von Fragolin
Wann beginnt der Irrsinn? Bei einer Geldstrafe? Bei Bastonade, bei
Kerker oder bei Strick?
In Pakistan kann man sich gerade live anschauen, wie das aussieht,
wenn man das, was es auch bei uns gibt, ins Maßlose übertreibt.
Während man bei uns „nur“ für ein halbes Jahr in den Knast
kommen kann, nebst finanziellem Ausbluten und Vernichtung der
persönlichen Karriere, wenn man „Blasphemie“ betreibt (das hatte
ich ja gerade hier),
bekommt man in Pakistan schon mal die Todesstrafe
dafür.
„Die Regierung zielt offenbar darauf ab, die Redefreiheit im
Internet massiv einzuschränken.“
Ach nee, kommt uns das bekannt vor? Zumindest kann da jeder in der
angeblich „freien“ westlichen Welt einmal sehen, im Kreise
welcher Ideologien wir uns inzwischen bewegen. Ob man jemanden jetzt
„nur“ in den Kerker steckt und ruiniert oder doch gleich zu Tode
peitscht sind im Prinzip nur noch die verschiedenen Nuancen der
gleichen Schweinerei: Menschen erdreisten sich, im Namen eines Gottes
Menschen zu verurteilen. Wenn dieser Gott etwas dagegen hat,
geschmäht zu werden, soll er gefälligst selbst als Kläger vor
Gericht erscheinen, aber solange es ihm offensichtlich scheißegal
ist, ist es einer Zivilisation und vor Allem eines angeblich
säkularen demokratischen Rechtsstaates unwürdig, sein beklopptes
Bodenpersonal gegen andere Menschen wüten zu lassen oder denen in
die Hände zu spielen.
Wenn es meine Überzeugung ist (Man erinnere sich, die freie
Überzeugung eines Menschen gehört laut Artikel 18 der
Menschenrechtsdeklaration zu den unveräußerlichen Grundrechten
jedes Menschen.), dass es keinen Gott gibt oder der Gott einer
beliebigen Religion ein Götze ist, dann ist das so und hat
gefälligst von allen, auch den Anbetern dieses Götzen, akzeptiert
zu werden. Jeder Staat, der wie Österreich die
Menschenrechtsdeklaration zu Verfassungsrecht erklärt hat, der es
wagt, trotzdem ein Blasphemiegesetz zu beschließen und zu
exekutieren, egal in welchem Umfang und egal mit welchen Folgen für
den Einzelnen, handelt damit verfassungswidrig!
Jedem muss klar sein, welche geistige Verwandtschaft hier besteht.
Wer ein Blasphemieurteil in Österreich hinnimmt, der hat den Spruch
„Wehret den Anfängen!“ nicht verstanden. Denn heute ist es ein
halbes Jahr Knast oder eine jeden finanziell ruinierende Geldstrafe
von einem kompletten Jahressatz, und morgen? Zwei Jahre? Bastonade?
Auspeitschen? Steinigung? Das geltende und gelebte Recht ist schon
da, man muss nur noch kleine Anpassungen im Strafmaß vornehmen, und
schon haben wir Pakistan. Oder Iran. Oder Saudi-Arabien. Und bald
auch wieder Osmanien.
Wollen wir das? Wenn nein, wieso akzeptieren wir dann den §188 StGB?
"Niemand sollte verurteilt werden, wenn er im Internet
friedlich seinem Recht der freien Meinungsäußerung, der Gedanken- ,
Religions- und Glaubensfreiheit nachgeht."
Ach. Wirklich? Müssen die Pakistaner erst einen hinrichten, dass das
jemandem auffällt? So nach dem Motto: Solange die Unterdrückung der
Meinungsfreiheit „nur“ durch virtuelle Bücherverbrennung,
soziale Ächtung, polizeiliche oder auch antifantische Hausbesuche
und gelegentliche Haftstrafen durchgesetzt wird, ist eh alles OK?
Nein, es ist die Meinungsfreiheit, die unterdrückt wird, und es ist
vollkommen egal wo (ob im Internet oder in Büchern oder Zeitungen),
wie (ob mit „kleinen“ oder „großen“ Strafen), durch wen und
mit welcher Ausrede – der Ungeist ist immer der gleiche.
Es gibt mehr Parallelen zwischen Paktistan und Europa, als das
Strafmaß allein an Unterschied schaffen kann.
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