Donnerstag, 7. Mai 2015

Während die Menschen zu Tode stürzten ...

... ertranken und die See sich langsam mit Leichen und Leichenteilen füllte, betrachtete der deutsche U-Boot-Kapitän Schwieger die Szene durch sein Periskop. Als er genug gesehen hatte, ließ er abtauchen. 

Na schlimm, so ein Unhold! Wenigstens in der Sicht Willi Jaspers, des Autors dieses »Welt«-Artikels vom 1. März 2015, der — vermutlich aus der Westentasche bzw. einer dieser naheliegenden Gehirnwindung Schwiegers — darüber wie mit-dabei-gewesen berichten kann. Junge, Junge! — »Die Welt« beherrscht das Handwerk der insinuierenden Desinformation ...  ... fast.

Heute vor 100 Jahren, am 7. Mai 1915 kam es zur Versenkung der Lusitania durch ein U-Boot der Deutschen Kriegsmarine — und nach entsprechender Agitation dann zu dem von Churchill so ersehnten Eintritt der Vereinigsten Staaten in den Krieg gegen die Mittelmächte. Was Willi Jasper an der Versenkung der Lusitania dezent verschweigt, ist die Ladung, die das stolze Schiff transportierte:
Sie bestand unter anderem aus 600 Tonnen Pyroxyline (bekannt als Schießbaumwolle), sechs Millionen Schuß Munition, 1248 Kisten Schrapnell-Ladungen (möglicherweise ohne Sprengladungen) plus eine unbekannte Menge von Munition, die alle Kammern des untersten Decks und die Korridore des F-Decks ausfüllte. Zusätzlich gab es viele Tonnen von »Käse«, »Schmalz«, »Fellen« und anderen Sachen, die, wie sich später herausstellte, falsch beschriftet worden waren. Worum es sich dabei handelte, ist unbekannt, doch es scheint sicher, daß es Schmuggelware war oder gar Waffen. Die ganze Ladung war von der J. P. Morgan Company übergeben worden. Doch davon ahnte die Öffentlichkeit nichts, schon gar nicht die arglosen Amerikaner, die unwissentlich für sich und ihre Familien eine Schiffahrt in den Tod gebucht hatten und als menschliche Köder in dem globalen Spiel der Hochfinanz und der niederen Politik dienten.

Die deutsche Botschaft in Washington war sich der Natur der Ladung auf der Lusitania wohlbewußt und schickte eine offizielle Beschwerde an die amerikanische Regierung, weil praktisch alles davon eine direkte Verletzung internationaler Neutralitätsabkommen darstellte. Als Antwort traf eine kategorische Leugnung der Kenntnis von solch einer Ladung ein. Nach der Erkenntnis, daß die Regierung Wilson die Schiffsladung stillschweigend billigte, unternahm die deutsche Botschaft einen letzten Versuch, das Unheil abzuwenden. Sie plazierte Anzeigen in 50 Zeitungen der Ostküste einschließlich New Yorks, in denen Amerikaner davor gewarnt wurden, mit der Lusitania zu reisen. Die Anzeige wurde vorab bezahlt, und sie sollte eine ganze Woche vor dem Ablegen des Schiffes auf den Reiseseiten erscheinen. Sie lautete:

Bekanntmachung!
REISENDE, die sich auf eine Fahrt über den Atlantik begeben möchten, mögen bedenken, daß zwischen Deutschland und seinen Verbündeten und Großbritannien und dessen Verbündeten Krieg herrscht; daß die Kriegszone auch die Gewässer in der Nähe der Britischen Inseln umfaßt; daß in Übereinstimmung mit der formellen Benachrichtigung der Kaiserlichen Deutschen Regierung Schiffe, welche die Flagge Großbritanniens oder seiner Verbündeten aufgezogen haben, in diesen Gewässern zerstört werden könnten und daß Reisende, die sich in dieser Kriegszone auf Schiffen Großbritanniens oder deren Verbündeten aufhalten, dieses auf eigenes Risiko tun. — Kaiserliche deutsche Botschaft Washington D.C., 22. April 1915
Obwohl der Anzeigetext den Zeitungen rechtzeitig vorlag, intervenierte das Außenministerium mit dem Schreckgespenst möglicher Verleumdungsklagen. Dieses verschreckte die Herausgeber dermaßen, daß sie die Anzeige nicht ohne vorherige Absprache mit den Anwälten des Außenministeriums drucken wollten. Von den 50 Zeitungen veröffentlichte nur Des Moines Register die Anzeige zu dem gewünschten Datum. Was danach geschah, wird von Simpson so beschrieben: 

