Samstag, 16. Juli 2016

Ein exemplarisch dummes Kommentarposting

... auf diesem Blog stammt von einem gewissen "Habsburger", und zwar zum gestrigen Artikel über den (wie wir mittlerweile wissen: leider gescheiterten) Militärputsch in der Türkei:
Habsburger hat gesagt...
Klar, und nachdem sie ihn entsorgt haben, wird alles besser. Die Militärs sind bekanntlich keine Musels, sondern katholische Traditionalisten. Sie werden die Türkei ganz schnell mit Putins Rußland vereinigen. Penseurs gelobtes Land kommt!

15. Juli 2016 um 23:14
Dazu ist im Detail zu bemerken:

Klar, und nachdem sie ihn entsorgt haben, wird alles besser.

Wo, bitteschön, wäre das in diesem Artikel (oder überhaupt auf diesem Blog) jemals behauptet worden?  Aber durch die Nicht-Entsorgung wird leider alles schlechter. Noch schlechter, als es jetzt schon ist. Freut Sie das etwa?

Die Militärs sind bekanntlich keine Musels, sondern katholische Traditionalisten.

Wir verstehen natürlich die feingebügelte Ironie dieser Worte ... ... doch jetzt mal ganz im Ernst gefragt: wären traditionalistische Katholibans etwa besser als fanatische Musel-Erdowahnsinnige? Wer zum sinnerfassenden Lesen dieses Blogs geeignet ist (woran bei Ihnen angesichts solcher Insinuationen allerdings zu zweifeln ist), der sollte schon mitbekommen haben, daß LePenseur zwar die kulturellen und überhaupt geistig-philosophischen Traditionen des christlichen Abendlandes schätzt, ihm aber dessen ungeachtet als rationalistischem Deisten (bzw. "schwachem Theisten", falls der Ausdruck jemandem geläufig ist, in nuce: personaler Gottesbegriff, doch ohne Wunderglaube) die von Katholiken (wenigstens der Theorie der Kirchenführung nach) vertretene Dogmatik, die diversen verschwurbelten Theologumena der Protestanten aller Schattierungen, oder die mystagogischen Verstiegenheiten der Ostkirchen in weiten Teilen ziemlich abstrus bzw. schlichtweg gleichgültig erscheinen.

Daß ihm schon rein aus ästhetischen Gründen ein von konservativ gesonnenen Geistlichen routiniert und mit dem nötigen liturgischen Perfektionismus zelebriertes "tridentinisches" levitiertes Hochamt in klassischen Paramenten und mit Kirchenmusik von Gregorianik bis Bruckner besser gefällt, als irgendein in Fair-trade-Jutesack-Kasel liturgisch dilettierender Alt68er-Pfarrer, der in Begleitung von profilierungsneurotischen Pfarrgemeinderatsmitgliedern (bzw. v.a. "-ohnegliedern"), die Lesungen oder Kehrverse hervorstammeln, unterstützt von einem durch Gitarrengeklampfe untermalten, distonierenden "Volksgesang" aus dem "Gotteslob", einen "Gottesdienst" (welcher Begriff angesichts solcher Veranstaltungen allerdings recht blasphemisch vorkommt) feiert, wird keinen verwundern.

Sie werden die Türkei ganz schnell mit Putins Rußland vereinigen.

Das würden schon die Amis nicht zulassen. Mal davon abgesehen, daß das Verhältnis zwischen Russen und Türken schon seit Jahrhunderten alles andere als friktionsfrei zu nennen ist (ein paar Kenntnisse aus Geschichte schaden nie!), und daher eine solche Allianz (oder gar: Union) sogar die heterogene EU als monolitischen Block erscheinen ließe. Mit einem Wort: eine lächerliche, von Ihnen an den Haaren herbeigezogene Unterstellung.

Und was Sie über "Putins Rußland" insinuieren wollen, verrät ebenso, daß Sie die Argumentation auf diesem Blog entweder (z.B. als passionierter Transatlantiker) nicht verstehen wollen, oder (mangels hinreichender intellektueller Fähigkeiten) nicht verstehen können.

Es ging in allfälligen Artikeln über Putin und Rußland nie darum, diesen Politiker oder dieses Land als in jeder Beziehung wünschenswertes Vorbild darzustellen. Daß Putin allerdings persönlich weit mehr intellektuelles Profil, taktisches Gespür und (v.a.!) Eier hat, als die Polit-Dilettanen des Westens zusammengenommen, sei nur nebenbei erwähnt. Doch darum ging es im Grunde ja nicht. Vielmehr ging es in den Artikeln regelmäßig um
  • Medienkritik. Denn die gezielten Desinformations- und Haßkampagnen in praktisch allen Systemmedien sind ja wirklich unterhalb jeder Kanone,
  • die Sicherung des Friedens gegen durchgeknallte Betonköpfe, die derzeit eher in Washington als in Moskau ihr Unwesen treiben, und schließlich
  • die Präferierung einer multipolaren Weltordnung, welche die Dinge zwar nicht einfacher macht, aber die Unerträglichkeit eines "One-World"-Systems nach den Vorstellungen von US-Konzernen und ihren Neocon-Thinktanks konterkariert. 
 Kapiert?

