Ja, keine Frage, er war weltanschaulich konservativer als der etwa gleichaltrige Friedrich August von Hayek — dennoch wage ich zu behaupten, daß der Richtungsstreit in der Mont Pelerin Society zwischen Röpke et al. (dem »deutschen« Flügel, d.h. Anhängern einer sozialen Marktwirtschaft) einerseits, und Hayek et al. (also dem »amerikanischen« Flügel, der eine »adjektivlose« Marktwirtschaft präferierte) durchaus schädlich für beide Seiten war, und für die (alt-)liberale Idee insgesamt sowieso. Die soziale Marktwirtschaft entartete in der Folge (nach dem Tod und sicherlich ohne die Schuld Röpkes!) zu einem konservativ konnotiertem Mittelstands-Staatsinterventionismus — und die »adjektivlose« zu einem »Neoliberalismus« der Börsenjobber, Bankster und Großkonzerne ...
Man mag über die nähere Gestaltung des »dritten Wegs«, wie ihn Röpke bezeichnete — also »eine Wirtschaftsordnung des „ökonomischen Humanismus“« — verschiedener Ansicht sein: aber die in libertären Kreisen gern vorgenommene Verengung auf eine Handvoll Prinzipien erweist sich in der Praxis als viel zu sehr »von des Gedankens Blässe angekränkelt«, als daß sie wirklich überzeugende Grundlage einer allgemeinen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung zu sein vermöchte!
Roland Baader (der, hoffentlich, auch für Libertäre halbwegs unbedenklich sein dürfte) hat sich im Jahre 1999 nicht gescheut, aus Anlaß der hundertsten Wiederkehr des Geburtstages von Röpke einen eindrucksvollen Würdigungsartikel zu verfassen, mit dem ich dieses Gedächtnis eines bedeutsamen Ökonomen und Philosophen beschließen möchte:
Zum Gedenken an den 100. Geburtstag von Wilhelm Röpke»Denker der Civitas humana« — welch treffende Charakterisierung, die sich aus dem gleichlautenden Titel eines weiteren, überaus lesenswerten Werkes ableitet ...
Denker der Civitas humana
Von Roland Baader, Waghäusel/Deutschland
Am 10. Oktober 1999 jährt sich der Geburtstag des 1966 in Cologny bei Genf verstorbenen Nationalökonomen und Sozialphilosophen Wilhelm Röpke zum hundertsten Mal. Es steht zu fürchten - und vieles deutet darauf hin, dass aus dem Anlass des Gedenkens zugleich auch ein endgültiger Abschied werden könnte.
Gerade das Wertvolle und dauerhaft Gültige ist dem flüchtigen Zeitgeist oft lästiger Ballast, den er bereitwillig abwirft. Das gilt im ausklingenden 20. Jahrhundert, das ein Säkulum des Sozialismus und des Sozialdemokratismus war, besonders für das geistige Erbe jener Figuren, die es gewagt haben, inmitten der vom Fürsorgestaat proletarisierten Massen so etwas wie Grandseigneurs zu bleiben; Grandseigneurs des Geistes, der Bildung, des Herzens, des Charakters, der Haltung und der Sprache. Zu nennen wären beispielhaft Köpfe wie Ludwig von Mises, Elias Canetti, Salvador de Madariaga, Ortega y Gasset, Alexander Rüstow, Romano Guardini, Friedrich A. von Hayek - und eben last but not least Wilhelm Röpke.
Heute, kaum mehr als drei Jahrzehnte nach Röpkes Tod, sagt sein Name, der in den Nachkriegsdekaden Millionen von Menschen weltweit und Hunderttausenden von Bürgern des deutschen Sprachraums ein ehrfurchtgebietender Begriff war, den jüngeren Generationen nichts mehr.
Kein gutes Omen für unseren Weg ins dritte Jahrtausend, wenn wir mit dem Werk des grossen Gelehrten zugleich auf jenen «inneren Kompass» (ein schönes Wort von Eva Röpke) verzichten zu können glauben, der ihn zeitlebens geleitet hat. Ein Kompass, der wie bei kaum einem anderen der grossen Ökonomen auf die abendländischen Werte - zuvorderst die christlichen geeicht war.
(Hier weiterlesen)
P.S.: Vor wenigen Tagen konnten wir auf Misesde.org ein Interview lesen, in dem sich ein Prof. H.H. Hoppe zur Äußerung verstieg:
Für jüngere, anderen und neuen Ideen gegenüber noch offener stehende Menschen dagegen ist der Übergang vom Minimalstaatler zum Anarchokapitalisten oft nicht mehr als das Ergebnis einer halben Stunde intensiven, vor-urteilsfreien Nachdenkens.Wir nehmen zur Kenntnis, daß offenbar auch Mises, Hayek und v.a. Röpke offensichtlich nicht jung, offen und/oder vorurteilslos genug waren, die Einzigrichtigkeit des anarchokapitalistischen Weges zu erkennen. Je nun, wenn er meint ...
