Montag, 5. März 2018

Von Glanz (?) und Elend der Bürgerlichen

Gastkommentar *)
von Selbstdenker


Viele Konservative aber auch (klassich) Liberale nehmen Begriffe und damit verbundene Grund-annahmen, die von linken Intellektuellen über einen längeren Zeitraum schrittweise verfremdet und häufig ins Gegenteil verkehrt werden, einfach als gegeben hin. Das macht sie pessimistisch und defensiv; ultimativ spielen sie damit unbewusst ein Spiel, das ihnen die Linken vorgeben. Junge Menschen wollen aber – zumindest von der Motivation her – Dinge aktiv gestalten und nicht zur passiven Spielfigur anderer werden.

Yaron Brook zerlegt wie kaum ein anderer die falschen Grundannahmen der Linken und geht aktiv auf junge Menschen in den Universitäten zu. Seine Videos sind sehenswert und sein jüngstes Werk Equal is Unfair habe ich mir als Hörbuch in einen Schwung reingezogen.

Zur Frage, warum liberale Konzepte keine Breitenwirkung in der Öffentlichkeit haben, weil, so lautet der oft gehörte Vorwurf, sie – im Gegensatz bspw. zu den Kommunisten, die eine ganz bestimmte Gesellschaft vor Augen hatten, oder der 68er Bewegung, den Grünen, ja sogar den sogenannten  „neuen Rechten“ – kein „sinnstiftendes Element“ in ihren Lehren aufzuweisen haben (denn bloß ein funktionierendes ökonomisches Konzept sei da einfach „zu wenig“), empfehle ich folgenden Vortrag von Yaron Brook:


Yaron Brook argumentiert, das die Menschen in politischer Hinsicht nicht auf einer ökonomischen Basis, sondern auf einer vermeintlich „moralischen“ Basis entscheiden. Anstatt den Linken immer wieder auf halben Weg ihren bewusst radikal formulierten Forderungen entgegenzukommen, sollten ihre fehlgeleiteten Grundannahmen und Thesen von der Wurzel her radikal bekämpft werden.

Das führt mich direkt zu den Ereignissen im Spätsommer von 2015:

Jene Philosophie, auf der z.B. die dramatischen Fehlentscheidungen westlicher Politiker im Spät- sommer 2015 basierten, wurde über mehrere Jahrzehnte hinweg in die Köpfe junger Universitäts-absolventen gepflanzt, die sie wiederum – zum Teil bewusst, zum Teil unbewusst – in öffentliche Institutionen und private Unternehmen einbrachten. 

Angela Merkel wird ja oft Geisteskrankheit und/oder Machtrausch unterstellt, dabei gibt sie ständig Hinweise auf jene Philosophie, auf der ihr Denken und Handeln beruht:

– Unter Merkel wurde die Anzahl von Genderprofessuren an deutschen Unis massiv erhöht
– Merkel versteht in ihren eigenen Worten den Freiheitsbegriff als Freiheit zu und nicht als Freiheit von
– Merkel wertet deutsche Staatsbürger zu denen, die schon länger hier sind ab
– Merkel ist eine klare Verfechterin einer No-Borders Ideologie
– Merkel hat im Bundeskanzleramt eine Nudging Abteilung eingerichtet
– Merkel hat sogar die Einführung eines „nationalen Glücksindex“ befürwortet
etc.

Wenn man statt „Geisteskrankheit“ radikalen Egalitarismus und statt „Machtrausch“ machiavellische Machtpragmatik einsetzt, wird ein Schuh daraus. Ein mittlerweile pensionierter Richter vom deutschen Verfassungsgerichtshof meinte in einem Radioportrait, das es die moralische Verpflichtung der Europäer sei, das Leid der Menschen im mittleren Osten zu teilen.

Selbstverständlich führt jede radikal egalitäre Philosophie in ein System der unverdienten Aristokratie. Wenn man so will in eine Art „moralisches“ Kastensystem. Konsequenterweise teilte der ehemalige deutsche Bundespräsident Joachim Gauck „seine“ Bevölkerung in „Helldeutsche“ und „Dunkel- deutsche“ ein.

Die Ereignisse im Jahr 2015 war die „moralische“ und ökonomische Bereicherung einer sich als „moralische“ Oberschicht begreifenden Clique mit einer geteilten Philosophie, wobei sie die gesellschaftlichen und ökonomischen Kosten für ihre Selbsterhöhung via staatlicher Institutionen – die Medien fungierten hier als Herolde bzw. Handlanger – auf ihre „Untertanen“ externalisierten. Den „Untertanen“ wird von Kindesbeinen eine „Erbschuld“ als Teil ihres Selbstverständnisses eingetrichtert, von der man sich nur durch reinen Altruismus als „höchstes moralisches Gut“ freikaufen kann. Dass dies traditionell bei den Deutschen auf sehr fruchtbaren Boden fällt, ist kein Zufall; darauf hat insbesondere Leonard Peikoff in The Ominous Parallels hingewiesen.

Verschiedene konservative und liberale Strömungen schließen sich nicht zwingenderweise gegenseitig aus. Sie stehen vielmehr in einem Wettbewerb um die treffendste Erfassung der Realität und den daraus abgeleiteten Handlungsempfehlungen zur Bewältigung des menschlichen Daseins. Wer die Linken nicht nur ökonomisch, sondern auch philosophisch schachmatt setzen möchte, sollte sich mit den Werken von Yaron Brook, Stephen Hicks, Leonard Peikoff und – ja – Ayn Rand vertraut machen.

Noch kurz zum Zitat von Jonah Goldberg in der NZZ: Eine demokratische Legitimation gibt es meiner Meinung nach nur für genuin öffentliche Güter (z.B. öffentliche Sicherheit). Alles was darüber hinausgeht, negiert die Rechte von Individuen und schließlich das Individuum an sich. Die Linken haben den Demokratiebegriff immer weiter von seinen ursprünglichen Sinn entfernt und als technisches Instrument zur Aushöhlung individueller Rechte bzw. jeglicher Form des Indvidualismus umgebaut.

Wenn 51% entscheiden die anderen 49% umzubringen, ist dies die reinste Form vom Demokratie-begriff der Linken, der – sofern dies für die eigenen Ziele opportun ist – das Naturrecht als Urwald betrachtet, den man beliebig abholzen und abbrennen kann. Die Linken sind aber nur dann „Demokraten“, solange die „Richtigen“ gewinnen bzw. bei Volksentscheiden das „richtige“ Ergebnis herauskommt.

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