Freitag, 15. September 2017

Clausis Welt

von Fragolin

Claus Kleber hat ein Buch geschrieben. Scheint ja gerade groß in Mode zu sein, den Buchmarkt zum Ausgleich für all die aus den Regalen geräumten Pirinccis und Sieferles mit Ergüssen jener zu füllen, an deren Ergüssen kaum jemand Interesse hat. Aber es gibt immer wieder tapfere Masochisten, die sich offensichtlich die Textdiarrhöe der selbstgefühlt sendungsbeauftragten Schulzens und Maase und Klebers dieser Welt antun, um den Rest der Welt davor zu warnen.
Hätte nicht gedacht, dass mir heute noch ein Dank an einen „Welt“-Schreiberling rausrutscht. Aber ohne dessen Hilfe hätte ich den Inhalt dieser Buchstabenvergewaltigung niemals erfahren, da mir bereits bei Nennung des Autors die literarische Beschaffungskasse jeglichen Kredit gekündigt hätte. Ich finde, Kleber oder Maas bekommen bereits viel zu viel anderen durch Zwang abgepresstes Geld reingestopft, als dass man denen noch was freiwillig nachschmeißen muss.

Nachdem der kleine Heiko, der selbst wenn er aufsteht in einem atmosphärischen Höhenbereich unterwegs ist, den andere nur vom Wegducken kennen, trotzdem das „Aufstehen statt Wegducken“ aus seiner freitäglichen Buchstabensuppe auf den Rand der Suppenschüssel pappte, sieht sich auch der versicherungsmaklergleiche Seriositätsbolzen Claus genötigt, nicht nur das linke Ende des Regenbogens vor der rechts dräuenden Dunkelheit zu bewahren sondern gar die Wahrheit, die Demokratie und wahrscheinlich das ganze Universum zu retten. Das ja bekanntlich sein Zentrum im Studio des ZDF „Heute-Journal“ hat.

Aber lassen wir den offenherzigen Christoph Meier in der „Welt“ dazu zu Wort kommen:

Kleber ist eines der journalistischen Aushängeschilder des ZDF.“

Oh ja, das stimmt. Wir haben in unserer kleinen Stadt eine alte Kneipe, deren Aushängeschild eine rauchvergilbte gammelige Gardine ist. Da weiß man, was man hat.

Der Moderator des „Heute-Journals“ hat Profil, Erfahrung, Verstand; er wird von vielen Zuschauern als verlässliche Instanz der Nachrichtenvermittlung gesehen – und er bemüht sich nicht immer, seine Einstellung zu wichtigen Ereignissen zu verbergen.“

Wenn Claus Kleber eine verlässliche Instanz ist, dann für die deutliche Vorgabe dafür, was der Medienkonsument über das gerade Vermeldete zu denken hat. Der letzte Teil des Satzes ist eine dermaßen feinklingige Parade auf die geradezu plumpe Propaganda des „Heute-Journal“, dass man fast vergessen könnte, von wem sie kommt. Von der „Welt“. Naja.

Nun hat Kleber ein Buch verfasst, das er selbst eine Streitschrift nennt. Titel: „Rettet die Wahrheit“. Das schmale Bändchen von knapp hundert Seiten hätte allerdings auch „Retter der Wahrheit“ heißen können. Denn als solcher scheint sich Kleber zu sehen.“

Wen wundert es? Natürlich sieht er sich als solcher, ach was, er ist der Verbreiter der Wahrheit, mehr noch, er ist die Wahrheit! Ich rede, also ist es wahr!
Nein, er ist nicht allein damit, von seiner Kollegin Marietta Slomka über die „heute“-Redaktion bis zu den diversen Kollegen von den ARD-Sendeanstalten sehen sie sich alle als Verbreiter der Wahrheit. Warum? Na, weil sie es sind! Sie werden doch absolut fürstlich dafür entlohnt, für fünfstellige Jahresgagen steht da keiner mehr auf, es müssen mindestens sechs vor dem Komma sein. Und das schenkt Ihnen der Staat via gesetzlich abgepresster Zwangsabgabe von jedem Haushalt und Kuhstall, egal ob mit oder ohne Kleber-Volksempfänger, damit sie die Wahrheit verbreiten. Also verbreiten sie die Wahrheit. Denn dafür werden sie ja bezahlt.
Alles klar?

Das Anliegen Klebers müsste vom Ansatz her natürlich jeder Journalist, der seinen Beruf ernst nimmt, unterstützen. Der langjährige USA-Korrespondent diagnostiziert einen Vertrauensverlust vieler Menschen in „die Medien“ – gemeint sind die bekannten Medienmarken im Fernsehen, Radio und Print.“

„Müsste“ bedeutet, es tut aber keiner. Weil es nicht ernst gemeint ist. Weil sie nicht begriffen haben. Und genau das, nämlich absolut nicht geschnallt zu haben, was überhaupt läuft, kommt gleich als Nächstes:

Das habe auch damit zu tun, dass die Bedingungen, unter denen Redaktionen diese Medien machen, kaum bekannt seien.“

Nein. Es ist dem Medienkonsumenten absolut scheißegal, wie die Arbeitsbedingungen von steuerfinanzierten überbezahlten Redakteuren aussehen. Es interessiert sie nicht die Bohne. Und es interessiert sie auch nicht, Geld dafür rauszuschmeißen, um sich jetzt von Herrn Kleber darüber aufklären zu lassen, wie er seinen Arbeitsalltag erlebt. Eigentlich müsste er dieses Heftchen verschenken, aber ich vermute mal, selbst dann will es keiner haben.

