Papst: „Reichtümer Ursache für Krieg“
Bild: (c) imago/ZUMA Press (imago stock&people)Franziskus sieht Reichtum als „Spiel mit dem Feuer“. Er würde das Gute im Menschen schädigen und führe zu Korruption.(Die Presse)Vatikanstadt. Papst Franziskus sieht in der Anhäufung von Reichtümern die Ursache für Kriege und den Verlust von Würde. Der tägliche Kampf bestehe darin, die Reichtümer, die Besitztümer auf der Erde so zu verwalten, dass sie dem Gemeinwohl nützen, sagte Franziskus bei der Morgenmesse am Freitag.
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Ist ja auch ganz logisch: wer reich ist, will nur selten das Risiko eines Totalverlustes eingehen (das ist nämlich die Mentalität von Zockern — nur sind die selten reich!), und genau dieses Risiko besteht im Falle eines Krieges. Reichtum mag viele negative Charaktereigenschaften hervorrufen oder verstärken, bspw. erpresserisches Verhalten, Verlogenheit, Habgier, Geiz — nur: Kriegslüsternheit wird nur selten dazuzählen.
Papa Franz wäre in diesem Zusammenhang gut beraten, sich die Häufigkeit, mit der bspw. die Länder mit dem höchsten Bruttonationalprodukt, in den Krieg ziehen (bzw. zogen) Revue passieren zu lassen, bevor er so abenteuerliche Behauptungen aufstellt. Die Reihung der Staaten sah (kaufkraftbereinigt) im Jahr 2013 nämlich wie folgt aus (Quelle):
1
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98.814
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2
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78.670
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3
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64.584
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4
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54.947
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5
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53.431
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6
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53.101
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7
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52.722
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8
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46.430
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9
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43.472
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10
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43.073
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11
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42.597
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12
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41.711
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13
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41.188
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14
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41.000
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15
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40.007
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16
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39.767
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17
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39.706
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18
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39.547
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19
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37.900
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20
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37.881
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Nun ist das erstgereihte Katar zwar aufgrund seiner brutalen Musel-Diktatur ein recht sinistrer Staat, in dem ich nicht freiwillig leben möchte (vom dort herrschenden Klima mal ganz abgesehen!) — aber »kriegerisch«? Von allen Nationen zetteln eigentlich nur die U.S.A. (auf Platz 6 der Liste) ständig irgendwelche Kriege an. Aber das ist angesichts der weitgehenden Friedlichkeit der meisten anderen Top-20-Nationen wohl nicht ernsthaft dem »Reichtum« in die Schuhe zu schieben, sondern eher der parasitären Position, die dieses Land aufgrund seines überbordenden Militärapparates (und der daraus fließenden Position des Dollars als »Weltreservewährung«) weltweit unter den Nationen einnimmt: der Position nämlich eines Mafiabosses, der die Power hat, seine Rivalen zu liquidieren, wenn sie nicht spuren (oder, wie sich mittlerweile zunehmend herausstellt: der glaubt, sie liquidieren zu können, und mit diesem Bluff bisher auch durchgekommen ist).
Papa Franz hätte also seinen Sermon nicht auf die angebliche Schädlichkeit des Reichtums abstimmen müssen, sondern auf die offensichtliche Schädlichkeit von Macht. Nur wäre ihm das angesichts der Machtprätentionen des Vatikans (nicht auf militärischem, aber auf spirituellem Gebiet) sicherlich weitaus saurer aufgestoßen. Denn der Vatikan lenkt die Römisch-Katholische Kirche ja nicht aufgrund seiner wirtschaftlichen Dominanz (dann müßte die Kirche eher nach der Pfeife von Köln tanzen!), sondern durch die spirituelle Macht, die in Fragen von Organisation, Personalauswahl, Propaganda etc. faktisch ausgeübt wird.
In einer anderen Sache hingegen — denn wir wollen da nicht ungerecht einseitig verurteilen! — hat der Papst durchaus recht:
Der Papst hatte in seiner am Donnerstag veröffentlichten Enzyklika „Laudato si'“ die Rettung der Banken „um jeden Preis“ kritisiert. Dafür habe die Bevölkerung in den Jahren der Krise einen hohen Preis gezahlt. „Die Rettung der Banken um jeden Preis, indem man die Kosten dafür der Bevölkerung aufbürdet, ohne den festen Entschluss, das gesamte System zu überprüfen und zu reformieren, unterstützt eine absolute Herrschaft der Finanzen, die keine Zukunft besitzt und nach einer langwierigen, kostspieligen und scheinbaren Heilung nur neue Krisen hervorrufen kann“, schrieb Franziskus in seiner ersten Enzyklika.Aber auch das war und ist weniger eine Frage des Reichtums, sondern eine der Macht! Die Politiker, die die Bankenrettung forcierten, taten das ja nicht, weil sie selbst derartige Reichtümer dort liegen hätten — sondern weil sie an der Macht bleiben wollten. Und das war im Fall eines Banken-Crashs aber höchst unwahrscheinlich.
Was sonst noch in dieser Enzyklika steht? — ach, breiten wir in schonungsvoller Nächstenliebe den Mantel des Schweigens darüber! Blogger-Kollege »Bellfrell« hat dazu köstliche Karikaturen gezeigt.
»DiePresse«-Leser kommentieren den links-zeitgeistigen Ausritt des Papstes jedenfalls nicht gerade mit gläubiger Anhänglichkeit, sondern z.B. so:
ratoncito
20.06.2015 12:03
oderNicht Reichtümer, sondern Religionen*) sind die häufigsten Kriegsgründe.*) incl. Sozialismus
aoida
20.06.2015 06:27
Reichtum ist der Grundfuer aktuelle Konflikte in Kongo, Nigerien, Syrien, Irak, Afghanistan, Libyen, Eritrea? Wie das ?
Touché, Messieurs ...... als der, der viel daran denkt - Neiddebatte inklusive. So gesehen ist das ein besonders materialistischer Papst.
Bei der Wahl dieses Papstes war Gott wohl gerade auf Urlaub.
AntwortenLöschenHier noch etwas von diesem irrenden Menschen:
AntwortenLöschenhttp://www.science-skeptical.de/klimawandel/ein-vergifteter-koeder-aus-rom/0014147/
Glück für uns, daß er es nicht mit der Kraft seines Amtes verkündet, denn dann wäre er ja unfehlbar....
Dit kommt davon wenn man statt eines Christen einen Jesuiten zum Papst wählt.
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