürlich nicht. Die verkehren auch jenseits ihrer Blasen. Fragolin macht uns das vor.

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  2. Cher Franzl,

    Klar, die Rechten machen das natürlich nicht. Die verkehren auch jenseits ihrer Blasen

    Stimmt! Sogar mit Trollen wie Ihnen, wie man aus vielen Kommentar-Threads dieses Blogs ersehen kann.

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  3. Werter Franzl,
    stimmt, ich mache das vor. Lese und kommentiere auch in anderen Medien, von "Jouwatch" über "Welt" bis "Standard" und "Zeit". Ich lese alle Meinungen und höre mir alle Argumente an. Und solange es sich um solche und nicht um inhaltsleere oder gar erlogene Hetze handelt, bin ich zu jeder Diskussion bereit.
    Der Diskussion verweigern sich nur jene, deren einzige Beiträge aus ein- bis zweisätzigen Hasskommentaren bestehen. In allen Medien.
    MfG Fragolin

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