Donnerstag, 22. Februar 2018

Auf dem Holzpferd

von Fragolin

Jede Regierung sollte in die Zukunft denken. Sollte sich überlegen, was sie beschließt und welche Instrumente sie installiert. Denn jedes dieser Instrumente könnte zum Bumerang werden, manchmal erst nach der nächsten Wahl, manchmal schon vorher. Das hat das Maasmännchen auch schon empört zur Kenntnis nehmen müssen, dass sein Instrument zur Meinungsunterdrückung auch gegen politische Freunde wirken kann und linksextreme Gewaltaufrufe und Hetzparolen vom Fratzenbuch oder aus der Zwitscherbude gelöscht werden.

Genau deshalb zelebrieren die Amerikaner den beständigen Wechsel zwischen zwei Blöcken, damit die nicht auf die blöde Idee kommen, Möglichkeiten gegen den politischen Gegner zu Legalisieren, die dieser nach der nächsten Wahl umdrehen kann.

Was die Blauen mit ihrer Verschärfung der Überwachung des öffentlichen Raumes und der leichteren Spionage im privaten Raum, diesem Umfaller vor den schon immer in Richtung Überwachungsstaat hechelnden Schwarzen, anrichten, kann ihnen schon nach der nächsten Wahl gewaltig auf den Kopf fallen, denn die Linken werden sich mit Freuden dieses Instrumentes bedienen, um sich an ihrem Lieblingsfeind abzuarbeiten. Denen ist kein penibles Durchforsten irgendwelcher verstaubter Lieferbücher von vor 40 Jahren auf einzelne Zeilen oder Codeworte zu blöd um Dreck gegen ihre Lieblingsgegner zu kippen, da möge man sich bitte ein Bild häkeln, was die erst aufführen, wenn sie die heute beschlossenen Spionageinstrumente in die Hand bekommen.

Ich habe der FPÖ gewünscht, die Chance zu nutzen, einen Wechsel in dieses Land und seine verkrusteten Strukturen zu bringen. Sie haben eine einmalige Gelegenheit, den Bürgern einen Teil ihrer Macht als Willensquelle laut Artikel 1 der Österreichischen Bundesverfassung zurückzugeben. Die Verschiebung der Direkten Demokratie auf Sankt Nimmerlein war der erste Umfaller vor dem schwarzen Krustenblock. Ein ziemlicher Fehler, der ihnen beim nächsten Mal einige liberale Stimmen kosten wird. Bei den Arbeitern brodelt es auch schon, wobei diese Geschichte mit dem 12-Stunden-Tag ein aufgebauschter Unsinn ist, der fand sich sogar in Kerns „Plan A“. Aber wenn die bisher immer vehement gegen Überwachung aufgetretene FPÖ jetzt noch einmal im Liegen umfällt und den schwarzen Freunden des Überwachungsstaates die Videoüberwachung und das Ausspionieren privater Computer und Handys schenkt, dann sind sie auf dem sicheren Weg nach Knittelfeld. Es rumort an der blauen Basis, immer mehr fühlen sich von der oberen Etage verraten, und das ist keine gute Entwicklung.

Wenn die Blauen so weitermachen bei ihrem Kriechen vor den Schwarzen, brauchen sich die Roten bald nicht mehr über irgendwelche Liederbücher oder Postings von Provinzpopeln aus der fünften Reihe aufregen sondern können sich zurücklehnen und zuschauen, wie es die Blauen ganz von allein zerlegt.

Es ist ihre zweite Chance in diesem Jahrhundert. Wenn sie die so vergeigen, wie es sich ankündigt, werden sie zumindest in der ersten Hälfte sehr wahrscheinlich keine dritte mehr bekommen. Das wäre fatal, weil sie dann die Dinge, die wichtig wären für unser Land, nicht mehr werden durchsetzen können.

Wohin dann die Protestwähler abwandern und ob das in eine wirkliche Radikalisierung führt, weil mit dem Grad, in dem die Leute die Schnauze voll von den ganzen verlogenen Politruks haben, auch die Bereitschaft steigt, wirklich ungustiöse Gruppierungen zu wählen, die sie sonst nicht mit der Kneifzange angreifen würden, wird sich zeigen.

Fakt ist, dass die FPÖ einen ziemlich gefährlichen Weg eingeschlagen hat. Es gibt offensichtlich keinen Konsens sondern ein Diktat der ÖVP. Und nur, weil es in einigen Punkten sowieso Übereinstimmung gibt, bei anderen komplett umzufallen, ist den Leuten nicht mehr vermittelbar. Reißt euch zusammen und bringt was weiter, aber nicht nur als Erfüllungsgehilfen feuchter Allmachtsträume eines schwarzen Machtblocks!

2 Kommentare:

  1. Tja, der von Ihnen so lange als ganz kleines Karo verhöhnte "Kurze" erweist sich mehr und mehr als ein ganz Langer, im Sinne eines politischen Riesen.

    Er macht das ähnlich, nur noch subtiler ud geschickter wie Schüssel vor 17 Jahren: Er lässt die FPÖ sich an den Trögen der Macht besoffen trinken und sieht ruhig und genüsslich zu, wie die sich selber zerlegen.

    Respekt und Chapeau!
    Sebastian Kurz ist fraglos eine politische Ausnahmebegabung.

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  2. Ach, cher "Atlantiker",

    dann soll Kurz aber besser aufpassen, daß ihm die ganze Chose nicht ebenso um die Ohren fliegt. Denn auch die alten GroKo-Muppets wetzen schon längst die Messer (und verzeihen dem Kurz ihre Demütigung vor der Wahl nicht so leicht) ... Ob sich die FPÖ zerlegt, bleibt abzuwarten. Ebenso, ob der Kurze ein Langer sein wird (wie Sie meinen).

    Wenn es etwas gibt, was ich bei der FPÖ derzeit kritisierenswert finde, dann nicht, daß sie sich so sehr "an den Trögen der Macht besoffen trinkt", sondern vielmehr, daß sie nicht engagiert genug dem roten (und rotschwarzen) Filz das Messer ansetzt.

    Wenn sie das weiter so zaghaft tut, wird's wohl nichts damit!

    Ich könnte mir freilich schon vorstellen, daß ein "Atlantiker" (d.h. also einer, der lieber seine angestammte Heimat verrät, und wegen zu erwartender, lukrativer Satrapen-Positionen einer ausländischen Vormacht in den Hintern kriecht) auch im innerstaatlichen Bereich einer ist, der Filz und geschmierte Seilschaften zu schätzen weiß.

    Und Sie könnten sich vielleicht (wenn Sie ehrlich zu sich wären) vorstellen, daß diese "Denke" schlicht und einfach erbärmlich ist (aber vorteilhaft, und deshalb halten Sie ja daran fest).

    Mein Credo war und ist, lieber in Armut frei zu sein, als den Hof-Eunuchen eines Potentaten zu spielen. Wenn Sie das lieber alnders wollen — es ist halt Ihre Entscheidung, ob Sie sich noch in den Spiegel schauen können oder nicht.

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