Montag, 4. Dezember 2017

Tür 3

von Fragolin

Alle Tage wieder das Beste, das sich am Vortag hinter dem Türchen des Adventkalenders finden ließ.

Ein nettes Sittenbild des Selbstverständnisses von Journalisten lieferte der ABC-Reporter Brian Ross.
Ich meine nicht seine auf einer ungeprüften Behauptung basierenden live übertragenen Falschbehauptungen, Trump hätte noch im Wahlkampf Flynn beauftragt, mit den Russen zu kollaborieren. Sowas passiert schonmal im Eifer des Gefechts, wenn man sich als investigativer Pinscher im Bein seines persönlichen Gegners festgebissen hat und zur Neutralität nicht fähig ist. Und sein Sender hat ja auch die richtigen Schritte eingeleitet und mit der Richtigstellung den Fake-News-Verbreiter erstmal auf vier Wochen unbezahlten Urlaub geschickt. Sowas passiert dreisten Lügenbolden der hiesigen Müllpresse nicht, egal welchen Schwachsinn die verbreiten.
Aber was ich meine ist seine Sichtweise auf seine Misson. Denn der glaubt, eine zu haben, wie man diesem Artikel der „OÖN“ entnehmen kann:
Ross selbst schrieb auf Twitter, sein Job sei es, Menschen zur Verantwortung zu ziehen. Das sei der Grund dafür, warum er zustimme, selbst zur Verantwortung gezogen zu werden.“

Nochmal langsam und zum Mitschreiben: da behauptet ein Journalist, es wäre sein Job, Menschen zur Verantwortung zu ziehen!
Nicht, über Fakten zu berichten.
Nicht, die Menschen zu informieren über Dinge, die man vor ihnen verbergen will.
Nicht, die Menschen zu informieren über Dinge, die ihr tägliches Leben bestimmen.
Nein.
Er muss Menschen zur Verantwortung ziehen. Als Kläger, Richter und Vollstrecker in einer Person. Dafür ist ihm die Macht der Feder zuteil geworden, um sie für seinen Kampf zu missbrauchen.
Selten rutscht einem von denen die Wahrheit über ihre Denkweise so unverblümt heraus.
ABC würde gut daran tun, den Urlaub dieses Größenwahnsinnigen auf unbestimmte Zeit zu verlängern.

Dass die reine Behauptung einer anonymen Person als absolute Wahrheit verkauft und gleich weiterführend für den Kampf gegen ein verhasstes System verwendet wird, erleben wir ja jetzt auch vor der Haustür gerade live. Stichwort „Stams“.
Wenn man Artikel wie diesen und diesen liest, kann man zusammenfassen:
Erstens gibt es nur die Aussage eines einzigen, anonymen Sportlers, was da alles in Stams abging, aber gleich mit dem Zusatz, sowas selbst nie erlebt zu haben,
Er selbst sei zwar weder Opfer noch Täter gewesen, habe aber dennoch die Vorgänge mitbekommen...“
Trotzdem wird diese Aussage unreflektiert übernommen und als alleinige Wahrheit verkauft und ein riesiger medialer Sturm gegen das Internat und den ÖSV losgetreten.
Zweitens muss auch diese unsägliche Werdenigg wieder ihren Senf dazugeben, obwohl sie eigentlich gar nichts dazu sagen kann außer, selbst nie mit so etwas in Berührung gekommen zu sein. Was ja eigentlich ein Indiz sein sollte, dass da auch nichts war, aber selbst die Aussage, nichts davon mitbekommen zu haben wird fast noch als Beweis betrachtet, dass es furchtbar gewesen sein muss.
Drittens hat der ÖSV gar nichts damit zu tun, weil er das Internat nicht betreibt. Aber macht nichts, man wirft halt argumentativ gerne alles in einen Topf, was gerade kommt. Da ist man nicht wählerisch.
Viertens glaube ich, dass die Wahrheit irgendwo in der Mitte liegt. Internate sind wie Kasernen, man sperrt junge Leute ein, fordert sie mehrere Stunden am Tag körperlich intensiv und überlässt sie für den Rest des Tages ihrer Langeweile. Und einer gewissen Selbsterziehung.

