Freitag, 30. November 2018

Schon Zuviel


... was DiePresse, näherhin eine gewisse Almuth Spiegler, über einen »Künstler« zu schwätzen weiß:


Mumok: Er malt mit Wein und Sonnenlicht


In seiner Reihe großer Retrospektiven lebender österreichischer Künstler zeigt das Mumok diesmal einen, den nur wenige kennen, was sich somit geändert haben sollte – Ernst Caramelle, bis heuer Rektor der Kunstuni Karlsruhe.
(Hier weiterlesen)

Nun, manche Künstler können auch mit Wein arbeiten, manche brauchen auch Höherprozentiges, andere werden davon schläfrig, oder die Hände fangen zu zittern an. Die großen Maler schufen auch nüchtern berausched schöne Bilder. Aber um sowas zu »schaffen«:


... braucht's offenbar wirklich Wein. Dies ist ein Aquarell aus dem Jahr 1976. Eigentlich könnte es auch eine von mir mit einem Marker geschriebene Notiz für meine Sekretärin sein, die mir bspw. einen Briefentwurf für eine Bewerbungsabsage auf den Schreibtisch gelegt hätte (ich bin ganz ergriffen von mir, welche Kunstwerke ich in der Lage bin in meiner Berufstätigkeit ganz nebenher zu schaffen ...).

Wie so oft erinnert mich das hochgestimmte Geschwurbel des Zeitungsartikel an ein Wort des von mir hochgeschätzten Akademiepräsidenten Max Liebermann (nein, nicht das vom Kotzen, sondern das vom Pissen ...). Den Vogel — den DiePresse-Journalisten offenbar haben müssen — schießt aber der Schlußabsatz des Artikels ab:
Caramelle war wohl schlicht zu lang weg, ging gleich einmal nach New York, wo er heute noch, neben Frankfurt, lebt. 25 Jahre unterrichtete er Malerei an der Kunstakademie Karlsruhe, die letzten sechs Jahre war er Rektor. Trotzdem ist das Unterhaltende (ziehen Sie unbedingt die Glockenschnur!), das Poetische, das Theatrale, das Universalkünstlerische (Architekturpläne gibt's natürlich auch), das Leichte, Ornamentale, Perspektivenverliebte, intellektuell Anmaßende in Caramelles so weitem Werk eine zeitgenössische Inkarnation des mitteleuropäischen, um nicht zu sagen österreichischen Barocks, die man an der kunsthistorischen Seite der Aktionisten, Oswald Oberhubers, Erwin Wurms etc. nicht missen sollte.
Also: wenn so »... eine zeitgenössische Inkarnation des mitteleuropäischen, um nicht zu sagen österreichischen Barocks« aussieht, dann ist LePenseur die kombinierte Inkarnation von Homer, Dante, Shakespeare und Goethe. Mindestens.

»... zeitgenössische Inkarnation ...« — wer typisch österreichische Barockkunst jemals gesehen hat, z.B. Daniel Grans Deckenfresko in der Nationalbibliothek), und es dann mit der obigen angeblichen »Inkarnation« vergleicht, wird Max Liebermann nur zustimmen können ...


3 Kommentare:

  1. Jetzt weiß ich endlich was ein Aquarell ist.

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  2. Cher Gerd Franken,

    :-)

    Ein Aquarell ist Aquarellfarbe auf Farbträger. Ganz minimalistisch und barockinkarniert geantwortet ...

    :-)

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  3. Ich bin die zeitgenössische Inkarnation der ersten Amöbe in der Ursuppe der prähistorischen Erde, die ernsthafte Zweifel am Geisteszustand ihrer Mit-Amöben hegte. Vor Allem jener Amöbe, die glaubte, mit dem Verschmieren ihrer Ausscheidungen auf einem lauwarmen Lavaklumpne die Kunst erfunden zu haben.
    MfG Fragolin

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