George Viereck [der Herausgeber einer deutschen Zeitung, der die Anzeigen für die Botschaft entworfen hatte] fragte am 26. April beim Außenministerium nach, weshalb seine Anzeigen nicht veröffentlicht worden waren. Endlich erhielt er einen Termin bei [Außenminister William Jennings] Bryan und wies ihn daraufhin, daß die Lusitania bis auf eine Ausnahme auf allen ihren Fahrten während des Krieges Munition transportiert hatte. Er zeigte Kopien ihrer Ladungsverzeichnisse, die bei der Hafenmeisterei öffentlich einsehbar waren. Darüber hinaus informierte er Bryan, daß nicht weniger als sechs Millionen Schuß Munition am kommenden Freitag mit der Lusitania auslaufen sollten und daß man die Beladung in diesem Augenblick an Pier 54 beobachten könne. Bryan griff zum Telefon und klärte die Sache mit den Anzeigen. Er versprach Viereck, er würde sich bemühen, den Präsidenten dazu zu bringen, Amerikaner vor Reisen zu warnen. Keine solche Warnung wurde jemals vom Präsidenten ausgesprochen, doch es kann keinen Zweifel daran geben, daß Präsident Wilson von der Natur der Ladung der Lusitania Bescheid wußte. Er unternahm nichts, gestand aber an dem Tage, da er von ihrer Versenkung erfuhr, daß seine Vorahnungen ihm viele schlaflose Stunden bereitet hätten.
Daß die Lusitania schwerbeladen mit Kriegsmaterial unterwegs war, wurde nach Kriegsende vor dem Appellationsgericht in New York rechtskräftig festgestellt. Laut eidesstattlicher Aussage ihres Kapitäns Turner, waren u.a. 1.271 Kisten Munition, 189 Pack sonstiges Kriegsmaterial, 260.000 Pfund Messingplatten, 111.762 Pfund Kupfer, 58.465 Pfund Kupferdraht sowie 4.200 Kisten mit Patronen und sonstigen Granaten an Bord des Schiffes. Die Versenkung eines solchen Schiffes war daher keineswegs ein Seekriegsverbrechen, sondern nach den Bestimmungen der Seekriegsordnung völlig gedeckt. Verbrecherisch handelte nicht U-Boot-Kapitän Schwieger, sondern vielmehr jene, die eine lupenreine Kriegsmateriallieferung durch den Einsatz ahnungsloser Passagiere als menschliche Schutzschilder des Transportes camouflierten! Wenn nicht sogar — und mit guten Gründen — davon ausgegangen werden muß, daß die Versenkung der Lusitania von der britischen Admiralität unter Leistung von Winston Churchill gezielt herbeigeführt wurde, um der US-Regierung, ihren Banken und Rüstungskonzernen endlich einen Kriegsgrund auf dem sprichwörtlichen Silbertablett servieren zu können!

