Montag, 15. August 2016

In den Kommentaren

... zum Artikel "Dreißig Silberlinge für diesen Typen" gab es eine Reihe von Postings, welche die Linie des LePenseur-Blogs einigermaßen konterkarieren. Was überhaupt kein Problem ist, denn im Gegensatz zu vielen Blog-Betreibern liebt LePenseur kontroversielle Diskussionen und findet nichts langweiliger als devote bis frenetische Beklatschung durch Fans (womit seine Nicht-Eignung zum Bühnendarsteller einigermaßen evident sein dürfte ...).

Dennoch erscheint es sinnvoll, diese Kommentare zum Gegenstand eines Artikels zu machen: nicht, um die Poster "auf Linie" zu bringen, sondern um allfällige Mißverständnisse über die eigene Position des Blogautors möglichst im Keim zu ersticken.

Die Poster "Conservo", "Kein Zoll Boden den Linken!" und "Libertärer" (bei denen einen irgendwie fast der Verdacht beschleicht, hier handle es sich vielleicht um eine Person mit Persönlichkeitsspaltung, oder aber um deren Versuch, die "Front" der Kommentatoren eindrucksvoller zu gestalten ... aber vielleicht täuscht das auch!) finden wenig Geschmack an der Position des Blogs gegenüber dem Islam ganz im allgemeinen, und dem Erdowahnsinnigen (a.k.a. GröTAZ) im besonderen, und artikulieren das bspw. wie folgt:
Conservo hat gesagt...
Kenner: Ihr Sarkasmus in Ehren, aber hallo, lieber eine bekopftuchte Gattin mit meinetwegen 15 Kindern, als die linksgruenversifften Kramphennen a la Erika und Claudia, die naturgemäß fruchtbarkeitsmaessig zeitlebens Totalausfalle waren. Statt Kindern das Leben zu schenken, haben sie eine Diktatur errichtet, die dem früheren SED+ System in nichts nachsteht, eher noch schlimmer.
Und nochmal: Putin macht uns vor, wie man kluge Politik macht. Erdogan kann ein wichtiger strategischer Partner gegen die linke "East Coast"-Diktatur werden. Politik wird mit dem Kopf gemacht, nicht aus dem Bauch. 
Ohne in "Conservos" Debatte mit dem "kennerderlage" allzusehr eingreifen zu wollen, muß LePenseur doch gestehen, daß ihm zwangsbekopftuchte Gattinnen mit oder ohne 15 Kinder noch immer trotzdem nicht lieber sind, als Erika und Claudia, sondern höchstens gleich unlieb.

Denn sosehr dem Befund beizupflichten ist, daß IM Erika & Co. ein System in Anlehnung an das frühere SED-System hochgezogen haben, und Freiheit und Rechtsstaat längst ausgehöhlte Begriffe sind, kaum inhaltsvoller als der Menschenrechtsabschnitt der Stalin'schen UdSSR-Verfassung, so ist wohl dasselbe vom System des Erdowahnsinnigen zu sagen: eine angebliche "Demokratie", ein angeblicher "Rechtsstaat" Türkei, der innerhalb kürzester Zeit 35.000 (nach anderen Quellen sogar 60.000) angebliche "Putschisten" verhaftet und aus allen Ämtern entläßt, ist doch keine Alternative, sondern einfach derselbe Skandal, wenn nicht ein noch schlimmerer!
Kein Zoll Boden den Linken! hat gesagt...
@Conservo:Gut gegeben! Es gibt eine akute Gefahr bei uns Konservativen, obsessiv und emotional nur noch im Islam den Feind schlechthin zu sehen. Und die Linksgrünen lachen sich ins Fäustchen und bauen ihre Diktatur immer skrupelloser aus, weil wir nicht mehr sehen, wo der Feind ist, der uns vernichten will. Und wie man strategische Bündnisse dagegen schmiedet
Nun ist es sicherlich verfehlt, "nur noch im Islam den Feind schlechthin zu sehen". Die Freiheit (dieser Blog hat nicht umsonst den Wappenspruch "Patria cara, carior libertas" adoptiert!) hat viele Feinde! Allerdings ist einer der wichtigsten Feinde eben: der Islam! "Islam" bedeutet "Unterwerfung"; und daß Unterwerfung mit Freiheit ziemlich inkompatibel ist, sollte doch einleuchten.

