Sonntag, 19. März 2017

Johann Sebastian Bach: Kantate zum 3. Fastensonntag, BWV 54

Eine eigenartige Aufnahme, doch eine mit einer ganz eigenen Faszination, wie mach ehrlich zugeben muß! Der große, exzentrische Pianist Glenn Gould an einem recht einzigartig klingenden Continuo, nach einer Mischung aus Cembalo und Western-Pianino klingend, dirigierend und interpretierend, gemeinsam mit einem Counter-Tenor und einem kleinen Ensemble ... man muß nicht so weit gehen wie der Uploader dieses Videos, der meint:
The BWV 54 is downright weird. Gould's realization of the continuo is bizarre. I am not myself a keyboard player, but all of the activity seems to be in the right hand, with little realization of the figures in the left and a complicated and sinuous, almost melodic realization in the uppoer voices.
The instrument is even more bizarre, and I think it must be one of those doctored "harpsipianos" with which Gould was enamored at one point. The male alto is the unique and remarkable Russell Oberlin. Unfortunately, his German accent is appalling. The performance, however, is impassioned in the best sense of the word.
There's Oberlin's odd German, and the harpsipiano plonking along with its odd sound, and GG's continuo realization from outer space. There are the passages where GG pounds out melodic lines (both in the strings and in the vocal part!) which he thinks need extra emphasis. Then there are the passages where GG suddenly doubles or halves the tempo, presumably to set apart the composition's sections and to make large contrasts of mood. Then there are the passages where GG stops playing with his left hand, because he needs it to conduct the non-obvious interpretive things he's having everybody do, and because he's left-handed. Sometimes the string players seem not quite convinced or unanimous about what's going on in there. Another problem with Oberlin's delivery (in addition to his German diction) is the way he sings the text's weak syllables as loudly as (or louder than) the strong syllables...very unnatural. Overall the whole thing sounds like a bizarre experiment where GG's trying to see how far he can get things to go: just trying various things for the sake of finding out what happens. It's of course interesting. It sounds like Bach with a lot of playfully affected accents. It's hard to figure out what the point is, though.

Aber sicherlich kann man jenem Kommentarposter zustimmen, der zu dieser Aufnahme vom 8. April 1962 (die heute also fast genau 55 Jahre alt ist) meint:
Auch wenn heute niemand mehr Bach so spielen würde, bleibt es eine wunderschöne und berührende Interpretation.
Große sind groß auch auf Ab- und Irrwegen ... so wenig das den stets korrekt wandelnden kleineren Geistern behagen mag.


--------


P.S.: wer eine "normalere" Interpretation bevorzugt - hier werden Sie geholfen.

1 Kommentar:

  1. Von Bach wird folgendes Zitat überliefert: ".. damit dieses eine wohlklingende Harmonie gebe zur Ehre Gottes und zulässiger Ergötzung des Gemüts und soll wie aller Musik ... Finis und Endursache anders nicht, als nur zu Gottes Ehre und Recreation des Gemüths sein. Wo dieses nicht in acht genommen wird, da ist's keine eigentliche Musik sondern ein teuflisches Geplärr und Geleyer."

    Eigentlich hat hier der Komponist selbst die rechte Interpretation vorausgesetzt. Bachs Musik ist religiös. (ja, ja Asche über mein Haupt) Selbst das einfachste Präludium aus dem wohltemperierten Klavier strömt diesen Geist aus. Irgendwie hat auch Glenn Gould dieses im Laufe seines leider zu kurzen Lebens begriffen. Man höre seine beiden Einspielungen der Goldberg Variationen, die frühe und die späte.

    AntwortenLöschen

Forums-Trolls, die die Kommentarfunktion zugemüllt hatten, machten die Moderation von Kommentaren nötig. Da der Blogbetreiber weder Zeit noch Lust hat, ständig den Blog zu beobachten, können auch mehrere Tage vergehen, bevor ein Kommentarposting freigeschaltet wird. Bitte um Verständnis.

Mit dem Posten eines Kommentars erteilen Sie die gem. DSGVO notwendige Zustimmung, daß dieser im Falle seiner Freischaltung auf Dauer gespeichert und lesbar bleibt. Von der »Blogger«-Software vorgegeben ist weiters, daß Ihre E-Mail-Adresse, sofern Sie sie bekanntgeben, gespeichert wird. Dasselbe gilt für für Meldung als »Follower« u. dergl. Sollten Sie nachträglich die Löschung eines Kommentars begehren, können Sie dies unter Angabe des bezughabenden Artikels, sowie von Datum und Uhrzeit ihres Kommentars tun. Ihr Kommentar wird dann innerhalb einer dem Blogbetreiber zumutbaren Zeit gelöscht wird (auch dies kann mehrere Tage dauern).

Ob etwaige Daten eines Kommentators (IP-Adresse etc.) von der »Blogger«-Software automatisch gespeichert und/oder weiterverarbeitet werden, entzieht sich der Kenntnis des Blogbetreibers, ist von diesem aber weder beeinflußbar noch kontrollierbar. Zu diesem Fragen wenden Sie sich bitte an:

https://www.google.de/contact/impressum.html

Hier finden Sie auch einen Hinweis zur »Datenschutzerklärung«:

https://policies.google.com/privacy?hl=de

Auf diesem Blog herrscht auch hinsichtlich der Kommentare weitestgehende Redefreiheit. Gelöscht werden jedoch Kommentar
1. durch deren Stehenlassen sich der Blogbetreiber strafrechtlichen Sanktionen aussetzen würde;
2. die dazu dienen, diesen Blog öffentlich zu diskreditieren;
3. Werbeeinschaltungen (auch in Form von Schleichwerbung);
4. persönliche Beleidigungen und ähnliches (bitte argumentieren Sie möglichst sachlich).
5. Kommentare, die ohne oder nur geringen inhaltlichen Zusammenhang mit dem Artikel oder dem daran schließenden Kommentarverlauf gepostet werden (»off topic«), können — evtl. nach Abwägung der Informationsinteressen im freien Ermessen des Blogbetreibers — durch den Administrator gelöscht werden.

Wem das nicht frei genug ist, dem sei dringend geraten, seinen eigenen Blog zu eröffnen.