Zunächst: meinen allerhöchsten Respekt vor Wilhelm Röpke, der zu seiner zutiefst liberalen und humanen Gesinnung gestanden ist, auch im Angesicht des Terrors des nationalen Sozialismus. In einem Gemeinwesen zu leben, dass nach Röpkes Vorstellungen organisiert ist, wäre, verglichen mit dem Status Quo, das reinste Paradies für alle freiheitsliebenden Menschen.
AntwortenLöschenNur: die Welt hat sich seit den Lebzeiten von Mises, Hayek und Röpke weitergedreht, und zwar insofern, dass offenkundig geworden ist, dass der Leviathan nicht zu zähmen ist. Ihn einsperren zu wollen mit Verfassungsbestimmungen, Grundrechte-Chartas, etc., liefert immer nur eine temporäre Atempause, bevor der Etatismus wieder wächst und die Freiheitsrechte der Bürger successive auffrisst. Ihr eigener Beitrag http://lepenseur-lepenseur.blogspot.co.at/2016/02/wie-es-sich-entwickelt.html
geschätzer Le Penseur, liefert dazu das passende Bild. Ersetzen sie einfach "Sicherheit" durch "Staat", dann passt's.
FritzLiberal
Pardon, "ersetzen Sie" meinte ich natürlich, als unverbesserlicher Gegner der neuen Rechtschreibung und Anhänger der Höflichkeitsform.
AntwortenLöschenFritzLiberal
Nun, es gibt "Entweder-Oder"-Liberale und "Sowohl-als-auch"-Liberale.
AntwortenLöschenDie Libertären (Klassische Liberale und Anarchokapitalisten) sind "Entweder-Oder"-Liberale:
Staat oder Gesellschaft; Zwang oder Freiwilligkeit, Markt oder Befehl.
Die Ordoliberalen, Sozialen Marktwirtschaftler, Neo-Liberalen etc. sind "Sowohl-als-auch"-Liberale:
Sowohl Staat als auch Gesellschaft, Sowohl Zwang als auch Freiwilligkeit, Sowohl Markt als auch Befehl...
Von Roepke selbst stammt dieses Zitat:
"Es ist zuzugeben, dass das Gleichgewicht der kapitalintensiven Marktwirtschaft aus Gründen, über die sich die Krisentheoretiker heute einigermassen einig geworden sein dürften, labil ist.
Kleinere partielle Störungen werden durch den Steuerungsmechanismus des
Marktes im allgemeinen leicht und kaum merklich überwunden. [...]
Aber von Zeit zu Zeit stellen sich jene schweren und totalen Gleichgewichtsstörungen ein, die uns als Krisen bekannt sind. Alles deutet darauf hin, dass ihre Hauptursachen, soweit sie wirklich im Mechanismus der Marktwirtschaft zu suchen, also „endogener“ Art sind, in Unvollkommenheiten des Geld- und Kreditsystems und der Kapitalverteilung liegen.“
Das ist die neo-liberale Haltung schlechthin:
die Marktwirtschaft ist gut, nur leider ist sie selbstzerstörerisch und leider, leider bedarf es deshalb des Leviathans (Umverteilung, Zentralbanksystem).
Wenn der Autor des Gedenkartikel nun schreibt:
"[D]ie in libertären Kreisen gern vorgenommene Verengung auf eine Handvoll Prinzipien erweist sich in der Praxis als viel zu sehr »von des Gedankens Blässe angekränkelt«, als daß sie wirklich überzeugende Grundlage einer allgemeinen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung zu sein vermöchte!"
- so kann man nur sagen:
Es ist seltsam, eine schlechte korporatistische Realität (Praxis) gegen die libertäre Ideologie (Theorie) ausspielen zu wollen.
Dass es eine freie Marktwirtschaft noch nie gegeben hat, ist bedauerlich, heißt aber nicht, dass sie nicht funktionieren würde.
Cher Am_Rande,
AntwortenLöschenNun, es gibt "Entweder-Oder"-Liberale und "Sowohl-als-auch"-Liberale.
Die Libertären (Klassische Liberale und Anarchokapitalisten) sind "Entweder-Oder"-Liberale:
Staat oder Gesellschaft; Zwang oder Freiwilligkeit, Markt oder Befehl.
Die Ordoliberalen, Sozialen Marktwirtschaftler, Neo-Liberalen etc. sind "Sowohl-als-auch"-Liberale:
Sowohl Staat als auch Gesellschaft, Sowohl Zwang als auch Freiwilligkeit, Sowohl Markt als auch Befehl...
Meine Lebenserfahrung hat mich gelehrt, daß ein "Entweder-Oder" für gewöhnlich weder existiert noch funktioniert (außer mit Brachialgewalt, und selbst dann nur kurzfristig). Dazu ließe sich viel schreiben, ich verweise der Kürze halber aus Röpkes "Gesellschaftskrisis der Gegenwart" (6. Auflage), S. 200 ff., wo der Autor im Kapitel "Der Widerstreit der Interessen in der Volkswirtschaft" überaus klar und nachvollziehbar vor der "liberalen Harmonielehre" warnt, die vermeint, daß mit Arbeitsteiligkeit und Markt bereits alles Wonne und Waschtrog wäre. Lesenswert!