Und wenn der "Libertäre" über den GröTAZ meint:
Woher rührt seine Popularität? U.a. daher, dass es den Türken in der Breite heute wirtschaftlich enorm viel besser geht als vor 15 Jahren, bevor E. an Macht gewählt wurde. Gerade diejenigen, die mit sozialistischer Murkswirtschaft nichts am Hut haben und den Kapitalismus bevorzugen, sollten sehen, dass Erdogan den Jahrzehnte herrschenden kemalistischen Etatismus und Staatsdirigismus, der den "kranken Mann am Bosporus" dauerhaft ans Bett gefesselt hatte, Zug umd Zug wirtschaftsliberal umgemodelt und in weiten Teilen bereits abgeschafft hat. Das hat viel mehr als seine islamische Sprüche zu seinem Erfolg beigetragen. Und das spricht nicht gegen ihn.

Dass er in den gesellschaftlichen Werten tendentiell gut konservatv tickt, auch nicht. Und von öffentlichen Enthauptungen, aufgehängten Schwulen und gekreuzigten Christen ist aus der Türkei bisher auch nichts bekannt, im Unterschied zu Saudi-Arabien, das aber seltsamerweise viel weniger beachtet und kritisiert wird.

Also etwas mehr Nüchternheit im Blick auf die Türkei kann uns nicht schaden. Wie es weiter oben einer treffend sagte: Der Feind steht nicht in Istanbul und Ankara. Der Feind steht LINKS! Das heißt: in Berlin und Washington.
... dann ist ihm aufs vielerlei Gründen entschieden zu widersprechen:

1. Ja, der Kemalismus hatte Staatsdirigismus und Etatismus als integrierenden Bestandteil eingebaut. Was (wenig verwunderlich!)  LePenseur denkbar zuwider ist. Und was sich mit der nationalistisch verschwurbelten Türkentums-Rhetorik bis zum Brechreiz verstärkte. Nur: ist der GröTAZ ein Jota weniger nationalistisch? Blüht unter ihm nicht ebenso die Staatsintervention und Korruption?

2. Daß es den Türken heute besser geht, ist nicht auf die geniale Wirtschaftspolitik des Möchtergern-Sultans zurückzuführen, sondern auf die massiven Unterstützungszahlungen aus der EU, und auf (auch wieder korruptiv eingefädelt!) ausländisches Investitionskapital, das hier die profitable Abzocke auf Steuerzahlerkosten der EU-Nettozahler wittert.

3. Wie ein Libertärer beim Erdowahnsinnigen zum Befund kommt, daß er "in den gesellschaftlichen Werten tendentiell gut konservatv tickt", ist LePenseur völlig unnachvollziehbar! Was ist an dessen Islamisierungskurs denn "gut konservativ", bitteschön!? Daß er den Türkenmädels ein Wurfziel von mindestens drei Kindern ans Herz legt? Daß er sie durch Kopftücher (ver)stecken will? Daß er auf ganz "gut konservativ" in die Privatsphäre der Leute massiv eingreift, indem er z.B. den öffentlichen, aber auch den privaten (!) Konsum von Wein und Bier möglichst unterbinden will? Sorry, das ist für einen Freund der Freiheit (und das sollte bei einem "Libertären" wohl selbstverständlich sein!) ebenso unerträglich wie ein "christlicher" Bundeskanzler, der in der Fastenzeit den Verkauf von Fleischwaren verbieten möchte, oder irgendwelche grüne Regulierungswahnsinnige, die in der Privatwirtschaft ein Nichtraucher-Gebot durchsetzen wollen! Wenn der "Libertäre" dann noch meint:
Der Feind steht nicht in Istanbul und Ankara. Der Feind steht LINKS! Das heißt: in Berlin und Washington.
... dann ist zu antworten: ja, der Feind steht LINKS! In Istanbul und Ankara, und in Berlin und Washington. Und in der islamischen Welt ganz generell. Denn der Islam ist eine totalitäre Polit- "Religion", dessen "spirituelle" Seite nahezu inexistent ist (sieht man von dem inzwischen fast ausgerotteten Sufismus ab), der vielmehr ein rigides, theokratisches "Ordnungssystem" hochzieht. Statt "Gewissen": "haram". doch die Begriffe "links" und "rechts" (sofern sie überhaupt einen Sinn haben sollen) können sich doch nur auf "kollektivistisch" bzw. "individualistisch" beziehen.

