Mittwoch, 27. September 2017

Usedom

von Fragolin

Ich möchte eine Lanze brechen. Für die Insel Usedom. Ich habe dort, und das bedeutet aus dem fernen Österreich eine ganz schön lange Anreise, in der Vergangenheit mehrmals Urlaub gemacht. Wunderschöne Zeltplätze mitten im Wald und doch nur wenige Meter von einem Sandstrand entfernt, der faktisch die gesamte Nordseite dieser schmalen Insel bildet. Ein Sandstrand, den man sich in Verbindung mit wärmerem Klima als Paradies vorstellen könnte, doch die Ostsee ist eher spröde und italienverwöhnten Adriaplanschern wohl zu kalt. Aber ich habe es genossen, zu Tageszeiten, als meine Zeltnachbarn erst schlafen gingen, auf stundenlange Nachtspaziergänge bis in den unvergleichlichen Sonnenaufgang von Koserow bis Heringsdorf zu gehen, die Stille, das Plätschern der Ostsee auf der Seebrücke und das Alleinsein unter einem klaren Sternenhimmel zu genießen. Schlafen konnte ich tags am Strand, als die Kinder meiner Zeltnachbarn um mich herum von unendlichen Sandmassen herausgefordert zu Baumeistern heranwuchsen.

Neben den Zeltplätzen gibt es wunderschöne Appartements und am Tag kann man Dinge aus dem Meer essen, die für uns Bergmenschen exotischer kaum sein können, und wer schon einmal in eine räucherwarme Flunder biss, der weiß, dass das, was man in den Alpen als Meeresfisch verkauft, damit etwa so viel gemein hat wie Hundefutter mit einem frisch gegrillten Steak. Es waren wunderschöne Urlaube jenseits der Hektik mediterraner Strandabfertigung auf dem Niveau norditalienischer Sonnenschirmreihen in militärischer Anordnung mit dazwischen herumhuschenden Anbietern von Massagen, Sonnencremes, Ledergürteln und unbemerkter Taschenerleichterung. Genau das ist es, was Usedom so genießbar macht: die Abwesenheit von Hektik, Halligalli und Trara; die Ruhe und Gelassenheit einer ausreichend frequentierten aber leicht pensionistenlastigen Oase der Ruhe.

Und eines hat mich die ganze Zeit eigentlich überhaupt nicht interessiert: Ob meine Zeltnachbarn oder Zimmervermieter Linke, Rechte, Grüne, Rote, Schwarze oder Blaue waren, was die beim letzten Mal gewählt haben und wie sie dem Islam, dem Judentum, dem Katholizismus, dem Hinduismus oder den Pastafari gegenüber eingestellt sein könnten. War egal und ist egal. Denn ich war mir sicher, dass das im Urlaub keine Rolle spielt. Und spielt es auch nicht.

Außer man ist ein Propagandist und Populist. Wie der islamophobenphobe Aiman Mazyek. Denn der ruft indirekt zum Boykott der Insel Usedom als Urlaubsdestination auf. Nachdem dort die AfD bei der Bundestagswahl nämlich stärkste Kraft mit über 32% geworden ist, was niemals an den auf Usedom stationierten mehrheitlich muslimischen jungmännlichen „Flüchtlingen“ und deren teilweise durchaus kreativem Verhalten liegen kann sondern nur an dem verkappten Nazitum und der krankhaften Islamophobie der Fischköppe liegen muss, kann er sich nicht mehr vorstellen, dort oder überhaupt in MeckPomm, das nun mal nichts dafür kann, Kanzleusenbrutstätte zu sein, weshalb ich mir meinen Urlaub auch nie durch die Herkunft von Königin Angela der Alternativlosen vergällen ließ, Urlaub zu machen.

Ich halte das erstens durchaus für verkraftbar für den Tourismus auf Usedom, zweitens gönne ich Herrn Mazyek von Herzen einen sehr langen Urlaub in der sonnig-warmen südlichen Heimat seines friedliebenden Glaubens und drittens ist das garantierte Fernbleiben von Herrn Mazyek und all seinen glühenden Anhängern die beste Werbung für diese wunderschöne Insel. Mit Ausflugsmöglichkeiten zu den majestätischen Kreidefelsen im Norden Rügens und den dahinter liegenden Feuersteinfeldern, oder hinüber nach Polen, wo der Sandstrand sich in Unendlichkeit und berghohen Dünen verläuft.

Danke, Herr Mazyek! Ehrlich und aufrichtig! Sie haben mit Ihrer billigen populistischen Hetze die Erinnerung zurückgebracht und ich überlege, all das im nächsten Sommer meinen Kindern zu zeigen. Ich kann Usedom nur empfehlen.


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