Sonntag, 20. September 2015

Ein besseres Wort zum Sonntag

... als das in den meisten Pfarren heutzutage gebotene, fand sich vor einigen Tagen auf dem Blog von Laurentius Rhenanius:
Nächstenliebe = Sozialkasse? 

Werte Leser,


am Ende einer Woche, die ich witterungsbedingt auf dem Krankenlager zubringen mußte, fasse ich noch einmal ein paar Gedanken zusammen, die mich schon seit geraumer Zeit beschäftigen und ich hier noch einmal zur Diskussion stellen möchte.

Sozialkassen

Die Sozialkassen wie Renten-, Arbeitslosen-, Kranken- und Pflegeversicherung sind Errungenschaften, welche beginnend bei Reichskanzler Otto v. Bismarck von den jeweiligen Regierungen und Staatsformen auf Deutschem Boden ausgebaut oder beschnitten wurden. Der Zweck dieser Kassen besteht zunächst einmal darin, den "abhängig Beschäftigten" eine Absicherung für Alter, Krankheit oder Arbeitsverlust zu geben, die sie sich aufgrund der Einkommensverhältnisse sich selbst nicht schaffen könnten. Die Einbehaltung des Geldes bewahrt den jeweiligen Versicherten vor den Gefahren der Selbstverwaltung, die in Zweckentfremdung oder Fehlinvestition liegen können. Gleichzeitig wird durch das Prinzip der Solidarität die Finanzierung größerer Leistungen für besonders betroffene Einzelpersonen (z.B. GroßOP) möglich, die sonst unbezahlbar wären. Eingeführt wurde dieses System, um große soziale Unterschiede zu mildern. Der Staat wollte die innere Ordnung und Ruhe im Lande absichern und nahm dafür Arbeitgeber wie Arbeitnehmer in die Pflicht.
Wir haben es also mit einem staatstragenden System zu tun, das einen Interessenausgleich schafft und aus einem dreifachen Eigennutz (Absicherung der Arbeiter, Wahrung innerbetrieblicher Ruhe, Wahrung des inneren Friedens) einen gemeinsamen Nutzen für alle macht und so Frieden und Sicherheit beförderte. Solange alle diese Seiten den eigenen Nutzen erkennen können und sich nicht übervorteilt fühlen, ist dieses System Sozialstaat ein sehr stabiles. Es verlangt von allen Seiten ein gewisses Ethos. Dieser besteht einerseits in der Bereitschaft, dem Staat vertrauend, diese Absicherung der Interessen zu überlassen und gleichzeitig die Kassen nicht unnötig zu belasten. Es ist ein Geschäft auf Gegenseitigkeit, bei der die Extreme der Unterversorgung (Wofür zahle ich überhaupt ein?) ebenso zum Problem werden können wie die Überversorgung (Die bekommen alles nachgeschmissen!). Beides kann den inneren Frieden eines Staatswesens nachhaltig erschüttern. 
(Hier weiterlesen)
Nun kann man — und wird man, wenigstens als Libertärer — bei der einen oder anderen Darlegung oder Wertung dieses Artikels anderer Meinung sein. Aber das ist bloß sekundär — denn im Grunde ist die Unterscheidung zwischen (individueller) Nächstenliebe und (kollektivem/staatlichem) Sozialwesen klar und überzeugend herausgearbeitet. Und darauf kommt's an! Denn es entzieht beiderlei Mißbrauch den Boden, auf dem er derzeit üppig, allzu üppig wuchern kann: 

Weder ist das kollektive/staatliche Sozialwesen der quasi zivilreligiöse, alles legitimierende Überbau eines kollektivistisch gedachten (natürlich — oder können Sie sich bei Alt68ern denn was anderes vorstellen!) Gesellschaftskonstrukts, noch ist Caritas/Diakonie per se das »wahre« Christentum, das erst dessen religiösen Anspruch legitimierte — so nach dem Motto: »Wenn im Pfarrhof nicht bald ein paar Syrer wohnen, trete ich aus dem Verein aus!« Was dem Einzelnen natürlich unbenommen bleibe — nur das als Grund anzuführen, ist einfach hirnrissig!

Kollege Laurentius Rhenanius beweist überzeugend, daß trotz Papa Franz, trotz »Befreiungstheologie« und gründusseligem »ZdK«-Gremialismus, wirtschaftlicher Sachverstand in der Katholischen Kirche noch nicht gänzlich ausgestorben ist. Was man auch als Libertärer ganz einfach okay finden darf ...

1 Kommentar:

  1. Sehr geehrter Penseur,
    Danke für ihr "libertäres" Lob! Nur eine Anmerkung: Wirtschaftlicher Sach- und gesunder Menschenverstand haben die katholische Kirche über die Jahrhunderte durchgetragen und zu ihrer Größe geführt. Spätestens seit der Verbannunng der Scholastik im Vorfeld des "Konzils der Buchhalter" ist zumindest die deutsche Kirchensteuerkirche zu einer vollsubventionierten Spielwiese geworden. Vernunft findet man nur noch in den Kreisen, die von der Nomenklatura, den sogenannten "liberalen Katholiken", Presse Funk und Fernsehen stigmatisierten Konservativen, also die richtigen, nicht diejenigen, die sich vornehmlich durch "visuelle Prüderie" auszeichnen. Angefangen beim leider schon hochbetagten Robert Spaemann, Martin Mosebach bis hin zu unbekannten "Paradiesvögeln" wie Hw. Spätling oder der F.S.S.P.(X.) gibt es viele interessante und kluge Köpfe zu entdecken.
    Ich erwarte derweil die Prügel meiner "Geschwister im Herrn"! ;-)

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