Eine kleine Geschichte aus der Zeit meiner Kasernierung: Im Nachbarzimmer (sechs Betten) lebte ein Rekrut, der es mit der Hygiene nicht so ernst nahm und bei dem es aus dem Spind ebenso stank wie aus seinem Mund, und über die Schuhe reden wir lieber nicht. Schon als Nichtmitbewohner im Laufe des Tages ihm näher zu kommen war mit Schluckbeschwerden behaftet. Natürlich wollte keiner was mit ihm zu tun haben. Und nein, ich rede nicht von ein bisschen müffeln, der stank wirklich erbärmlich, das saß dir der Kakao vom Vortag plötzlich wieder am Zäpfchen.
Seine fünf Kameraden hielten es nicht lange aus und forderten ihn mehrmals eindringlich auf (natürlich immer unfreundlicher), sich endlich zu waschen und die Unterwäsche samt Socken auch mal zu wechseln. Beschwerden bei der Kompanieführung führten nur zu einem hygienischen Belehrungsgespräch unseres Leutnants vor versammelter Mannschaft. Eines Abends hatten sie den Kanal voll, als ihr Kollege sich einmal mehr ohne zu waschen in der stinkenden Wäsche ins bereits ebenso stinkende Bett legen wollte, schleppten ihn unter viel Krawall, den natürlich die ganze Kompanie mitbekam, in den Waschraum, zogen ihm die stinkenden Klamotten runter, steckten ihn unter die Dusche und schrubbten ihn mit Scheuermittel ab. Nein, das ist nicht die feine englische Art. Nein, das gehört sich nicht. Aber ich gestehe bis heute, Verständnis zu haben. Wenn man wochen- und monatelang gezwungen ist, mit einem stinkenden Ungezieferzüchter in einem Zimmer zusammengesperrt zu sein, dann ist das olfaktorischer Terror.
Dieser Fall war der einzige, von dem ich etwas mitbekam. Von über hundert Kasernierten musste einer „auf die harte Tour“ lernen, was es heißt, in eine Gruppe gezwungen zu werden. Jeder konnte tun was er wollte, nur wenn die Anderen davon direkt betroffen wurden, konnte es schon mal entgleisen. Dass sich über mangelnde Toleranz im Kasernenzimmer ausgerechnet jene aufregen, denen bereits eine abweichende politische Meinung ausreicht, um vollkommen auszurasten, wird von mir als Treppenwitz eingestuft.

Ich kann mir vorstellen, dass es auch in Sportinternaten solche Vorkommnisse gibt, obwohl man aus einem Internat eher rauskommt als aus einer Kaserne während der Wehrpflicht. Und natürlich wird der Geschrubbte das Ganze anders sehen als der Rest der Kompanie.
Der ganze Rest, egal ob „Musikbox“ oder „Schildkröte“, hatten jedoch entgegen der Meinung irgendwelcher selbsternannter Expertinnen, die sowas selbst nie erlebt haben aber trotzdem glauben alles besser zu wissen, egal was man heute hineininterpretiert, weder etwas mit Macht noch mit Sexismus zu tun sondern schlicht mit Langeweile und Gruppendynamik. Als ich in die „Musikbox“ kam, also einen leeren Spind gesteckt wurde und nach Einwurf einer Münze durch den Luftschlitz ein Lied singen musste, hatte ich beim Flaschendrehen verloren. Drei Lieder waren Pflicht, dann wurde die nächste Runde gespielt und der nächste war dran. Die Münzen durfte man behalten, warf man aber irgendwie beim Nächsten rein. Mitspielen war freiwillig. Und von oben verboten. Was bei 18-jährigen als zusätzlicher Motivator betrachtet werden kann.

Doch genug aus meiner Vergangenheit, wenden wir uns wieder der glänzenden Gegenwart zu.
Ein Ehepaar aus Mondsee wurde in Südafrika von einem „Mann“ überfallen, brutal niedergestochen und beraubt. Das ist eine Schlagzeile wert. Wäre ihnen das in Mondsee passiert, würde man das eher auf Seite 13 erwähnen.
Wenn überhaupt.

Eher in der Kreiszeitung liest man dann über die erfolgreichen Integrationsmaßnahmen in Deutschland. So bekam ein Freundschafts-Fußballspiel zwischen Migrantenmannschaften erst die richtige multikulturelle Würze, als es nach körperbetontem Spiel, bei dem nicht mit der Scharia kompatible Regeln offensichtlich außer Kraft gesetzt wurden, zu Ausschlüssen von Spielern kam. Diese riefen dann ihre Familien an und erweiterten den Spielbetrieb um ein buntes folkloristisches Treiben mit Hieb- und Stichwaffen. Endlich vorbei diese dröge teutonische Ballknüppelei mit primitiv „Olé! Olé! Oléoléoleeeee!!“ blökenden Schwarzrotgoldfahnenschwingern, nein, jetzt kommt endlich mal multikultureller Schwung in die Bude! Knüppel und Messer, Geschrei und Polizei, das ist ein Land in dem man gut und gerne zuhause bleibt...

In Honduras, einem anderen Land in dem man gut und gerne in seinen vier Wänden bleibt, spielt sich gerade etwas ab, was nach einer veritablen Wahlschmiere riecht. Man zählt aus, bis das Ergebnis passt. Kennen wir auch, irgendwie, aber nicht in solchem Umfang.
Ich habe auch nichts dagegen, wenn Leute dagegen demonstrieren, aber irgendwie wird das Ganze unappetitlich, wenn es so ausartet:
Nach zunächst friedlichen Protesten kam es am Freitag auch zu zahlreichen Plünderungen. Demonstranten drangen in Geschäfte und Einkaufszentren ein und stahlen Lebensmittel, Kleidung und Elektrogeräte.“
Nein, nicht Demonstranten, sondern Plünderer. Schwerkriminelle.
So setzt man sich ins Unrecht.
Sollte man auch unseren Linksrandalierern mal vor die Stirn tackern.

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