Penseurs gelobtes Land kommt!

LePenseur kennt als "geborener Skeptiker" keine gelobten Länder. Er weiß, daß das Leben mühsam ist (welcher Selbständige, außer glücklichen Erben, wüßte was anderes!), und der Erfolg mit Schweiß errungen wird. Er weiß andererseits, daß verbissenes Streben selten zum Ziel führt. Und er glaubt, daß statische Glückseligkeitszustände (wenn überhaupt) höchstens nach einem "glücklichen Tod" erreicht werden können. Oder eben auch nicht ...

Er glaubt allerdings nicht an Utopia-Zustände, wo sich alle lieb haben, und das Paradies auf Erden ausbricht. Das überläßt den Linken und anderen Idioten, die er wegen der Gemeingefährlichkeit ihrer Wahnvorstellungen allerdings bekämpft.

So: vielleicht haben Sie jetzt begriffen, daß so ziemlich jedes Wort Ihres Postings polemischer Unsinn war. Es gibt bekanntlich ein altes Vorurteil, daß jeder Habsburger ein Trottel sei. Nun, dem ist aus LePenseurs persönlicher Erfahrung zu widersprechen, denn er kennt (zwar nur peripher, aber doch hinreichend) wenigstens einen, den er sicher nicht als Trottel apostrophieren würde.

Sie hingegen, cher "Habsburger" (so Sie einer sind), haben es freilich eindrucksvoll zu bestätigen verstanden.


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Noch kurz ein paar Worte zum gestrigen Militärputsch. Es wurde dadurch endgültig klargestellt, daß durch die Wühlarbeit der Steinzeitreligionisten in der Türkei das Erbe Kemal Atatürks endgültig zerstört ist. Eine barbarische Religion, die offenbar völlig die intellektuellen Fähigkeiten anatolischer Ziegenliebhaber zu befriedigen vermag, ist endgültig an den Hebeln der Macht angelangt. Nach Ausschaltung einer kritischen Justiz, nach  Verbot aller kritischen Medien ist jetzt noch das letzte Bollwerk des Kemalismus, das Militär, jämmerlich gescheitert.

Wobei die Frage offen ist, ob dieser Operettenputsch nicht von Anfang an durch geschickte Steuerung aus der Regierung inszeniert wurde, um endlich die nötige Handhabe für eine "Säuberung" des Militärapparates zu haben.

Die EU unter ihrem Ratspräsidenten Tusk, der sich nicht entblödete, das nur durch Wahlbetrug am Ruder gebliebene Regime des Erdowahnsinnigen als "demokratisch" zu bezeichnen, hat ihre Maske endgültig fallen gelassen: harsche Kritik an einem unzweifelhaft demokratischen Ergebnis einer Volksabstimmung, aber Arschkriechen bei einem Diktator, dessen Sturz leider mißglückt ist.

So wächst vermutlich zusammen, was zusammengehört. Demnächst werden weitere Kapitel der Verhandlung über den Beitritt der EU zur Türkei eröffent werden ...

3 Kommentare:

  1. Ja, der Verdacht, der jämmerliche "Putschversuch" könnte inszeniert gewesen sein, wurde gerade eben sogar in den Nachrichten des Rotfunks thematisiert.

    FritzLiberal

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  2. "Das Erbe Kemal Atatürks wurde endgültig zerstört". Abgesehen davon, dass es unter denkenden Menschen keine zwei Meinungen über den Herrn Erdowahn gibt, beruhigt es meinen Magen aber auch mitnichten, wenn als offenbar positive Gegenfolie hier das Erbe eines Mannes angerufen wird, an dessen Händen kein Tropfen weniger Blut klebt, wahrscheinlich noch mehr. Zu Massenmörder Atatürks "Erbe" gehören z.B. zwei Millionenen christliche Armenier, die seine Vorläufer und ideologischen Wegbereiter, die sog. Jungtürken genozidiert haben. Auf das Erbe dieses Polit-Verbrechers kann ich auch verzichten.

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  3. Cher Thiago,

    positiv ist die Gegenfolie insofern, als Kemal die Türkei aus dem Würgegriff des Islam zu befreien versuchte. Daß daraus (v.a. nach seinem Tod) leider nichts besseres, als eine Art "Islamischer Josephinismus" wurde, ist Kemals Tragik. Gescheitert auf halbem Weg, die Türkei zu einem europäischen Staat zu machen ...

    Ihm jedoch die Untaten, die "seine Vorläufer und ideologischen Wegbereiter" begingen, umzuhängen, finde ich nicht fair (er selbst war an den Armenier-Progromen m.W. nicht beteiligt).

    Jedenfalls ist mir ein typischer kemalistische General beim sprichwörtlichen Gesäß noch lieber, als einer dieser Musel-Fanatiker à la Erdowahn beim G'sicht ...

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