Was die Leute mit Grausen von Fernsehgestalten wie Kleber abwenden lässt ist deren permanente Besserwisserei, Meinungsformung, Propagandagetöse und unverschämte Beleidigung politisch Andersdenkender, und das zum Preis einer Zwangsfinanzierung. Woher das kommt, wem sie damit warum wo rein kriechen, ist irrelevant. Es ist wie mit einem schimmligen Brotkanten; man interessiert sich nicht für dessen Mehlmischung oder die Luftfeuchtigkeit, man will es einfach nicht konsumieren. Es ist für die Tonne. Wie das „Heute-Journal“.

Doch gehen diese Gestalten jetzt in sich? Suchen sie nach Weisheit, nach Entwicklung zum Besseren? Oder suhlen sie sich einfach weiter in Selbstherrlichkeit?
Die Antwort lautet:

Demokratie überlebe nur mit Journalisten, denen man traue, findet Kleber.“

Da ist er, der Größenwahn, die „vierte Macht im Staat“ zu sein, sich ein demokratisches Mandat zu basteln, wo keines ist. Ohne uns da geht es nicht, stirbt das ZDF dann stirbt die Demokratie, wir retten nicht nur die Wahrheit, wir retten die Welt, das Universum, wir sind Gott…
Erstens sind überbezahlte Propaganda-Verkünder der Parteihäuser keine Journalisten, denen man traut, und zweitens hat deren Tun aber auch gar nichts mit Demokratie zu tun. Dieses permanente Betonen, der einzige Garant für Demokratie zu sein, macht misstrauisch. Warum betonen die das ständig? Um die „Demokratiefeind“-Keule gegen die Forderer der direkten Demokratie und der Abschaffung genau jener Zwangsabgaben zu schwingen, an denen Kleber und Co. recht üppig partizipieren?

Was nun Claus Kleber im Gewand des Aufklärers beschreibt, ist durchaus interessant – kämen seine Ausführungen nur nicht mit dieser penetranten Note der Selbstbeweihräucherung daher.“

Fein herausgearbeitet, jedoch: mit welcher Note denn sonst? Der kann doch vermutlich gar nicht anders. Es ist die normale Attitüde, die durch jedes Interview, jede Meldung, jedes Wort wabert: Wir sind die Besten! Wir wurden auserkoren, dem Pöbel die Meinung zu vermitteln, ihm das Denken zu betreuen, ihn am zerebralen Cortex durch die Manege des Propagandazirkus zu führen und festzulegen, über welches Stöckchen er zu springen hat, wir sind die Verkünder der Wahrheit und die Retter des Universums. Wo wir sind, da ist die Wahrheit, und wo die Wahrheit ist, da sind wir.

Dass es mit ihm keinerlei Einflussnahme von außen auf die Sendung gebe, ist die wichtigste Botschaft Klebers.“

Ja, eh.
Nur mal so als Tipp: Was macht diesen Hobbyliteraten so sicher, dass jene Leute, die ihm in seiner Propagandashow kein Vertrauen mehr schenken, dies mit diesem Büchlein tun? Als ob jemand glaubwürdiger wird, wenn er nicht mehr lügt wie gesagt sondern lügt wie gedruckt.

Den Rest des Textes, aus dem der „Welt“-Journalist weitere Präpotenz und Größenwahn Klebers herausfiltert, kommentiere ich jetzt nicht mehr. Es ist eine erwartbare Peinlichkeit. Es ist genau das, woran die Öffentlich-Rechtlichen kranken. Sie glauben, berufen zu sein, alles richtig zu machen und deshalb Anspruch auf Milliarden und Anbetung zu haben und müssen dem undankbaren Zuseherpöbel, der sich angeekelt abwendet, einfach mal ihre Arbeit erklären, denn der Fehler kann gar nicht bei ihnen liegen, sondern muss bei den Zahlschafen liegen. Oder bei den niederen Chargen. Bei ungeschickten Kameraleuten oder transusigen Cuttern. Aber niemals, niemals bei Claus Kleber.

Fazit: Man muss das Buch nicht gelesen haben, um zu wissen, dass man das auch nicht braucht.
Ein weiteres Selbstbeweihräucherungspamphlet, das verzichtbar ist. So wie Klebers Sendung. Oder die Öffentlich-Rechtlichen im Allgemeinen. Ohne die würde sich die Welt weiterdrehen, nur sie selbst werden das nie begreifen. Realitätsverweigerer, die uns die Realität erklären wollen.
Wie pittoresk.

1 Kommentar:

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