Donnerstag, 5. Oktober 2017

Gedenken

von Fragolin

Nur mal so als kleines Beispiel, was treuen Genossen so passiert, wenn sie ihren Sessel räumen. Immerhin machen sich ja manche selbständig und gründen ein kleines Unternehmen. Wogegen ja mal grundsätzlich nichts einzuwenden ist, immerhin dürfen sich auch Sozen am freien Markt läutern und ihr Geld mit ehrlicher Arbeit verdienen.
Denkt man sich.
Wenn man eben denkt, dass stramme altgediente Genossen Unternehmer werden, weil sie am freien Markt ihr Brot verdienen wollen.
Wollen sie?
Ach was. Müssen sie nicht.

Eine besondere Optik produziert ja heute der SPÖ-Ex-Bundesgeschäftsführer Gerhard Schmid, der eine ganz besonders wertvolle und deshalb üppig zu entlohnende Leistung anbietet: Gedenken.

Aber der Reihe nach.
Im Januar 2016 ist Schmid noch Bundesgeschäftsführer der SPÖ unter Werner Faymann, der kurz vor seinem Abgang noch einen gewissen Hans-Peter Doskozil zum Verteidigungsminister ernennt.
Im Frühjahr 2016 schleicht sich der sichtlich mit, äh, eigentlich allem überforderte Faymann aus dem Amt und kegelt dabei seinen Bundesgeschäftsführer mit. Nur Doskozil bleibt im Amt.
Im Herbst 2016 gründet Schmid dann eine am Markt heiß umkämpfte und dringend benötigte Consulting-Firma mit dem offensichtlichen Schwerpunkt „Gedenken“. Anders ist das Folgende jedenfalls nicht erklärbar, wenn man schmierige Freunderlwirtschaft und Amtsmissbrauch zum Stopfen eines verdienten Genossen mit Steuergeld mal ausschließen will.
Denn im Frühjahr 2017 tritt der Herr Ex-Geschäfstführer an seinen Ex-Kollegen Doskozil heran und präsentiert diesem ein Konzept. Für das „Gedenk- und Erinnerungsjahr 2018“ und die "Modernisierung der Gedenkkultur im Bundesheer".
Das schlägt natürlich ein wie eine Bombe und sorgt für helle Begeisterung im Verteidigungsministerium. Genau das haben sie gebraucht, gewollt, ach was, ersehnt! Und endlich wird ihr Herzenswunsch wahr – da steht ein armer kleiner EPU aus der Consultingsbranche, komplett frisch am Markt, und liefert genau das, was man schon immer haben wollte. Dass dieser EPU gleichzeitig ein strammer Genosse des Herrn Verteidigungsminister ist und aus dem gleichen politischen Laufstall kommt, ist da nur ein unbedeutender Zufall.
Und so kommt es, dass der gute Mann aus dem Stand weg engagiert wird. Es gibt keine Ausschreibung, die einem anderen Experten für Gedenken, Erinnerung und Ewige Freundschaft auch nur die Chance gegeben hätte, sich zu melden, denn Genosse Hans-Peter weiß:

"Es gab deshalb keine Ausschreibung, weil Prof. Dr. Gerhard Schmid aufgrund seiner Fachexpertise, seines Netzwerks und seiner beruflichen Erfahrung der einzig bekannte Vertragspartner mit der erforderlichen Expertise im Bildungs- und Wissenschaftsbereich, der staatlichen Gedenk- und Erinnerungskultur sowie der Menschenrechte ist."

Besonders hervorzuheben wohl „seines Netzwerkes“. Zu dem offensichtlich auch ein gewisser Verteidigungsminister gehört der nicht vergessen hat (eben auch ein Meister im „Gedenken“), wer stellvertretender Kabinettchef Faymanns war, als er auf diesen Posten gehoben wurde. Selbstverständlich ebenfalls nur wegen seiner Fachexpertise, wie wir inzwischen mehrfach anschaulich erleben durften.

Aber wer denkt, das Ganze wäre schon unappetitlich genug, der kann sich noch den monetären Part des Ganzen anschauen. Für dieses eine Projekt, bei dem die Hauptaufgabe in der Erstellung eines Konzeptes und der „Kontaktpflege mit jeweils eingebundenen Personen“ besteht, also der Organisation von Sitzungsraum, Flipchart, Sekt und Brötchen sowie der Führung eines Outlook-Kalenders mit automatischer Erinnerungsmail über den Verteiler, kassiert der gute Genosse mal eben lockere 114.000 Euro.

Wer in der Branche der Veranstaltungsorganisatoren als EPU werkelt, der weiß, was es bedeutet, überhaupt einen Auftraggeber zu akquirieren, und dann auch noch die Verhandlungen um das Honorar – das hier ist keine Kundenakquise sondern ein Geschenk und das Honorar, um es mal so zu sagen, nicht gerade knausrig.

Aber es kommt noch besser. Wenn man sich nämlich das Statement dieses typischen Oberschichtsozialisten, also des Herrn „Schmid, der auch im Wiener Landtag sitzt.“ anschaut:

Außerdem "wäre so eine 'Gefälligkeit' nicht notwendig, da ich mich seit 36 Jahren in einem aufrechten öffentlich-rechtlichen Dienstverhältnis befinde", sagt Schmid weiter. Derzeit sei er bei Entfall sämtlicher Bezüge außer Dienst gestellt: "Und trotz der gesetzlichen Abschläge für politische Mandatare würde ich dort unterm Strich deutlich mehr verdienen."“

Nee, Genosse, nicht verdienen. Nur bekommen. Das ist der Unterschied.
Und das Märchen von der selbstlosen Aufopferung kauft dir nur noch derjenige ab, der auch glaubt, dass Silberstein heimlich von Kurz bei den Neos eingeschleust wurde, um der SPÖ zu schaden. Oder so. Also Leute, die in der Wolle rot gefärbt auf die Welt gekommen sind und diese Blase niemals verlassen werden, auch nicht um den Preis eines Aluhutes.

Also dann, ran ans Gedenken. Und Freundschaft!

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