Das ist die neo-liberale Haltung schlechthin:
die Marktwirtschaft ist gut, nur leider ist sie selbstzerstörerisch und leider, leider bedarf es deshalb des Leviathans (Umverteilung, Zentralbanksystem).
Das ist eine - wenigstens Röpke (aber auch mir) gegenüber - polemische Unterstellung! Röpkes vielfaches Lob für das Goldwährungssystem läßt ihn ebensowenig als Freund eines Zentralbanksystems (unserer heutigen Art) erscheinen, wie seine vielfachen Warnungen vor Umverteilung ihn sicher nicht zum Freund eines kollektivistischen Wohlfahrtsstaates machen können.
Was heute jedoch unter der Flagge "neoliberal" segelt, ist ein mir durchaus widerliches Trüppchen von "Profitprivatisierern mit starkem Hang zur Risikokollektivierung": gierige Arschlöcher, die im Schadensfall nach Bail-outs rufen ...
Dass es eine freie Marktwirtschaft noch nie gegeben hat, ist bedauerlich, heißt aber nicht, dass sie nicht funktionieren würde.
In der Theorie heißt es das natürlich nicht. Es ist auch aus der Tatsache, daß bislang noch kein Mensch ewig gelebt hat, nicht notwendig abzuleiten, daß Sie einmal sterben müssen. In der Theorie wohlgemerkt! In der Praxis tät' ich trotzdem ein Testament machen ...
Nun, lieber Penseur,
AntwortenLöschenfür mich bleibt Herr Röpke ein verwirrter Denker, der weiß, dass das, was er will, nicht existiert, und es trotzdem propagiert:
"It cannot be too strongly emphasized that as far as the task of orderingeconomic life is concerned, we have only this exclusive choice between market economy and command economy.
We cannot take refuge in some third alternative, in cooperatives, trade unions, in undertakings patterned after the much-cited but much misunderstood Tennessee Valley Authority, corporatism, industry council plans, vocational orders, or any other form of “ersatz” socialism. We must choose between price or state command, between the market or the authorities, between economic freedom or bureaucracy."
Und:
"The new orientation of economic policy—along a path which the author has designated as the "third road" —consists precisely in this:
that we recognize the impassibility of the socialist road without our feeling it necessary, on that account, to return to the old worn-out road of “capitalism.”
Two important planks must be included in this new program whose aim it is to ensure the existence of a natural order.
The first calls for a stable framework which, as already observed, is indispensable to a well-ordered market economy. This in itself
means that the state has a number of important tasks to fulfill: the establishment of a healthy money system and a prudent credit policy
which together will serve to eliminate an important source of economic disturbances. Such a framework will also necessitate a
legal system carefully constructed to prevent, as far as possible, abuse of the freedom of the market and to ensure that the road to success will be entered only through the small door of reciprocal service. In a word, this framework should be designed so as to reduce to a minimum the numerous imperfections of the market economy."
Beide Zitate aus demselben(!) Kapitel in "Economics of the Free Society (1937, 1963)"
Es gibt keinen Dritten Weg!
Gehen wir ihn!
Cher Am_Rande,
AntwortenLöschendas von Ihnen (noch dazu auf Englisch) zitierte Werk kenne ich leider nicht. Ich weiß also nicht, inwieweit die Zitate durch den Zusammenhang durchaus sinnvoll vereinbar sind. In all den Werken von Röpke, die ich gelesen habe - scil.: Jenseits von Angebot und Nachfrage, Die Gesellschaftskrisis der Gegenwart, Civitas humana, Internationale Ordnung heute, Die Lehre von der Wirtschaft (und um letzteres scheint es sich zu handeln, da dieses 1937 erstmals herauskam) - konnte ich eigentlich keinen "verwirrten Denker" feststellen. Bisweilen war ich nicht seiner Meinung (das ist ganz natürlich), aber "verwirrt" wirkte seine Argumentation nie auf mich.
Wenn Sie die Güte hätten, mir die genauen Fundorte der Zitate (d.h. wo in welchem Kapitel) zu liefern, dann kann ich im deutschen Original nachsehen, ob vielleicht die Übersetzung unbefriedigend oder verunklärend ist.
Aber im Prinzip bleibe ich bei meinem Befund: wer glaubt, mit einer knappen Handvoll Prinzipien (und bei Hoppe & Co. bleibt da wirklich nicht mehr übrig) nicht nur eine ökonomische theory of everthing, sondern eine veritable Universal-Weltanschauung frei nach dem Motto: "So sollt ihr leben!" aufstellen zu können, der irrt gewaltig! Das Leben ist zu komplex, um es in ein paar (Leer)formeln pressen zu können.
