von Fragolin
Diesmal hat
der „Kurier“
das Thema ausgeschlachtet.
„Wieder einmal sorgte Trump-Beraterin Kellyanne
Conway für Aufregung.“
Nee, sorgte
sie nicht. Für die Aufregung sorgten geifernde, aus der anderen politischen
Richtung durchaus als „Hassposter“ eingestufte und sich über jeden winzigen
Scheiß mörderisch ereifernde Kotzbrocken und die Medien, die sich im Moment auf
jedes winzige Häppchen werfen, auf dem im Kleingedruckten der Name „Trump“
erwähnt wird, wie ein durchgeknallter Truthahn auf ein rotes Taschentuch.
Ausgerechnet die sensationsorientierten Medien, die selbst aus einer Unwichtigkeit
einen Aufreger machen, machen dann denjenigen, über den sie sich künstlich
aufregen, für die Aufregung verantwortlich. Und dann setzen sie der
selbstaufgeblasenen Gummipuppe das Krönchen auf, indem sie „Experten“ über die
Bedeutung der aufgeblasenen Bedeutungslosigkeit befragen, die ihre eigene Bedeutungslosigkeit
damit übertünchen wollen, dass sie anderen Bedeutungslosigkeiten
wichtigtuerisch Bedeutungen zuweisen.
So eben auch
hier.
Interessant
ist allerdings deren Schlussfolgerung: Dahinter steckt faktisch gar nichts.
Conway benimmt sich so, wie sie es eben gewohnt ist, sich zu benehmen. Ohne
diplomatische Schnörkel, ohne das Große Schauspiel der Hochpolitik – und genau
das ist es, was den Erfolg von Trump und seinem Team bei den „einfachen Leuten“
ausmacht: Ihnen sind die Rituale eben nicht wichtiger als die Inhalte. Sie
stehen für die Natürlichkeit der natürlichen Leute und nicht für das abgehobene
Zeremoniell der Eliten, in das überdrehte Idioten jeden ihnen genehmen Blödsinn
hineininterpretieren können. Bei Conway gibt es kein Interpretieren: sie wurde
gebeten, dieses Foto zu machen und hat es gemacht, statt sich erst im Regelwerk
nachzublättern, ob sie dafür das Sofa benutzen darf. Und die anwesenden
Schmierfinken haben das natürlich sofort ausgenutzt um einen willkommenen
shitstorm loszutreten.
Aber eine
noch viel wichtigere Schlussfolgerung lässt das zu: die immer und immer wieder
herbeigelogene „Unberechenbarkeit“ Trumps ist genau das, was am Wenigsten
vorhanden ist. Im Gegensatz zu der vorneherum schauspielernden und hintenherum
machtintrigierenden Clinton ist Trump nämlich voll und ganz Trump. Und die
Leute, die ihn umgeben, ebenso. Geradeheraus und berechenbar.
Lächerlich sind
die herbeiphantasierten Sex-Signale, deren Ausbreiten mehr über die Gedankenwelt
der zitierten „Machtanalytikerin“ aussagt als über das Bild. Dass Conway als
Typ lieber ein bordeauxrotes Kleid in Ballkleidoptik anzieht, das ihr nebenbei
bemerkt recht gut steht, und keinen grauen Hosenanzug aus der
Merkel-Kollektion, in dem sie wahrscheinlich grauslich aussehen würde, hat
nichts mit Sexualität zu tun sondern ganz einfach (neben der Tatsache, dass sie
generell fast ausschließlich in Kleidern auftritt, das nennt man persönlichen
Stil) mit gutem Aussehen, das man in bestimmten Positionen voraussetzt. Bei
Männern erwartet man Sportlichkeit, gepflegte Maßanzüge und ein dynamisches Aussehen,
aber kaum wagt es eine Frau in höherer Position, sich anders als im Hosenanzug
zu präsentieren, wird ihr das Spiel mit der Sexualität vorgeworfen – und das natürlich
von einer anderen Frau.
Gehört
Stutenbissigkeit eigentlich zum Thema „Machtanalyse“?
Dann
herumzuleiern, dass Aussehen bei Trump als altem Sexisten eben eine größere
Rolle spielt als Können, ist der Gipfel der Dummheit. Einer Fünfzigjährigen,
die auch gut hergerichtet locker als 65-jährige durchgeht, vorzuwerfen, sich
als Sexobjekt nach oben zu dienen, ist nur noch lächerlich.
Danke, „Kurier“,
Inhaltswert Null aber toller Unterhaltungswert.
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