Montag, 22. April 2019

Der Arsch von Allah

Ein kleines Rätsel zum Feiertag
von Fragolin

Durch Zufall bin ich über einen Artikel aus einer Zeitung gestolpert, der eindrucksvoll dokumentiert, wie sich Berichterstattung und Ideologie in den letzten 18 Jahren grundlegend gewandelt haben. Ich werde den Namen der Zeitung mit XYZ verfälschen, damit jeder mal ein bisschen raten kann, um welches Blatt es sich handelt, dass ich da mit einem Artikel aus dem Jahre 2001 zitiere.

Unter der Schlagzeile „Wenn die Fatwa droht“ wird dort festgestellt: „Damit Komik entlarvend wirkt, müssen Regeln verletzt werden“

Na dann, verletzen wir mal. Damals gab es ja noch keine AAS-Stasi. Also eigentlich nicht allzu viele zu verletzende Regeln; das hat sich netzwerkdurchsetzungsgesetzend ja inzwischen stark verändert. Und das Verletzen von Regeln war noch etwas ungefährlicher im Hinblick auf Karriere, sozialen Status und die Feuerfestigkeit des Familienfahrzeuges.

Am Mittwoch erschien (...) unter dem Titel „Mullahs immer klüger“ ein Artikel über indische Muslime, die das Fernsehen für das verheerende Erdbeben vor drei Wochen verantwortlich machten und daraufhin ihre TV-Geräte zerstörten. Der Schlusssatz des Textes lautete: „Allah ist groß, Allah ist mächtig, er hat einen Arsch von drei Meter sechzig.“

Also schnell zwischendurch: Ich distanziere mich natürlich vollinhaltlich und voller Ekel, oder wie dieses Gefühl heißt dass man nach einem längeren Lachanfall hat, von einer solchen offensichtlich schwer islamophoben und rassistischen, Muslime beleidigenden Aussage. Ich zitiere nur. Um zu dokumentieren, was man vor 18 Jahren schreiben konnte, wie dieses begründet wurde – und von wem.
Also weiter:

Kaum war der Vers weggedruckt, hagelte es Beschwerden: „Sie haben kein Recht, durch Beleidigungen und herabwürdigende Äußerungen Millionen von Muslimen in Deutschland in ihren religiösen Anschauungen zu verletzen“, schrieb ein Schwerverletzter. Viele Beleidigte verlangten eine Entschuldigung: „Ich erwarte, dass die XYZ sich für diese bedauerliche Passage auf niedrigstem Niveau entschuldigt.“ Auf niedrigstem Niveau entschuldigen? Kein Problem: Tschuldigung.“

Man ahnt es: mit dieser triefenden Häme muss es sich um ein rechtsradikales Hetzblatt handeln. Irgend ein Jugendwerk eines schwer moslemhassenden späteren Pegida-AfD-Identitären. Wer sonst haut erst einen analorientierten Rassistenwitz raus und verhöhnt dann noch die tief in ihren religiösen Gefühlen getroffenen Muslime?
Aber es kommt noch dicker:

Der zitierte Kinderreim ist nicht neu und existiert in mehreren Formen, wie schon in Peter Rühmkorfs 1969 erschienenem Werk „Über das Volksvermögen“ nachzulesen ist: „Allah ist groß, Allah ist mächtig, wenn er auf den Stuhl steigt, ist er ein Meter sechzig“ oder „Allah ist mächtig, Allah ist groß, fünf Meter sechzig und arbeitslos“.“

Hui, die legen sogar noch nach.
Und begründen das dann relativierend auch noch damit, dass man ja auch auf Pfaffen Witze reißt:

Diese komischen Verse stehen in der Tradition der „Pfarrerverse“, die ihren Witz daraus beziehen, dass religiöse Figuren mit unerwarteten, meist sexuellen Motiven konfrontiert werden: „Der Pfarrer von Kempten / der stärkt seine Hemden / mit eigenem Samen / in Gottes Namen / Amen“ oder: „Der Pfarrer von Loretto / dem seiner wiegt netto / zwei Kilo ein Pfund / sonst ist er gesund“.“

Jaja, kennen wir. Fips Asmussen und der Glöckner von Speyer. Und das gibt das Recht auf antimuslimische Hassverse? Mir ist nicht bekannt, dass die Redaktion damals von wütenden Antifanten niedergebrannt und die Ruine zu einer Bühne für ein „Konzert gegen rechts“ umfunktioniert wurde, also sah man das Ganze anscheinend noch etwas entspannter als heute. Woran auch immer das liegen mag.

Solche Scherzreime haben eine Art Blitzableiterfunktion, indem sie die Macht der Religion unterlaufen und ihre Zwanghaftigkeit ins Lächerliche kippen lassen. Wie auch der „Allah ist groß“-Vers, der im Kontext des Erdbebentextes eines zeigen sollte: Wenn Muslime so infantile Reaktionen auf eine Naturkatastrophe zeigen, indem sie TV-Geräte zerstören, dann muss man sich mit Hilfe kindisch alberner Komik fragen, was denn das für ein seltsamer Gott ist, der sich solche Anhänger wählt. Anhänger, die dem Autor für diesen antireligiösen Scherz die Fatwa an den Hals wünschen und in ihrer hysterischen Aufregung übersehen, dass es sich nicht, wie behauptet, um eine rassistische Äußerung handelt.“

Papperlapapp, wer heute die Frage beantwortet (oder noch schlimmer: stellt), was denn das für ein seltsamer Gott sei, der wird inzwischen purer Hassrede geziehen und sollte eine gute Versicherung gegen Vandalismus haben – falls dem Versicherer nicht seine islamophobe Grundhaltung bekannt ist, was die Polizze faktisch unbezahlbar machen würde. Bei aller Berechtigung der Frage.