Nein, das ist kein Statement für hemmungslosen Staatsinterventionismus - nur eines gegen die verblasene Idee, mit dem "Nichtschädigungsprinzip" und einer 150%igen "Privatrechtsgesellschaft" (mit "Rechtsagenturen" und "Sicherheitsagenturen", und was dem guten Prof. Hoppe sonst so einfällt) zu einem friedlichen Zusammenleben der Erdbevölkerung zu kommen.
Meine (und wie ich glaube: nicht unplausible) Befürchtung ist eher, daß diese Welt dann eher ein einziges Somalia, Afghanistan oder Mafia-Sizilien sein wird. Es ist derlei einfach schon zu oft in der Geschichte eingetreten, wenn staatliche Ordnungen kollabierten, als daß ich mich da irgendwelchen Illusionen hingäbe, es könnte "diesmal" (warum denn?!) anders sein.
Zurück zu Röpke: ich weiß nicht, wie viel Sie von ihm gelesen haben (vermutlich eher wenig). Meine Anregung wäre: lesen Sie mehr von ihm! Dann verstehen Sie wohl auch, warum (trotz mancher Differenzen zwischen ihnen) am Herausgeberteam seiner Werkausgabe auch ein F.A.v.Hayek teilnahm. Und warum ein Baader ihm den obzitierten Artikel widmete.
Nun, lieber Penseur,
AntwortenLöschenSie haben Recht: ich habe eher wenig von Röpke gelesen.
Nur genug, um zu erkennen, dass er ein verwirrter Denker ist.
Dass ich ihn auf englisch zitiert habe, ist allein dem Umstand geschuldet, dass man seine Werke auf englisch im Internet findet.
(Die Zitate aus "Economics of the Free Society" stehen dort auf Seite 254f.)
Wenn Sie es schaffen, in dem dort Geschriebenen keinen Widerspruch zu sehen, beglückwünsche ich Sie.
Ich schaffe es nicht.
Wissen Sie, ich habe mich auch etwas mit der linken - was immer das heißen mag - Kritik am "Neoliberalismus" beschäftigt.
Und was den (seltenen) Klügeren unter diesen Kritikern immerhin aufgefallen ist, ist, dass der Neoliberalismus eine Ideologie der gelenkten Demokratie ist.
Wenn nun Herr Röpke schreibt:
"In a sound society, leadership, responsibility, and exemplary defense of the society's guiding norms and values must be the exalted duty and unchallengeable right of a minority that forms and is willingly and respectfully recognized as the apex of a social pyramid hierarchically structured by performance." (Jenseits von Angebot und Nachfrage / A humane Economy; Seite 130)
"No free society, least of all ours, which threatens to degenerate into mass society, can subsist without such a class of censors. The continued existence of our free world will ultimately depend on whether our age can produce a sufficient number of such aristocrats
of public spirit, aristocrats of a kind which was by no means rare in the feudal age." (ebenda; Seite 131)
"Seeing that we are, here, up against one of the limits of the market economy, [...] we certainly have a right to expect that any restrictions imposed by the government in the exercise of its proper functions will be recognized as necessary, reasonable, and binding.
The supporters of the market economy do it the worst service by not observing its limits and conditions, as clear in this case as in the others, and by not drawing the necessary conclusions." (ebenda; Seite 141)
so kann man nur konstatieren, dass Herr Röpke den linken Kritikern genug Angriffsfläche liefert.
Ja, auch der Klassische Liberalismus weiß um die Gefahren der Demokratie.
Aber er glaubt wenigstens nicht, dass es irgendwelche "Weltweisen" gäbe, denen man vertrauensvoll die Macht über ihre Mitmenschen geben sollte.
Cher Am_Rande,
AntwortenLöschenich erlaube mir die Zitate im deutschen Original und ohne Weglassung des Zusammenhanges (sic!) zu bringen (was leider etwas mühsam abzuschreiben ist ...).
"In a sound society, [...] structured by performance." - "No free society, [...] in the feudal age"
Von entscheidender Bedeutung - das wird immer mehr allgemeine Überzeugung - ist es, daß es in der Gesellschaft eine wenn auch kleine, so doch tonangebende Gruppe von Führenden gibt, die sich im Namen des Ganzen für die unantastbaren Normen und Werte verantwortlich fühlen und selber dieser Verantwortung aufs strengste nachleben. Was wir zu keiner Zeit entbehren können und heute, wo so vieles zerbröckelt und wankt, dringender denn je brauchen, ist eine echte Nobilitas naturalis mit ihrer tröstlicherweise von den Menschen willig anerkannten Autorität, eine Elite, die ihren Adelstitel nur aus höchster Leistung und unübertrefflichem moralischem Beispiel herleitet und mit der natürlichen würde eines solchen Lebens umkleidet ist. In diese dünne Schicht der Nobilitas naturalis können aus allen Schichten nur wenige durch ein exemplarisches und langsam reifendes Leben der entsagungsvollen Leistung für das Ganze, der unantstbaren Integrität und der ständigen Bändigung unseres gemeinen appetits, durch bewährte Reife des Urteils, durch fleckenlosen Privatleben, durch unerschütterlichen Mut im Eintreten für das Wahre und Rechte und durch ein allgemeines höchstes Beispiel aufsteigen, das diese wenigen, emporgetragen vom Vertrauen des Volkes, eines Stellung über den Klassen, Interessen, Leidenschaften, Bosheiten und Torheiten der Menschen erklimmen und sie schließlich zum Gewissen der Nation werden läßt. Diese Schicht der moralischen Notabeln anzugehören muß zum höchsten und erstrebenswertesten Ziele werden, gegen das alle anderen Triumphe des Lebens blaß und schal werden.
