von Fragolin
Wie es für die „Tagesschau“ die „Tagesshow“ gibt, sollte es
für die „Presseschau“ auch die Presseshow“ geben. Nun denn,
ans Werk.
Seite 1: „Immer mehr Frauen reden anonym ganz offen über
schreckliche sexuelle Erfahrungen. B. Wurde von ihrem Chef als „süße
Maus“ tituliert und K. sogar zum Essen eingeladen!“
Seite 3: Kommentar von Sybille Humpenbichler-Knöckrath: „Das Tier
im alten weißen Mann: Frauen werden als Stück Fleisch betrachtet!“
Seite 5: Bild. Oben ohne. „Das ist Heather. Sie ist süße 18 und
liebt kuschelige Welpen. Sie sagt: ‚Männer sollten sich mehr
trauen, ich stehe auf Draufgänger!‘ Sie träumt von heißem
Oralsex mit einem Fremden.“
Seite 11: Gerichtsreport. „Im Fall des Angeklagten Mahmud C., der
im Verdacht steht eine Zwölfjährige vergewaltigt, erstochen und im
Wald abgelegt zu haben, sprach die vorsitzende Richterin K.
Wimsheimer-Schnuckenbach eine sehr milde mehrmonatige Strafe auf
Bewährung aus, da der traumatisierte Geflüchtete aus Afghanistan
von der xenophoben Gesellschaft zu wenig auf unser Wertesystem
vorbereitet wurde. Der Vater der Getöteten, der vor dem Gerichtssaal
dem diesen lachend verlassenden Schutzerflehenden eine hasstriefende
rassistische Drohung zurief, wurde umgehend festgenommen und in
Untersuchungshaft gesetzt. Der Staatsschutz ermittelt.“
Seite 14: Kulturreport. „Die Genderbeauftragte der Städtischen
Bühnen Humpendorf zeigt sich entsetzt über die offensichtlich
rassistisch motivierte Hetzkampagne von Rechten, die unter dem
Vorwand ‚das Frauenbild hochhalten zu wollen‘ die künstlerische
Freiheit des Rappers Fuckido einschränken wollen, indem sie fordern,
solche gesellschaftskritischen und jugendkulturellen Titel wie ‚Fickt
die dreckigen Nazischlampen‘ und ‚Du bist eine eklige
Drecksfotze“ nicht aufführen zu lassen. Voller Empörung weist
sie diesen Versuch der Instrumentalisierung des gelebten Feminismus durch eine politische Gruppierung zurück, deren einziges Ziel doch
bekanntermaßen ist, Frauen mit der Kette in die Küche zu ketten und
diese in den Keller zu verlegen, den man im Anlassfall auch mal
fluten kann.“
Ach ja, Seite 28: Intern. „Wir haben uns nach dem massiven Rückgang
der Auflagenzahlen der Printausgabe dazu entschlossen, uns nur noch
auf einen Internet-Auftritt zu beschränken.“
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