Während Freiheitsfreunde beim GröTAZ also ein Schaudern überkommt, werden "Thron-und-Altar-Konservative", die das Strammstehen und Maulhalten als Tugenden empfinden, das alles durchaus sympathisch finden! Denn auch diese sind in Wahrheit Kollektivisten - nur daß ihre ersehnten Kollektive eben "Kirche" und "Untertanenschaft" (statt z.B. "Arbeiterklasse" oder "KPdSU") heißen.

In Istanbul skandierten Hunderttausende Parolen wie "Befiehl, und wir sterben!" - was ist das anderes, als Kollektivismus? Und hat es nicht eine fatale Ähnlichkeit mit jenem Pöbelgeheul aus tausendjähriger Zeit, das da lautete: "Führer befiehl, wir folgen"!?

Natürlich: der Feind steht in Berlin und Washington. Das auf diesem Blog besonders herauszustellen, hieße, Eulen nach Athen zu tragen!

Daß er aber genauso in Istanbul, Ankara, Riad und Teheran (und an vielen anderen Orten) steht: das zu vergessen oder zu beschönigen könnte sich als tödlicher Fehler erweisen.

3 Kommentare:

  1. Da der geschätzte Blogger von der von ihm sog. "Front" derer, die in punkto Islam seine "Linie einigermaßen konterkariert" haben (in Klammern: die beiden anderen zitierten Kommentatoren sind tatsächlich andere, ich kenne sie nicht, räume aber gern ein, dass ich in diesem Punkte jedenfalls die Dinge sehr ähnlich sehe) insbesondere mein Posting ins Visier genommen hat, möchte ich mir erlauben, in aller gebotenen Höflichkeit dazu Stellung zu nehmen.

    ad 1. Auch sehr konservative, islam- und Erdogankritische Medien bestreiten, soweit ich es überblicke, nicht, dass Erdogans Wirtschaftspolitik, v.a. in den ersten Jahren, eine enorme Liberalisierung gebracht hat und im Vergleich zum Kemalismus antietatistisch motiviert war. Das scheint mir ein brutum factum zu sein. Das man als solches ruhig positiv benennen kann, auch wenn einem der Typ nicht sympathisch ist. (Was er natürlich auch mir nicht ist.)

    ad 2. Dass es den Türken in der Breite heute um einiges besser geht als zu den kemalistischen Ante-Erdogan-Zeiten, ist wohl kaum zu bestreiten und hat aus meiner Sicht zwar auch, aber eben mitnichten nur seinen Grund in der Kohle aus der EU.

    ad 3. Hier sei an eine grundsätzliche Distinktion erinnert, die ich dem Penseur sicherlich als allerletztem in Erinnerung muss. "Libertär" ist etwas - sehr - anderes als "liberal". Hat der Libertäre mit dem (authentischen) Liberalen zwar die ontologische Abneigung gegen jede Form von ökonomischen Dirigismus und markthemmenden Zwängen gemeinsam, so gilt dies für die vom Penseur für meinen Geschmack etwas sehr fundamental und abstrakt vollzogene unbedingte Vorrangstellung des "Indididualismus" gegenüber dem "Kollektivismus" so nicht mehr.
    Der Libertäre weiß sich ebenfalls der individuellen Freiheit als hohem Gut verpflichtet, aber diese ist für ihn der Güter höchstes nicht. Der Libertäre ist mindestens so sehr, wie er die persönliche Freiheit liebt, auch ein leidenschaftlicher Patriot. (Darin ist er zugleich auch grundkonservativ, was ihn erst Recht vom klassischen Liberalen unterscheidet!) Er achtet das Volk als Schicksalsgemeinschaft auf der Basis des ius sanguinis und der jeweiligen kulturellen Überlieferung ebenso hoch wie das Individuum, ja in bestimmten geschichtlichen Situationen sogar höher. Deshalb betrachtet der Libertäre z.B. die "russische Seele" mit leicht sentimentalem Wohlgefallen, die eben nicht dem Individualismus huldigt, sondern ihr Pathos aus dem Über-sich-selbst-Hinausgelangen in das größere Ganze der völkischen Schicksalsgemeinschaft schöpft. Und deshalb hat er Sympathie und Hochachtung vor einem Putin, der das intuitiv erkannt hat und auf eine Weise bedient, vor der man nur den Hut ziehen kann. (Und deshalb, aber da trage ich in der Tat Eulen nach Athen hier, ist der Libertäre per se "antiamerikanisch", wo das "Volk" ein diffuses Konglomerat inkompatibler Ethnien ist, die zwangsläufig immer wieder gewaltsam aufeinander prallen müssen, und die Staatsräson letztlich auf klassischen linken Narrativen beruht. Der Brecht-Satz "Erst kommt das Fressen, dann die Moral" ist ein zutiefst amerikanischer, und zutiefst unwahrer Satz!)