Eine freie Gesellschaft, gerade dann, wenn sie, wie die unsrige, zur Massengesellschaft zu entarten droht, kann ohne eine solche Zensorenklasse nicht bestehen. Daß unsere Zeit solche Aristokraten des Gemeinsinns - an denen das Feudalzeitalter nicht arm gewesen ist - in genügender Zahl hervorbringt, daß es einige Unternehmer, Landwirte und Bankiers gibt, die imstande sind, die großen Fragen der Wirtschaftspolitik, unbefangen durch ihre unmittelbaren und kurzfristigen Geschäftsinteressen zu sehen, oder Gewerkschaftsführer, die sich bewußt sind, heute mit dem Präsidenten der Zentralbank die Verantwortung für die währung zu teilen, oder Journalisten, die, ohne dem Massengeschmack zu schmeicheln oder den Leidenschaften der Politik und den Verlockungen billigen Erfolgs zu erliegen, die öffentliche Meinung mit Maß, Urteilskraft und höchstem Verantwortungssinn führen - davon wird schließlich der forbestand unserer freien Welt abhängen. Daß unter ihnen aber vor allem sich solche befinden, die durch ihre Stellung und ihre Überzeugung mit der Marktwirtschaft aufs engste verknüpft sind und sie für sie in dem hier behandelten moralischen Bereiche verantwortlich fühlen, dürfte auch für das schließliche Schicksal der Marktwirtschaft entscheidend werden.
(Fortsetzung folgt)
(Fortsetzung)
AntwortenLöschenSeeing that we are, here, up against one of the limits of the market economy, [...] and by not drawing the necessary conclusions.
Hier unterschlagen Sie, daß der zitierte Absatz den Abschluß einer längeren Passage über den aus kurzsichtigen Eigeninteressen der Profiteure bildet, die sich damals unter dem Prätext des Freihandels sich im Handel mit dem Ostblock zu betätigen wünschten:
"Ist für den monolithischen Kommunismus der Handel mit dem Westen in erster Linie ein Akt der Politik, so für den pluralistischen Westen in erster Linie eine Gelegenheit, Geschäfte zu machen und zu verdienen. Die Gewohnheit jedoch, das Geschäftsinteressen zu respektieren, verleitet den Westen dazu, den Geschäftsleuten Gehör zu schenken, die im Osthandel verdienen und damit selbst auf diesem politisch verminten Geländer tun wollen, was im übrigen in unserer Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung ihre legitime und bewährte Funktion ist. Nur wenige fragen, ob nicht in diesem Falle ihr Geschäftsinteresse mit dem politischen Gesamtinteresse in Konflikt gerät, und zwar einem Gesamtinteresse, bei dem es für uns alle auf Leben und Tod geht, am meisten aber für die westlichen "Kapitalisten" selber. [...]
Markt und Gewinn verlieren hier ihre Zuständigkeit, und es ist wiederum das höhere politische Interesse, das zu entscheiden hat und dessen Entscheidung sich die Geschäftsleute zu unterwerfen haben. Sie sollten es als Beleidigung ihrer Intelligenz betrachten, wenn die Kommunisten sie mit ihrem Geschäftsinteresse zu ködern versuchen, und sich des Wortes Lenins erinnern, daß, wenn der Augenblick käme, die Kapitalisten der Welt aufzuhängen, sie einander auf die Füße treten würden, die nötigen Stricke zu verkaufen. [...]"
Das klingt nun für mich so nicht-verwirrt im Denken, wie nur vorstellbar!
Umgelegt auf ein heutiges Beispiel: finden Sie es etwa richtig, den Mörderbanden des IS Waffen gegen durch den Erdogan-Clan gewaschenes Geld aus Ölgeschäften zu verkaufen, "solange der Preis stimmt und vorab gezahlt wird"?
Daß sowas vorkommt, steht außer Frage: hier geht es aber darum, ob es vorkommen soll, weil alles andere unter dem Credo der "freien Marktwirtschaft" ein ganz, ganz pöhser Eingriff in die Freiheit der Märkte wäre. Na, wo kämen wir denn hin, wenn wir Terroristen keine Waffen mehr verkaufen dürften ...
Und, bitte, jetzt nicht der Hinweis, daß solche Geschäfte auch von staatlicher Seite betrieben werden! Wird das dadurch besser, daß die korruptiven Banden des military-industrial complex derlei in Hinkunft auch direkt und völlig ungehemmt betreiben "dürfen"?
