Mittwoch, 26. Juli 2017

Das falsche Linz

von Fragolin

Linz ist eine bunte Stadt. Es liegt in vielen Ländern. Und es hat verhaltenskreative Einwohner. Deshalb beschäftigt sich auch die Polizei mit den unterschiedlichsten Linzern aus den unterschiedlichsten Linzen, die doch eine große Gemeinsamkeit haben.
Weiß die „Presse“.

Die Linzer Polizei ermittelt nach blutigen Auseinandersetzungen, bei denen mehrere Personen verschiedener Nationalitäten verletzt wurden, eine davon schwer.“

Vorneweg was für die Korinthenkacker: eine „verschiedene“ Nationalität kann es nicht geben, nur eine „verschiedene“ Nation, aber die kann auch keiner mehr verletzen, denn wenn sie „verschieden“ ist, ist sie ausgestorben.
Hochachtung verdient allerdings die Formulierungskunst des Autors, der es wirklich schafft, aus blutigen Auseinandersetzungen zwischen Ausländern eine blutige Auseinandersetzung zu machen, bei der Ausländer verletzt wurden. Na, wer merkt den kleinen Unterschied? Toll, oder?

Die Konflikte nahmen offenbar am Sonntagabend vor einem Club ihren Ausgang, wie es in einer Presseaussendung vom Dienstag hieß. Mittlerweile vermutet die Polizei einen Zusammenhang zwischen mehreren Gewalttaten in der Stadt.“

Man könnte es auch klarer formulieren: Man vermutet offensichtlich, dass es immer die gleichen Gestalten sind, die in Linz aneinandergeraten und die Stadt bunt machen. Oder zumindest blutrot.

Die Stadt hat neue Bürger geschenkt bekommen, wertvoller als Gold, hochgebildet und motiviert. Was hat Linz falsch gemacht, dass aus diesen Goldstückchen anscheinend faule Früchtchen geworden sind? Zu wenig Willkommen signalisiert, zu wenige Teddys geworfen? Wir wissen es nicht, aber wir wissen, dass auch andere Städte in Österreich und Deutschland den gleichen Fehler gemacht zu haben scheinen. Die Bahnhöfe von Graz und Salzburg sind bereits ebenso interessant geworden, und über den Wiener Praterstern schweigen wir mal lieber.

Aufmerksam wurden die Ermittler auf eine mögliche Verbindung nach einem Einsatz bei einem gewalttätigen Streit vor dem Linzer Hauptbahnhof am Montagabend: Sechs bis acht Tschetschenen gingen mit Schlagstöcken und einer Pistole bewaffnet auf einen 18-jährigen Syrer aus Linz los. Er wurde verletzt und in der Uniklinik behandelt.“

Also ich habe ja schon von Syrern aus Aleppo gehört, auch von solchen aus Damaskus. Aber dass es auch in Syrien ein Linz zu geben scheint, ist mir neu. Naja, man lernt nie aus.
Das Thema Tschetschenen kann man in Österreich eigentlich kaum noch mit normalem Blutdruck diskutieren. Jahrzehntelange humanitäre Hilfe gegen die von den bösen Russen brutal verfolgten armen muslimischen Freiheitskämpfer, die für die Freiheit kämpfen, einen friedensreligiösen Gottesstaat zu errichten wird gedankt mit Bandenterror und Drogenhandel. Wir machen uns keine Sorgen wegen der Türken mit Doppelstaatsbürgerschaft. Wir haben Tschetschenen.

Die Täter konnten vorerst entkommen. Später wurde aber ein 26-jähriger Russe aus Linz festgenommen, der einen Baseballschläger bei sich hatte.“

Aha, Linz liegt also doch in Russland.
Aber ich muss trotzdem mäkeln: „Die Täter“ konnten nicht vorerst entkommen, sondern sie konnten entkommen. Ohne vorerst. Nur entkommen. Die sind ja immer noch weg. Nur einer wurde einkassiert, und da weiß man nicht, ob der dazugehörte.
Eigentlich kann er nicht dazugehört haben, denn er wird ja jetzt hier als „Russe“ bezeichnet, laut dem vorigen Absatz waren es aber „Tschetschenen“. Tschetschenen sind keine Russen, sondern haben die Staatsbürgerschaft der Russischen Föderation. Trotzdem bleiben sie Tschetschenen. Ja, ich weiß, das sind Feinheiten, aber es sind entscheidende Feinheiten. Wir haben kein Problem damit, zwischen Türken und türkischen Kurden zu unterscheiden, aber zwischen Tschetschenen und Russen funktioniert das nicht?

Er gestand, an dem Überfall beteiligt gewesen zu sein. Als Grund gab er unter anderem eine Auseinandersetzung vor einem Club am Sonntag an, bei der zwei Russen von mehreren Angreifern verletzt worden sind.“

Ah, noch zwei Russen. Wo sind denn die Tschetschenen plötzlich hin? Die mit dem Syrer? Der jetzt plötzlich von Russen überfallen wurde?

Ebenfalls am Montagabend rückte die Polizei erneut aus, weil im nahe dem Bahnhof gelegenen Volksgarten ein 18-jähriger Iraker bei einem Streit von einem Unbekannten mit drei Messerstichen verletzt worden war. Das Opfer war anfangs ansprechbar, wurde dann aber bewusstlos und ebenfalls in die Uniklinik eingeliefert. Die Ermittler gehen von einem Zusammenhang mit den davorliegenden Vorfällen am Bahnhof und vor dem Club aus.“

Und dann noch ein Iraker. Ob aus dem irakischen Linz, wird leider nicht erwähnt.

Ich gehe jetzt einfach mal rechtspopulistisch verhetzend davon aus, dass, aus welchem Grund auch immer (Vorsatz? Doofheit?) als Russen bezeichnete Tschetschenen in bereichernder Folklore auf Syrer und Iraker losgehen. Und jetzt die alles entscheidende Preisfrage: Was haben die alle gemeinsam?
Und nein, ich meine weder die Tatsache, dass es sich ausnahmslos um Linzer handelt, noch die, dass sie sich ganz offensichtlich durch die Bank im falschen Linz befinden.

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