Dienstag, 4. Juli 2017

Ein dichter, ein stimmiger Text

... den Vera Lengsfeld über Kohls Begräbnis verfaßt hat:
Speyer am Morgen nach dem Requiem für Helmut Kohl im Dom zu Speyer. Auf meinem Weg vom Hotel am Technikmuseum, das normalerweise ein Bikertreffpunkt zu sein scheint und dessen Einfahrt von einem Starfighter überschattet wird, gehe ich erst einmal auf die Rheinbrücke, um von dort einen Blick auf die Stadt zu werfen. Ich bin wohl ein ungewohnter Anblick für die Autofahrer, denn ein Transporter hält kurz vor mir an. Wohin ich wolle, fragte der Chauffeur mit Migrationshintergrund. Nicht weiter, als bis zur Mitte der Brücke, antworte ich ihm und füge hinzu, dass ich mich über sein Angebot, mich mitzunehmen, trotzdem freue. Später in der Fußgängerzone, die vom Dom zum ältesten Stadttor führt, komme ich mir vor, wie zuhause. Ein halbes Dutzend Paare spricht mich an. Sie kommen aus Mecklenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Sie haben sich auf den weiten Weg gemacht, um vom Kanzler der Einheit Abschied zu nehmen. Sie wollen erst in den Dom, der ihnen gestern Abend versperrt war und dann zum Grab von Helmut Kohl.
Lesenswert. Bedenkenswert; bis hin zu den nachdenklichen, trauergetränkten Schlußsätzen.

Früher wurde bei der Krönungsmesse vor dem neugewählten Papst ein Bündel Flachs zu Asche verbrannt, wobei der Zeremoniar die ernste Mahnung »Sancte Pater, sic transit gloria mundi« sprach. Vermutlich ist das alles längst abgeschafft und banalisiert worden. Angeglichen an »demokratische« Formen, oder richtiger: Formlosigkeiten ...

Demokratien (auch wenn sie bloß Pseudo-Demokratien sind) neigen zu Niveaulosigkeit. Daß das nicht notwendig mit einer republikanischen Staatsform verbunden sein muß, beweist das alte Rom, das in den Falten einer toga virilis mehr Würde barg, als heute der ganze Bundestag in pleno versammelt.

2 Kommentare:

  1. ach, die Frau Lengsfeld. Immer schön den Rücken an der Wand behalten, damit die Wiederwahl des Sohnes gesichert bleibt? Ein bisschen Kritik, aber nicht zu doll.

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  2. Cher Monsieur Meyer,

    über zu wenig Kritik konnte ich mich beim Lesen des Lengfeld-Blogs bislang eigentlich nicht beklagen.

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