Sie können Röpke vielleicht als Idealisten bezeichnen, aber ein "verwirrter Denker" ist er nicht - es sei denn, für Sie ist jeder, der irgendwas jenseits von Markt und Profit als Ziel ansieht, bereits "verwirrt" (was diesfalls allerdings auch LePenseur wäre). Diesfalls erlaube ich mir ein noch Zitat von Röpke zu bringen:
"Hier kann man nur ein bekanntes Wort Lichtenbergs abwandeln und sagen: wer nur von der Nationalökonomie etwas versteht, versteht nicht einmal diese. Der Mensch lebt nach dem Wort des Evangeliums nicht vom Brot allein, und wir wollen uns vor der Parodie des Nationalökonomen hüten, der über fröhlich in ihrem Vorstadtgarten sich tummelnde Menschen alles gesagt zu haben glaubt, wenn er ihre Tätigkeit als eine unrationelle Form der Gemüseproduktion bezeichnet - ohne zu bedenken, daß sie eine höchst rationelle Form der glückproduktion sein dürfte, auf die es schließlich ja wohl allein ankommt. Adam Smith, der nicht nur durch sein Buch über den 'Reichtum der Nationen', sondern auch durch sein anderes Werk über die 'Theorie der moralischen Empfindungen' berühmt geworden ist, hätte das besser gewußt."
Nun, lieber Penseur,
AntwortenLöschenvielen Dank für die Mühe, die Sie sich mit dem Abtippen gemacht haben.
Aber auch mehr Röpke in deutsch macht Röpke nicht besser.
Röpke sagt, dass seine Geisteselite marktwirtschaflichen Grundsätzen verpflichtet sein soll. Schön und gut.
Aber diese Geisteselite wird nur dann geduldet werden, wenn auch die breite Masse marktwirtschaftlich denkt.
Aber, wofür braucht es Sie dann?
Tja...
Und was ist, wenn die Elite plötzlich neue, "bessere" Ideen vom Gemeinwohl entwickelt.
Weil sie ja achso klug ist? (Soll schon vorgekommen sein.)
Tja...
Das nenne ich verwirrtes Denken.
Oder "unausgegoren", wenn Ihnen das lieber ist.
Mir ist Röpke und der Neoliberalismus zu elitär.
Manchem gefällt das. Mir nicht.
(Und um Ihrem Islamischer Staat(!)-Beispiel nicht auszuweichen:
Wenn ein Staat zuläßt, dass auf seinem Gebiet Waffen hergestellt werden, werden diese - so oder so - auch in den falschen Händen landen.
Wenn der Staat nun die Produktion von allem unterbindet, was als (Teil einer) Waffe dienen könnte, dann mag jeder selbst entscheiden, ob das ein großer Eingriff in eine freie Marktwirtschaft wäre oder nicht.
Für mich ist das ganze ein moot point:
Solange die real-existierenden Staaten die real-existierende Außenpolitik betreiben, die sie betreiben, zerbreche ich mir über solche Randthemen der Wirtschaftstheorie nicht den Kopf.)
Cher Am_Rande:
AntwortenLöschenSolange die real-existierenden Staaten die real-existierende Außenpolitik betreiben, die sie betreiben, zerbreche ich mir über solche Randthemen der Wirtschaftstheorie nicht den Kopf
Doch, Sie weichen aus. Real-existierende Staaten treiben real-existierende Außenpolitik und real-existierende Innenpolitik (darunter auch Wirtschaftspolitik, bzw. was sie eben dafür halten ...)
Jetzt kann man sich auf den edlen libertären Standpunkt stellen, daß das alles viiiiiel besser wäre, gäbe es das nicht (sondern Hoppe'sche "Rechtsagenturen" und "Sicherheitsagenturen", und wie der Schmus sonst noch heißt), aber das wird ebensowenig Realität werden wie das papierlose Klosett.
Entweder glaubt man an eine Fulguration, mit der - schwuppdiwupp - alle Staatsgebilde auf einmal in sich zusammenbrechen, und auf einmal weltweit die edlen Konkurrenztriebe (also: die, die sich lieber tapfer ins eigene Fleisch als Nicht-Bestbieter schneiden täten, bevor sie das Nichtschädigungsprinzip des Professor Hoppe verletzen würden!) ausbrechen. Oder aber: es spielt's einfach nicht!
Wenn auch nur ein Pöhsling zurückbleibt, dann erobert der die Welt im Nu, und wenn alle nicht ganz so edel sind wie Prof. Hoppe, dann haben wir Mafia weltweit. Oder Scharia (oder sonst eine lebensbedrohliche Geisteskrankheit).
Da ich eher glaube, daß es (bisweilen, keineswegs immer) moralisch bessere Eliten geben kann, als daß ich glaube, daß es zu einer allgemeinen Veredelung kommt, die quasi per anarchiam "alles gut macht", ergibt sich für mich eine durchaus hohe Plausibilität in Röpkes Ansichten: es muß eine feste marktwirtschaftliche Ordnung existieren, die freilich - und das ist m.E. Hoppes Irrtum - nicht aus sich selbst heraus begründ- und haltbar ist. Markt lebt bspw. von Fairneß - aber er "produziert" sie nicht. Die muß aus moralischen Grundsätzen gespeist werden - die aber "was kosten und nichts bringen".
