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Andreas von Bülow (2005) - Wikipedia |
... feiert heute seinen achtzigsten Geburtstag:
Andreas von Bülow, früherer Staatssekretär im Verteidigungsministerium und schließlich (1980-82) Bundesminister für Forschung und Technologie unter Helmut Schmidt.
Seit seinem Ausscheiden aus dem Bundestag 1994 arbeitet Bülow als Autor
mit dem Schwerpunkt Geheimdienste. Erfahrungen hierzu konnte er als
Mitglied der parlamentarischen Kontrollkommission der Nachrichtendienste und 1992/1993 als SPD-Obmann im Schalck-Golodkowski-Untersuchungsausschuss
sammeln. Nach eigener Aussage machte ihn dabei stutzig, dass in dem
Untersuchungsausschuss zwar illegale Aktivitäten östlicher
Nachrichtendienste diskutiert wurden, aber bei dem Verdacht illegaler
Aktionen westlicher Dienste eine Mauer des Schweigens bestanden hätte.
Dies regte ihn zu Recherchen zu verdeckten Operationen westlicher Dienste an, die er in seinem ersten Buch Im Namen des Staates
veröffentlichte. Er stieß dabei nach eigener Aussage auf ein
„erschreckendes Gemälde der systematischen operativen Verschränkung
geheimdienstlicher, also staatlicher, Operationen mit der organisierten Kriminalität, dem Drogenhandel und dem Terrorismus“
... schreibt die Wikipedia in ihrem Artikel. Das Stutzen des ehemaligen Ministers ist nachvollziehbar (außer für in der Wolle gefärbte Transatlantiker), und inspirierte ihn 1998 offenbar zur Publikation seines ersten Buches »Im Namen des Staates«. 1999 bekam es im Spiegel eine durchaus positive Rezension als »... eingehend dokumentierte, bissige Kritik an den Machenschaften der CIA und anderer West-Dienste«. Etwas später, im Jahre 2003, klang das freilich schon ganz anders: das Buch handle über
„angebliche dunkle Geschäfte der Dienste mit Rauschgiftbaronen und Terroristen“, sei „Schmöker-Stoff auf James-Bond-Niveau“ und bereits ebenso „abstrus“ wie seine Publikationen zum 11. September.
... wie Wikipedia zitiert. Was war da bloß geschehen? Warum wird eine »eingehend dokumentierte, bissige Kritik« auf einmal »abstrus« und zum »Schmöker-Stoff auf James-Bond-Niveau«...?
Das Stichwort ist bereits gefallen: Andreas von Bülow hatte den unverzeihlichen Fehler begangen, die Vorgänge um den 11. September 2001 nicht durch die offiziell genehmigte Lesebrille zu sehen, sondern es gewagt, in seinem Buch »Die CIA und der 11. September. Internationaler Terror und die Rolle der Geheimdienste« einige wirklich kritische Fragen zu stellen. Das ist die Sünde gegen den (Un-) Heiligen Geist des Transatlantismus und der Neuen Weltordnung, die weder im Diesseits noch im Jenseits vergeben wird!
Seitdem ist der Mann tot. Er lebt zwar noch, doch er verkostet bereits das Schicksal, das Tocqueville in seiner »Demokratie in Amerika« so hellsichtig voraussah:
“In Amerika zieht die Mehrheit einen drohenden Kreis um das Denken.
Innerhalb dieser Grenzen ist der Schriftsteller frei; aber wehe, wenn er
sie zu überschreiten wagt! … Der Machthaber sagt hier nicht mehr: ‘Du
denkst wie ich, oder du stirbst’; er sagt: ‘Du hast die Freiheit, nicht
zu denken wie ich; Leben, Vermögen und alles bleibt dir erhalten; aber
von dem Tag an bist du ein Fremder unter uns. Du wirst dein Bürgerrecht
behalten, aber es wird dir nicht mehr nützen; denn wenn du von deinen
Mitbürgern gewählt werden willst, werden sie dir ihre Stimme verweigern,
ja, wenn du nur ihre Achtung begehrst, werden sie so tun, als versagten
sie sie dir. Du wirst weiter bei den Menschen wohnen, aber deine Rechte
auf menschlichen Umgang verlieren. Wenn du dich einem unter
deinesgleichen nähern wirst, so wird er dich fliehen wie einen
Aussätzigen; und selbst wer an deine Unschuld glaubt, wird dich
verlassen, sonst meidet man auch ihn. Gehe hin in Frieden, ich lasse dir
das Leben, aber es ist schlimmer als der Tod.'”
Ein am 11. September 2010 veröffentlichtes
Interview auf Telepolis ist eine Lektüre, die einen mehr als nachdenklich zurückläßt. Oder: es wenigstens sollte! Das heißt nicht, daß alles, was Andreas von Bülow so vermutet und unterstellt, deshalb schon die reine Wahrheit wäre! Ohne ihm bewußte Lügen unterstellen zu wollen, ist doch in manchen Fragen eine Voreingenommenheit nicht auszuschließen, die die Schlußfolgerungen beeinflußt. Doch: bei wem wäre dies nicht so?
Es verdorrt einem irgendwie das Wort im Munde, jemandem unter solchen Umständen zu seinem runden Geburtstag zu gratulieren — und doch wollen wir's wagen:
AD MULTOS ANNOS
HERR VON BÜLOW !
Vielleicht ändern sich ja die Zeiten — denn, wie der Russe sagt: »Die Hoffnung stirbt zuletzt« ...
Der senile Soze ist genauso eine rote Socke wie alle Sozen. Da darf man sich keine Schalmeientöne ins Ohr träufeln lassen.
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