Donnerstag, 2. März 2017

Nochmal das Blondchen



von Fragolin

Diesmal hat der „Kurier“ das Thema ausgeschlachtet.

„Wieder einmal sorgte Trump-Beraterin Kellyanne Conway für Aufregung.“

Nee, sorgte sie nicht. Für die Aufregung sorgten geifernde, aus der anderen politischen Richtung durchaus als „Hassposter“ eingestufte und sich über jeden winzigen Scheiß mörderisch ereifernde Kotzbrocken und die Medien, die sich im Moment auf jedes winzige Häppchen werfen, auf dem im Kleingedruckten der Name „Trump“ erwähnt wird, wie ein durchgeknallter Truthahn auf ein rotes Taschentuch. Ausgerechnet die sensationsorientierten Medien, die selbst aus einer Unwichtigkeit einen Aufreger machen, machen dann denjenigen, über den sie sich künstlich aufregen, für die Aufregung verantwortlich. Und dann setzen sie der selbstaufgeblasenen Gummipuppe das Krönchen auf, indem sie „Experten“ über die Bedeutung der aufgeblasenen Bedeutungslosigkeit befragen, die ihre eigene Bedeutungslosigkeit damit übertünchen wollen, dass sie anderen Bedeutungslosigkeiten wichtigtuerisch Bedeutungen zuweisen.
So eben auch hier.

Interessant ist allerdings deren Schlussfolgerung: Dahinter steckt faktisch gar nichts. Conway benimmt sich so, wie sie es eben gewohnt ist, sich zu benehmen. Ohne diplomatische Schnörkel, ohne das Große Schauspiel der Hochpolitik – und genau das ist es, was den Erfolg von Trump und seinem Team bei den „einfachen Leuten“ ausmacht: Ihnen sind die Rituale eben nicht wichtiger als die Inhalte. Sie stehen für die Natürlichkeit der natürlichen Leute und nicht für das abgehobene Zeremoniell der Eliten, in das überdrehte Idioten jeden ihnen genehmen Blödsinn hineininterpretieren können. Bei Conway gibt es kein Interpretieren: sie wurde gebeten, dieses Foto zu machen und hat es gemacht, statt sich erst im Regelwerk nachzublättern, ob sie dafür das Sofa benutzen darf. Und die anwesenden Schmierfinken haben das natürlich sofort ausgenutzt um einen willkommenen shitstorm loszutreten.

Aber eine noch viel wichtigere Schlussfolgerung lässt das zu: die immer und immer wieder herbeigelogene „Unberechenbarkeit“ Trumps ist genau das, was am Wenigsten vorhanden ist. Im Gegensatz zu der vorneherum schauspielernden und hintenherum machtintrigierenden Clinton ist Trump nämlich voll und ganz Trump. Und die Leute, die ihn umgeben, ebenso. Geradeheraus und berechenbar.

Lächerlich sind die herbeiphantasierten Sex-Signale, deren Ausbreiten mehr über die Gedankenwelt der zitierten „Machtanalytikerin“ aussagt als über das Bild. Dass Conway als Typ lieber ein bordeauxrotes Kleid in Ballkleidoptik anzieht, das ihr nebenbei bemerkt recht gut steht, und keinen grauen Hosenanzug aus der Merkel-Kollektion, in dem sie wahrscheinlich grauslich aussehen würde, hat nichts mit Sexualität zu tun sondern ganz einfach (neben der Tatsache, dass sie generell fast ausschließlich in Kleidern auftritt, das nennt man persönlichen Stil) mit gutem Aussehen, das man in bestimmten Positionen voraussetzt. Bei Männern erwartet man Sportlichkeit, gepflegte Maßanzüge und ein dynamisches Aussehen, aber kaum wagt es eine Frau in höherer Position, sich anders als im Hosenanzug zu präsentieren, wird ihr das Spiel mit der Sexualität vorgeworfen – und das natürlich von einer anderen Frau.
Gehört Stutenbissigkeit eigentlich zum Thema „Machtanalyse“?
Dann herumzuleiern, dass Aussehen bei Trump als altem Sexisten eben eine größere Rolle spielt als Können, ist der Gipfel der Dummheit. Einer Fünfzigjährigen, die auch gut hergerichtet locker als 65-jährige durchgeht, vorzuwerfen, sich als Sexobjekt nach oben zu dienen, ist nur noch lächerlich.
Danke, „Kurier“, Inhaltswert Null aber toller Unterhaltungswert.

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