Wer z.B. glaubt, das Pensionsproblem nur (sic!) "durch den Markt" lösen zu können, der wird irgendwann von Versicherungsgesellschaften gekaufte Todesschwadronen in Altersheimen erleben. Denen - leider - das "Nichtschädigungsprinzip" piepegal sein wird, solange der Sold stimmt. Und die auch durch keinen Staat (den es dann nach Hoppe längst nicht mehr gibt) daran gehindert werden. Sondern nur durch "Rechtsagenturen" (sofern sie nicht von den Versicherungsgesellschaften rechtzeitig "gekauft" worden sind).
Wohl bekomm's ...
Nun, lieber Penseur,
AntwortenLöschenes gibt doch das eine Beispiel, dass das von Ihnen Geschriebene widerlegt:
Die USA.
Diese sind als marktwirtschaftliche Ordnung mit freiheitlicher Geisteselite gestartet - und sind heute das, was sie sind.
Man lese z. B. “From Liberty to Democracy: The Transformation of American Government” von Randall G. Holcombe aus dem Jahre 2002 oder “Crisis and Leviathan: Critical Episodes in the Growth of American Government” von Robert Higgs aus dem Jahre 1987.
Die USA waren immer eine Gesellschaft, die von starken Führern geleitet wurde, welche immer die Worte "Freiheit" und "Kapitalismus" im Munde geführt haben.
Nur, dass sich der Inhalt dieser beiden Begriffe langsam und stetig gewandelt hat. Oder besser: die von eben diesen Geisteseliten umgedeutet wurden.
Man kann ja glauben, dass man eine Verfassung oder eine andere konstitutionelle Institution schaffen könnte, die die Marktwirtschaft bewahren würde.
Aber es werden immer(!) die die Institutionen bevölkernden Eliten(!) sein, denen eine Laisser-faire-ordnung zu poplig, zu einfach, zu gemein, zu flickschusterig, zu unelegant, schlicht: nicht intellektuell genug ist, die die Marktwirtschaft verraten werden.
Im Namen einer "besseren" Marktwirtschaft.
Im Namen der Freiheit.
Der Klassische Liberalismus weiß, dass nur eine breite Masse, die nicht von neunmalklugen Intellektuelen verraten wird, eine freie Gesellschaft gewährleisten kann.
Wie man aber eine Gesellschaft den Klauen einer neo-liberalen Geisteselite entreißen kann?
Tja, wenn ich das wüßte...
Cher Am_Rande,
AntwortenLöschenes gibt doch das eine Beispiel, das das von Ihnen Geschriebene widerlegt:
Die USA.
Diese sind als marktwirtschaftliche Ordnung mit freiheitlicher Geisteselite gestartet - und sind heute das, was sie sind.
und das wäre weil ...?
Die USA waren immer eine Gesellschaft, die von starken Führern geleitet wurde, welche immer die Worte "Freiheit" und "Kapitalismus" im Munde geführt haben.
Nur, dass sich der Inhalt dieser beiden Begriffe langsam und stetig gewandelt hat. Oder besser: die von eben diesen Geisteseliten umgedeutet wurden.
Sorry, da betreiben Sie Geschichtsklitterung! Die USA, die als "marktwirtschaftliche Ordnung mit freiheitlicher Geisteselite gestartet" sind, waren die USA der Gründerväter. Und diesem Geist wurde durch die Abschaffung des Wahlzensus (den es ja ursprünglich gab!) und die Einführung des allgemeinen Wahlrechts der Garaus bereitet. Also gerade nicht von "den Eliten"!
Das hatte Tocqueville schon recht früh klar gesehen, und seine Lektüre halte ich für äußerst heilsam für alle, die glauben, durch "Demokratie" könne Liberalismus gefestigt werden! Nun, die Demokratie war bisweilen ein Vehikel, ihn gegen verkrustete Feudalismen durchzusetzen, doch zugleich ist das "one-man-one-vote" das sicherste Mittel, eine Pöbelherrschaft zu etablieren (wir sehen es heute allüberall)! Und die ist nun weder durch die - typisch liberal denkende! - "rule of law", noch durch vornehme Zurückhaltung in Staatseinfluß und -ausgaben gekennzeichnet.
Das Problem, das Sie anreißen, ist jedoch das Problem jeder Ordnung (auch der "Un-Ordnung" eines hypothetischen Anarchokapitalismus, wohlgemerkt!): die Gefahr ihrer Entartung wegen der Hinfälligkeit der menschlichen Natur (um's mal theologisch auszudrücken).
