Donnerstag, 14. März 2019

»Doch keine lahmen Egoisten«


... meint DiePresse, näherhin eine gewisse Frau Bernadette Bayrhammer. Nun ist es recht zeitgeistig und gutmenschlich, dies geträllerte Lied von Bernadette — nur: ist es auch richtig?
Jahrelang wurde über die Jugend lamentiert – jetzt demonstrieren die Schüler für den Klimaschutz. Das ist (auch) ein Fall für die Schule.

Politisch desinteressierte, karrieregeile Egoisten, die auf Bildschirme starren, ihre größte Angst der Statusverlust – und hinter alledem die Überzeugung, sowieso nichts bewirken zu können: Das ist ein Potpourri der Eigenschaften, die Jugendlichen in den vergangenen Jahren zugeschrieben wurden. Aufbegehren? Fehlanzeige! Und plötzlich gehen zumindest manche doch auf die Straße. Sie demonstrieren nicht für besseren Handyempfang, nicht für flottere Bachelorstudien und auch nicht für ein Update von Instagram. Sondern für ein scheinbar abstraktes Thema, bei dem der US-Präsident noch Nachholbedarf hat: für das Klima.

Ursprünglich angestoßen hat all das Greta Thunberg, die 16-jährige Schwedin mit den langen braunen Zöpfen – die wegen ihres Asperger-Syndroms in den sozialen Medien übrigens einiges an Kränkungen erlitten hat. Ihr Appell für den Klimaschutz trifft auch hierzulande einen Nerv. Nach knapp drei Monaten scheinen die freitäglichen Demonstrationen für die Zukunft auch in Österreich Fahrt aufzunehmen. In allen Bundesländern sind (kleinere und größere) Proteste geplant.
Bei den Lesern stößt die Geschichte von den angeblich nicht lahmen Egoisten allerdings auf einige Skepsis. Nicht ohne Grund, denn wenn es darum geht, eine angesagte Destination für den Urlaub zu erreichen, dann sind die mit der ÖBB »klimaschonend« erreichbaren Strände des Neusiedler- bzw. Wörthersees gegenüber denen in exotischen Ländern eindeutig weniger nachgefragt. Und das T-Shirt — von pakistanischer Kinderhand genäht und via Containerschiff nach Europa gebracht —, das nach  ein- oder zweimaligem Anziehen weggeworfen wird (weil sich bei dem Preis das Waschen ja kaum auszahlt!), ja, auf das wird selbstmurmelnd auch nicht zugunsten des von Oma »klimafreundlich« handgestrickten Pullis verzichtet. Das paßt ganz exakt zum Begehren, die Demo zu Unterrichtszeiten abzuhalten, und dadurch sich etwas an Schulstunden zu »ersparen« ...

Aber immerhin, Frau Bayrhammer schreibt im letzten Absatz etwas, das durchaus seine Berechtigung hat:
Gegen eine Freistellung spricht jedenfalls einiges. Was, wenn das nächste Thema heikler ist als das Klima? Wenn Schüler für den Austritt aus der EU, die Abschaffung der Republik, die Wiedereinführung der Todesstrafe demonstrieren wollen? Gibt es dafür auch schulfrei? Und wenn es Schülern wirklich so wichtig ist, für den Klimaschutz zu demonstrieren, dass sie am Freitag die Schule ausfallen lassen, müssen sie auch bereit sein, die Konsequenzen zu tragen. 
DiePresse-Leser »Orphicus« bringt's auf den Punkt:
Chapeau, Frau Bayrhammer! Ihr letzter Absatz trifft den Nagel auf den Kopf. Meinungsfreiheit bedeutet eine Neutralitätspflicht des Staates. Wenn je nach persön-lichen Ansichten des Schulleiters für manche Demos schulfrei gegeben wird und für andere nicht, dann wäre das ein grundrechtliches Problem.
Ansonsten bin ich mit Ihnen nicht überall einer Meinung.
Wenn es Schülern wirklich so wichtig ist, für den Klimaschutz zu demonstrieren, dann sollen sie nicht die Konsequenzen für das Schwänzen tragen. Sie sollen nämlich gar nicht erst die Schule ausfallen lassen.
Denn kein Mensch hindert die Jugendlichen daran, ihre Demonstration außerhalb der Unterrichtszeiten abzuhalten. Ein "Streik" gegen die eigene Bildung ist keine gute Idee und hat in Wahrheit ja auch nichts mit dem Thema zu tun, um das es eigentlich geht.
Und dazu kommt dann noch die übliche Krux an solchen Geschichten: keiner weiß so genau wie viele Schüler aus echter Überzeugung und Engagement dort sind und wie viele nur, um nicht in der Schule zu sitzen. Oder einfach, weil es halt gerade in ist oder man dort mit Freunden Spaß haben kann. Demo als Party.
Und wie viele dieser Jugendlichen nehmen das Thema wirklich ernst und verzichten z.B. auf ein neues (energieintensiv hergestelltes) Smartphone, weil das Alte es eh noch tut? Wie viele fahren mit dem Zug in den Urlaub oder bleiben zu Hause, statt per Flugzeug um die Welt zu reisen? Usw. 
 Wozu sich dann erheiternde Dialoge entspinnen, wie z.B. dieser:
blattlausloewe