    Auch die AfD, die als einzige Alternative zu dem BRD-System "Blockparteien 2.0" erwachsen ist, bekennt sich ausdrücklich dazu, dass es nicht nur den Individualismus gibt, sondern auch die Volksgemeinschaft. Höcke, Gauland, Storch und andere haben dazu sehr Richtiges gesagt.


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  2. ...Fortsetzung:

    Summa: "Gesellschaften", die wie die "westlichen" jegliche Traditionen über Bord geworfen haben und einem schranken- und hemmungslosen Individualismus huldigen, wie er durch Schreckensworte wie Homo, Gender, Feminismus, Abtreibung hinreichend charakterisiert ist, welche mit missonarischem Gestus dem Rest der Welt aufgelegt werden sollen - einer solchen "Gesellschaft", die keine mehr ist, würde ich in der Tat einen gut konservativen "Musel" vorziehen, dessen Frau ihre Bestimmung in den häuslichen Obliegenheiten erkennt, statt sich partout selbst zu "verwirklichen", wie es der westliche Individualismus den Evastöchtern eingetrichert hat.

    Und wenn dann ein Musel-Staatschef den Frauen nahelegt, jeweils drei Kinder zu kriegen, ist mir das immer noch sympathischer als wenn ich von Regierungsseite gesagt kriege, was ich zu essen, wo ich zu rauchen, wie oft ich das Auto zu benutzen habe etc.pp.

    Und noch einmal: Gräueltaten, wie wir sie aus dem wahabitischen Herrschaftsbereich des Islam kennen, sind von der Türkei bisher nicht überliefert. Ich wundere mich schon, dass viele konservative Blogs zwar pausenlos die Türkei ins Visier nehmen, die Hölle auf Erden namens "Saudi-Arabien" dagegen im Off des unaufgeregten Hingenommenwerdens verbleiben darf.(Wäre ich maliziös, würde ich mal politisch inkorrekt argwöhnen, das könnte auch daran liegen, dass unsere Waffenfirmen an den Saudis richtig gut verdienen...)

    Um auch das klarzustellen: ich war noch nie in der Türkei, ich mag weder dieses Land noch seinen Führer. Aber ich versuche strategisch zu denken. Und ich meine, Wladimir Putin hat sehr richtig erkannt, dass Erdogan ein wichtiger strategischer Partner gegen den Feind, der eben von links kommt, sein kann.

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  3. @Libertärer:

    Ja, das türkische Wirtschaftswunder des Erdowahn ... Die ökonomische Realität sieht anders aus:

    "das G20-Land Türkei ist, auch wenn das am Bosporus gern anders gesehen wird, immer noch ein ökonomischer Zwerg, der wirtschaftlich in sehr hohem Maß von Europa abhängig ist: Fast 50 Prozent der Exporte gehen in die EU. Der überwiegende Teil davon stammt noch dazu aus verlängerten Werkbänken, die EU-Unternehmen dort aufgestellt haben. Übrigens: Die ganze große Türkei exportiert nicht mehr als das kleine Österreich allein.

    Mehr als verbale Kraftmeierei kann sich Ankara da gar nicht leisten. Das (jetzt ohnehin brüsk gestoppte) türkische Wirtschaftswunder der vergangenen Jahre beruht ja fast zur Gänze auf Kapitalflüssen aus Europa und auf europäischen Investitionen im Land.

    Aber brauchen wir die Türkei ökonomisch nicht mindestens ebenso wie sie uns? Dazu zwei Zahlen: 1,8Prozent der deutschen und 1,07 Prozent der österreichschen Exporte gehen in die Türkei. Ein Prozent ist nicht nichts, aber Abhängigkeit sieht doch irgendwie anders aus."

    http://diepresse.com/home/meinung/kommentare/wirtschaftskommentare/5066872/Die-Turkei-ist-ein-okonomischer-Zwerg

    LePenseur dürfte doch recht gehabt haben mit seiner Vermutung, dass das so genannte "Wirtschaftswunder" in Wahrheit vor allem von den EU-Nettozahlern berappt wurde!

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