Mit ist dagegen kein besseres Mittel eingefallen, als möglichst viele "checks and balances" (die umgekehrt den ganzen Apparat wieder schwerfällig machen!) vorzusehen - und v.a.: diese durch soziale Hürden und unterschiedliche Zugangsbedingungen möglichst wenig "in eine Hand bekommbar" zu machen - m.a.W.: Montesquieu's "gemischtes System"!
Wenn eine von einer monarchischen Staatsspitze durch (groß-)bürgerliche Minister geleitete Exekurivgewalt einer durch (Zensus-)wahlen bestimmten Legislative gegenübersteht, und daneben eine sich im wesentlichen selbstergänzende "noblesse de la robe" Gerichtsfunktionen wahrnimmt, und der Zug zum Zentralstaat durch Partikular-Selbstverwaltung, sei es durch aristokratische Grundherschaften, sei es durch genossenschaftlich organisierte Lokalverwaltungen, sei es auch durch berufsständische Elemente (letzteres sicher am problematischsten!) gehemmt wird, dann ist die heute übliche "Demokratie-Simulation", die eigentlich nur eine oligarchisch organisierte Diktatur von Parteiapparaten und Industrielobbies ist, zwar nicht unmöglich (nichts ist unmöglich!), aber doch deutlich unwahrscheinlicher!
Daß Röpke sich in diesem Punkt durchaus ähnlich ausspricht, macht ihn mir durchaus sympathisch.
Nun, lieber Penseur,
AntwortenLöschenund wer hat die Veränderungen des amerikanischen Systems vorangetrieben?
Die amerikanischen Geisteseliten.
Das ur-liberale "Gleiches Recht für alle" ist ein solch fundamentaler Grundsatz, dass er sich auch auf das Wahlrecht ausweiten muss.
Und das Versprechen an das Volk, an der eigenen Beherrschung teilnehmen zu können, ist zu massenwirksam, als das sich auch ein Elitenpolitiker diesem Propagandamittel entziehen könnte.
Aber ausgerechnet von einer Aristokratie die Wahrung der freien Marktwirtschaft erwarten zu wollen, fällt - meiner Meinung nach - weit hinter die Acton'sche Einsicht „Macht korrumpiert, absolute Macht korrumpiert absolut“ zurück.
Jeder Adel wird sich mit seinem "sozialen Königtum" und seiner besonderen, herrschaftlichen Pflicht, gerade den Armen und Schwachen gegenüber, hervortun wollen. Noblesse oblige.
Alle Macht beruht auf der freiwilligen Unterwerfung der Unterworfenen. (Étienne de La Boétie)
Daher muss man - eine Geisteselite - die Massen im Sinne der Marktwirtschaft aufklären, nicht sie im Sinne der Marktwirtschaft beherrschen.
Cher Am_Rande,
AntwortenLöschenund wer hat die Veränderungen des amerikanischen Systems vorangetrieben?
Die amerikanischen Geisteseliten.
Das ist natürlich ein Punkt, in dem ich Ihnen nicht ganz widersprechen kann. Aber es waren eben nicht mehr die Geisteseliten der Gründerväter - denn die waren da bereits tot (oder wenigstens längst im Ruhestand).
Das ur-liberale "Gleiches Recht für alle" ist ein solch fundamentaler Grundsatz, dass er sich auch auf das Wahlrecht ausweiten muss.
Und das Versprechen an das Volk, an der eigenen Beherrschung teilnehmen zu können, ist zu massenwirksam, als das sich auch ein Elitenpolitiker diesem Propagandamittel entziehen könnte.
Und eben dies ist auch ein gewichtiges Argument für das "gemischte System", das ich präferiere.
Aber ausgerechnet von einer Aristokratie die Wahrung der freien Marktwirtschaft erwarten zu wollen, fällt - meiner Meinung nach - weit hinter die Acton'sche Einsicht „Macht korrumpiert, absolute Macht korrumpiert absolut“ zurück.
Diesen Satz verstehe ich schlichtweg nicht! Eine ich einem Verbund verschiedener, unterschiedlich an der Macht beteiligter und unterschiedlich zu ihr gelangender (z.B. ein Monarch kraft Erbrechts, eine (Gerichts-)Aristokratie durch Verdienst, eine Regierung durch Zusammenwirken von Monarch und (gewählter) Legislative etc. etc.) Organe ist einfach keine "absolute Macht". Daß jedoch alles, und damit auch "mein" gemischtes System irgendwie und irgendwann korrumpiert werden kann - nun das ist das Schicksal allen menschlichen Tuns. Wer diesen Gedanken nicht aushält, dem kann man nur den Suizid anraten, leider ...
Daher muss man - eine Geisteselite - die Massen im Sinne der Marktwirtschaft aufklären, nicht sie im Sinne der Marktwirtschaft beherrschen.
Auch diesen Satz verstehe ich nicht wirklich. Bis zum Wort "aufklären" - d'accord. Mir erschließt sich hingegen nicht, wie Sie aus meinen (oder auch Röpkes) Darlegungen darauf kommen, daß die Geisteseliten die Massen "im Sinne der Marktwirtschaft beherrschen" sollen.