Montag, 8. Januar 2018

Am 8. Jänner 1948

... starb einer der größten Tenöre des 20. Jahrhunderts: Richard Tauber. Und wenn man bspw. diese Aufnahme mit Lotte Lehmann aus dem Jahre 1924 – allerdings auch wirklich exzellent re-mastered! – hört, dann versteht man, warum die Opernfans ihm zu Füßen lagen (und bis heute liegen):


Ach, ja, »DieTote Stadt« ... ... unter uns: die berühmte Arie ist ja eher ein Schmachtfetzen, hat Erich Wolfgang Korngold aber geholfen, als »erwachsener« Komponist ernstgenommen zu werden (das alte Problem von Wunderkindern: sie werden erwachen, und keiner nimmtr sie dann ernst ...).

Natürlich sang Richard Tauber mit seinem charakteristischen Schmelz in der Stimme jede Menge an »Schmachtfetzen« – bzw. haben gerade diese auf Tonträgern überlebt. Neben der unübersehbaren Menge an Operettenmelodien und populären »Hits« jener Tage sind die Aufnahmen mit klassischen Meisterwerken in der Tat fast selten geblieben. Doch welch gestaltender Vollendung Richard Tauber fähig war, kann man an dieser Aufnahme aus dem Jahre 1928 erahnen, die (leider nur Auszüge aus) Schuberts »Winterreise« festhielt:


Die Hitlerei machte ihn in Deutschland zur unerwünschten Person – was Tauber, der, als uneheliches und später adoptiertes Kind eines (schon in jüngeren Jahren katholisch gewordenen) Intendanten selbstverständlich getauft, sich stets als Katholik empfand, völlig fassungslos machte.
1933 wurde Richard Tauber in Berlin vor dem Hotel Adlon von einem SA-Trupp mit den Worten „Judenlümmel, raus aus Deutschland“ angegriffen und niedergeschlagen.
... berichtet Wikipedia. Richard Tauber wirkte nun verstärkt in Österreich (Staatsoper und Salzburger Festspiele), sein internationaler Ruhm ermöglichte ihm nach der Annexion Österreichs durch Hitler-Deutschland die Emigration nach Großbritannien, wo er bis zu seinem Tod (seit 1940 als britischer Staatsbürger) lebte, und von dort aus gefeierte Tourneen unternahm.

Wenig bekannt ist, daß Tauber auch als Dirigent und Komponist (von damals durchaus erfolgreichen Operetten, wie z.B. »Old Chelsea«) wirkte. Am 27. September 1947 gab er in London als Ottavio in Mozarts »Don Giovanni« mit dem Ensemble der Wiener Staatsoper unter der Leitung von Josef Krips seine Abschiedsvorstellung.

Dieser kurze Gedenkartikel sei jedoch mit jener Operettenarie beschlossen, die Richard Tauber mit einem Schlag weltberühmt gemacht hatte – »Dein ist mein ganzes Herz« aus Franz Lehàrs »Land des Lächelns«:


Ende 1947 wurde er – der immer elegante gekleidete Herr mit Monokel und edler Zigarre – wegen seines fortgeschrittenen Lungenkrebsleidens operiert, und starb wenige Wochen darauf am 8. Jänner 1948 im Alter von 56 Jahren. Tauber war offenbar kein begnadeter Geschäftsmann, sodaß trotz hoher Einnahmen wegen hoher Steuerschulden für seine Beerdigung kein Geld vorhanden gewesen wäre. Enge Freunde wie Marlene Dietrich und Elisabeth Schwarzkopf halfen der Witwe – u.a. nach der Beerdigung mit einem Benefizkonzert in der Royal Albert Hall.

Auf Tauber-Aufnahmen wurde auf diesem Blog schon mehrmals verlinkt, zuletzt auf seine stimmige Interpretation eines Richard-Strauss-Liedes. »Ein Tag im Jahr ist ja den Toten frei«, lautet ein Vers in diesem Gedicht von Hermann von Gilm – also sei es heute auch der Erinnerungs- und Segenswunsch für einen wunderbar begnadeten Sänger ...


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