Dienstag, 18. Juni 2019

Der Fake-Fake

von Fragolin

Kaum hat sich das Gelächter über die Segnung des Erlösungsbastis gelegt, tritt der in die ungewohnte Messias-Rolle Gedrängte schnell vor die Mikrofone und verkündet ein neues Opfer-Narrativ. Ablenkung muss sein und bei dieser Gelegenheit kann man gleich ein neues streuen: alle angeblichen Beweise, dass die ÖVP unter dem Erlösungskanzler Kurz, der nun vorhat, im September zum alleinherrschenden Gottkanzler aufzusteigen, bereits im Vorfeld über das Ibiza-Video informiert war und es vielleicht wirklich, wie damals angeboten, von den Machern gekauft (wenn diese nicht gar beauftragt) hat und jetzt mutwillig zum Sprengen der Koalition verwendet, sind Fake. Weil eine Überprüfung ergeben hat, dass es Fake sein muss. Also steht der Nichtwahlkämpfende da und erläutert, dass alle lancierten Mails Fake sind.
Schauen wir uns die vorgelegten Beweise an.

Die ÖVP hat nach eigenen Angaben (Achtung, in der gesamten „Beweiskette“ gibt es ausschließlich eigene Angaben der ÖVP, das Wort der Partei des künftigen Gottkanzlers ist Beweis genug, Amen!) zwar nicht die den Medien zugespielten (Von wem? In letzter Zeit spielt sich ab und zu nicht nur eine Menge ab, sondern auch eine Menge zu.) E-Mails, aber Screenshots davon gesehen und diese zur Überprüfung an Deloitte gegeben.
Äh.
Also ich hätte da jetzt Profi-Informatiker drauf angesetzt, aber bitte, wenn man meint, die IT-Experten eines Steuer- und Wirtschaftsberatungsdienstleisters mit ausreichend Parteinähe reichen aus, um glaubwürdig zu erscheinen, dann ist es auch okay. Nimmt nur keiner für voll. Sorry.
Und diese Eitih-Koniferen haben denn auch ein Pamphlet verfasst, dessen Kostenpunkt mich übrigens sehr interessieren würde, nur mal so am Rande, in dem eindeutig bewiesen wird, dass diese Mails Fake sein müssen.
Das haben die aus Screenshots erkannt.
Sogar die Threadketten, obwohl noch nicht einmal klar ist, welche Rohdaten den Screenshots zugrunde liegen und ob da nicht mit Tor und Proton ein bisschen um die Ecke geschoben wurde. Es gibt nämlich mehr als Outlook und Internet Explorer, besonders, wenn sich Leute über illegale Aktionen absprechen wollen.

Na gut, dann nehme ich mal auch einen Screenshot, wie man ihn hier machen kann, wo das Papier im Original vorgestellt wird.


Das Protokoll TLS1.2 wurde nach Auskunft der ÖVP, no na, also erst seit 2019 unterstützt.
Nur mal so zum mitschreiben: Ich habe ja schon lange den Verdacht, dass die verknöcherten Altparteistrukturen dazu führen, dass die erst vor wenigen Jahren vom System Steinplatte und Meißel zum System Papyrus und Feder gewechselt haben. Nur so ist es erklärbar, dass ein Protokoll zur Datenverschlüsselung, das bereits 2008 auf den Markt kam, seit etwa 2012 von allen Webbrowsern unterstützt wird und im Jahre 2018 bereits vom neuen, sichereren Protokoll TLS1.3 abgelöst wurde, erst 2019 den Weg auf die ÖVP-Server fand. Wahrscheinlich haben die erst seit 2019 Server. Das Internet als unbekanntes Neuland.

Ich meine, das muss man sich jetzt wirklich mal auf der Zunge zergehen lassen: Weil der ÖVP-Datenfuzzi behauptet, ein seit 10 Jahren aktives und inzwischen sogar durch eine neue Version ersetztes Verschlüsselungssystem wäre bei ihnen 2018 noch gar nicht aktiv gewesen, müssen die Mails, von denen es auch nur Screenshots gibt, Fake sein. Für wie blöd halten die uns eigentlich? Ich hoffe ja, dass sich da mal ein paar versierte Hacker draufschmeißen; ich halte von deren Machenschaften ja eigentlich nicht allzuviel, aber so wie uns die Schwarzen jetzt hier einen vom Pferd erzählen, wird es langsam skurril. Was erklären die uns als nächstes? Dass sie erst der Basti auf Türkis umfärben konnte, weil sie vorher nur Schwarzweiß-Nadelplotter in den Büros hatten?

Den Nachsatz mit der Serverkonfiguration, den ich einmal schlüssig begründet sehen möchte, kann man schon nicht mehr kommentieren. Spätestens hier weiß man, dass es bei diesem ganzen neuerlichen Opfer-Ausritt des Mimimi-Exkanzlers auf seinem Nichtwahlkampf selbst um einen astreinen Fake geht, um eine Nebelgranate, die gezündet wurde, um allfällig auftauchende Beweise von vornherein zu diskreditieren und sich immer tiefer in die Rolle des armen Verfolgten einzugraben. Mahnend fordert Kurz deshalb:
Es ist wichtig, allen Informationen in sozialen Medien kritisch gegenüberzustehen.“
Genau, besonders denen, die am Lack des Gesalbten kratzen, nicht wahr? Man sieht deutlich, um was es wirklich geht: Kurz baut einen Puffer auf, an dem die zu erwartenden Aufdeckungen abprallen sollen, da pauschal erst einmal zu Fakes erklärt, die alle nur dem armen kleinen Opferbasti weh tun wollen. Schön langsam wird dieser weinerliche Opferwahlkampf skurril.

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