In der XYZ gibt es regelmäßig eine breite Berichterstattung über Muslime und ihre politischen Organisationen, die selbstverständlich auch auf ihre Religion eingeht. Es gibt in der XYZ allerdings eine Tradition der antireligiösen Kritik, die der Tradition der Aufklärung verpflichtet ist. Diese aufgeklärte Vernunft wendet sich gegen jede zwanghafte Form von Religion. Die Satire ist ein Kind der Aufklärung.“

Heute ist antireligiöse Kritik aber nur noch gegen Christen spürbar; die reagieren nicht ganz so verhaltenskreativ wie ihre vom Vatikan ja indirekt zu Glaubensbrüdern erklärten Muslime. Die das, was der Vatikan sagt, naturgemäß nicht allzu ernst nehmen. Man ist halt XYZ, aber nicht mehr Charlie. Satire ist heute schenkelklopfender linksradikaler Mordaufruf, hahaha, und regierungskonforme Dresche gegen die Opposition, hihihi. Molsemverarschung ist den sich immer wieder ihres eigenen Mutes und Willens zum Abwehrkampf überzeugenden Journalisten bei Charlie Hebdo aus dem Hirn geschnitten worden. Dazu am Ende noch etwas.

Und so gehört zum Leben in einer multikuturellen Gesellschaft auch das Verständnis dieser säkularen Tradition, die nicht nur das herrschende Christentum, sondern auch den Islam in die Satire einbezieht. Es ist eher eine Form der Anerkennung, wie wichtig in unserer Gesellschaft die drittgrößte Religionsgruppe geworden ist. Statt sie auszugrenzen, werden Muslime genauso behandelt wie andere Gläubige auch.“

Hui, ich kann mich an einige Reaktionen erinnern, als ich in einer deutschen Tageszeitung den Kommentar postete: „Wenn der Islam zu Deutschland gehört, haben Mohammedaner das gleiche Recht wie Pfaffen, diskriminiert, beschimpft oder ausgelacht zu werden.“ Da ging es aber rund, aber nicht lange, dann war das Posting weg – und mein Account auch.
Naja, das war ja auch kein so verhetzendes Hetzblatt wie das vorliegende, und da geht es auch fröhlich weiter:

Damit Komik entlarvend wirkt, müssen Regeln verletzt werden. Vor allem jene Regeln, die angeblich von einer höheren Macht aufgestellt wurden und in deren Auftrag Glaubensritter anderen Menschen etwas wegnehmen oder verbieten wollen. Es gibt das Grundrecht auf Meinungsfreiheit und Albernheit. Dem allein ist die Wahrheit verpflichtet. Dass allerdings demnächst wegen des Abdrucks dieses komischen Kinderreims sogar eine Demonstration vor der XYZ-Vertretung in (...) geplant ist, wie einer der empörten Briefeschreiber mitteilt, macht die Arbeit der Wahrheit fast überflüssig, entlarvt sich der Vorgang doch selbst als Satire.“

Erster Spoiler zur Identität des Blattes: heute würden sie selbst an vorderster Front für eine solche Demonstration die Trommelstöcke schwingen und sich selbst ob ihres eigenen Textes wegen Hassrede anzeigen, der Kahane-Stasi und der örtlichen Antifa-Gruppe melden und glühende Antirassimsu-Artikel gegen sich selbst verfassen.
Doch einen Absatz haben wir noch:

Leider produzieren aber nicht alle Wahrheit-Kandidaten eigenhändig solche Satiren auf sich selbst. Deshalb braucht es immer noch die Wahrheit und die XYZ, die als einzige Tageszeitung die satirische Form der Auseinandersetzung mit den Phänomenen der Wirklichkeit ermöglicht.“

Tja, das war 2001.
Inzwischen heißt es ermöglichte.
Denn solche Texte findet man nicht mehr in diesem Medium.
Satire gegen den Islam, das geht gar nicht mehr.
Was hat sich geändert?
Nun, die Frage kann sich jeder selbst beantworten.
Ich beantworte nur eine Frage: Welche Zeitung ist gemeint?

P.S. Ich habe ja noch was zu „Charlie Hebdo“ versprochen. Passt gut, kommt nämlich aus dem gleichen Stall, aber eben nicht 2001, als man der Satire gegen Religionen pauschal das Rassistische absprach, sondern aus 2016, als man mit Blut in eine Redaktion das Memo schrieb: Irrtum, Satire gegen den Islam ist ein Schwerverbrechen, auf das der Tod steht.
Und so klang es dann nur wenige Jahre später:

Doch man kann sich fragen, ob das noch Satire war und ist. Denn im Sinne Tucholskys ist eine Satire keine Satire, wenn sie gegen Schwächere tritt. Mohammed-Karikaturen aber sind keine Kritik an religiösem Fundamentalismus – sie machen sich über den Glauben religiöser Muslime lustig, die in Frankreich nun mal eine diskriminierte Minderheit sind. Das ist ein kleiner, aber elementarer Unterschied.“

Brav kusch, und kein Wort mehr über den Arsch von Allah!
Die Schere im Kopf hat viel zu tun...

1 Kommentar:

  1. werter fragolin!
    diese angebliche religion kann man nicht ernst nehmen. der beste weg ist, sie lächerlich zu machen dazu ein hadith: ein gebet eines mulsims ist nicht gültig, wenn er unrein ist. und unrein ist ein gläubiger mislim, weenn er zum beispiel blähungen hat, das heißt, pforzen iund beten gleichzeitig ist haram.
    und jemand, der während des genets nach rechts spuckt, begeht eine sünde, denn man nuss nach links unter de nlinken fuß spucken.
    ein kontrollfreak schrieb eine anleitung für psychopathen oder zukünftige.

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