mir graut vor den ganzen rechten postern hier.
mir sind jugendliche, die engagement zeigen, lieber als die ganzen rechten poster, meiner generation, hier.
das ganze erinnert mich an die alten am balkon, bei den muppets.


Oberhuber
Mir graut vor Postern die alle ins rechte Eck stellen die nicht ihrer roten oder grünen Meinung sind. Engagement kann man auch in der Freizeit zeigen, aber da macht es sicher weniger Spaß.
 Der (nach vermutlicher Ansicht des blattlausloewen) »rechte« Blogger LePenseur amüsiert sich ...


5 Kommentare:

  1. Der "rechte" Michael findet das auch lustig, denkt aber dass der Herr Trump keinen Nachholbedarf beim Klima-Thema hat, dafür aber die Frau Bernadette Bayrhammer!

    Gruß an den von mir sehr geschätzten "rechten" Penseur

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  2. Neulich in der Fußgängerzone: Vier pubertierende Grazien, alle ohne Strümpfe, aber in weißen Turnschuhen und Plastikjacke mit Imitationspelz, frieren an einem Freitag in der Einkauspassage unserer Kleinstadt. Alle verkabelt und das Brikett von Smartphone zwickt in den Gesäßtaschen der schon ohnehin knallengen Hosen. Sie sprechen mich an, wobei die Gesichtsfarbe und die nackten Knöchel schon erste Erfrierungserscheinungen aufweisen. "Wollen Sie etwas für den Kohleausstieg und gegen den Klimawandel tun?" Steilpass, ich nehme mir vor volley zu retounieren.
    Eine Gegenfrage: "Habt ihr ein Smartphone?"
    "Äh, ja?"
    "Ich habe keins, aus Prinzip! Wer tut mehr für die Umwelt und gegen den Klimawandel? Ihr oder ich?"
    "Wieso?"
    "Smartphones müssen hergestellt werden. Seltene Erden, Akkus, Kunststoff und das allerschlimmste: Die Dinger brauchen Strom! Schon mal was davon gehört?"
    "Ja, aber is ja auch egal!" (man achte auf die Argumentationsweise)
    "Ach nee, is ja auch egal? Ihr verschmutzt mit euren stromfressenden Kleinbildschirmen meine Umwelt. Fällt euch was auf?
    "Was soll uns auffallen?"
    "Ihr schwänzt die Schule. Ihr verpestet meine Umwelt und das Klima. Mehr tut ihr hier nicht. Ist das nicht kontraproduktiv?"
    "Jenny, lass es, der nervt!"
    "Genau, ich nerve. Und wisst ihr was: Das ist auch gut so! Schönen Tag und gutes Klima wüsche ich euch. Kauft euch Strümpfe und Nierenwärmer, ansonsten landet ihr schneller beim Urologen als euch lieb ist!"

    Mein Tag war gerettet. Heute ist Freitag....soll ich wieder?

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  3. Recht schauerlich, oder? Kinderkreuzzug, Geistertanz (Wovoka), Maos Hongweibing (als es ihm genug dünkte: Militär einschl. Artillerie dawider), Morgenthauplan ... in Einem.

    D.a.a.T.

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  4. werter lepenseur!
    die kinder demonstrieren eindeutig noch zu wenig.
    hier einige verbesserungsvorschläge:

    Plan fort he week:

    Monday for LGBT
    Tuesday for women’s quota
    Wednesday for left-wing extremists
    Thursday for gender-correct language
    Friday for Greta, the saint.


    Hurray,hurray, no school, day by day.

    Greetings from PISA

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  5. werter lepenseur!
    ich frage mich, ob die "friday for greta"-demos so besucht wären, würde man sie auf den schulfreien samstag verlegen.

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