Ach, wie kann man einem Literaturnobelpreisträger wie Sir Winston nur sowas Böses unterstellen! Und wie kann man bloß glauben, daß es nicht der »furor teutonicus« war, der eine Teilnahme der USA am Weltkrieg ersehnte, sondern eher die sich verschlechternden Kriegschancen Englands nach der gescheiterten Dardanellen-Operation den Ausschlag gaben, solch ein trickreiches Manöver (zu Lasten nichtsahnender Passagiere) zu versuchen. Wie so oft stehen hinter den Aktionen und Verbrechen der Regierungen interessierte Bankster und Industrielle, die ungern ein Geschäft sausen lassen, wenn es sich mit ein wenig (oder auch, wenn's sein muß: viel) Blutvergießen retten läßt. Blutvergießen anderer, selbstmurmelnd — Bankiers, in deren Adern Geld fließt, haben kein Blut, das sie vergießen könnten ...
Um den Anfang des Ersten Weltkrieges zu finanzieren, mußten England und Frankreich viel Geld von amerikanischen Investoren borgen und hatten sich für die Vermittlung ihrer Schuldverschreibungen das Haus Morgan ausgesucht. Morgan wurde für sie auch als Einkaufsvermittler für Kriegsmaterial tätig und profitierte deshalb zweimal: wenn das Geld geborgt wurde und wenn es ausgegeben wurde. Weitere Profite entstanden durch die Vergabe der Aufträge an Unternehmen, die unter dem Einfluß von Morgan standen. Doch der Krieg wurde für die Alliierten bedrohlich, als deutsche U-Boote die atlantischen Schiffahrtsrouten zu kontrollieren begannen. Als es so aussah, als würden England und Frankreich in die Nähe einer Niederlage oder eines Waffenstillstandes nach deutschen Bedingungen kommen, wurde es zunehmend schwieriger, ihre Anleihen zu plazieren. Keine Anleihen hieß keine Einkäufe, und Morgans Cashflow geriet in Gefahr. Außerdem, falls die schon früher ausgegebenen Schuldverschreibungen wertlos würden, wie dies in Folge einer Niederlage zu erwarten war, hätte das Morgan-Konsortium gigantische Verluste erlitten.
Der einzige Weg, das Britische Empire zu retten, den Wert der Anleihen wieder herzustellen und Morgans Cashflow zu erhalten, bestand darin, daß die amerikanische Regierung mit Geld einsprang. Da aber neutrale Staaten durch internationale Verträge daran gehindert waren, mußte man Amerika in den Krieg ziehen. Zwischen britischen Beamten und Oberst House wurde mit dem Einverständnis des Präsidenten ein entsprechendes geheimes Abkommen getroffen. Von diesem Augenblick an drängte Wilson den Kongreß zu einer Kriegserklärung. Dies geschah genau zu der Zeit, als er mit der Parole »Er hält uns aus dem Krieg heraus« für eine Wiederwahl kandidierte. In der Zwischenzeit hatte Morgan sich die Kontrolle über große Teile der Medien gesichert, mit denen er dann einen landesweiten »Zeitungs-Blitzkrieg« gegen Deutschland führen konnte, indem er den Eintritt in den Krieg als einen Akt amerikanischen Patriotismus hinstellte.
Morgan hatte bereits ein internationales Schiffahrtskartell geschaffen, einschließlich der deutschen Handelsflotte, das auf hoher See beinahe ein Monopol besaß. Nur die britische Cunard Lines blieb abseits. Die Lusitania gehörte dazu und stand im Wettbewerb mit Morgans Kartell. Die Lusitania war nach militärischen Spezifikationen gebaut und bei der britischen Admiralität als ein bewaffneter Hilfskreuzer registriert worden. Die Passagiere dienten der Verhüllung der wahren Aufgabe, nämlich Kriegskonterbande aus den Vereinigten Staaten zu holen. Dies war Wilson und anderen Personen der Regierung bekannt, ohne daß sie etwas dagegen unternahmen. Als die deutsche Botschaft eine Warnung an amerikanische Passagiere drucken lassen wollte, intervenierte das Außenministerium gegen die Veröffentlichung. Als die Lusitania zu ihrer letzen Fahrt den New Yorker Hafen verließ, war sie im Grunde ein schwimmendes Waffendepot.
Die Briten wußten, daß die Verwicklung der Vereinigten Staaten in den Krieg den Unterschied zwischen Niederlage und Sieg ausmachen würde, und jede dazu taugliche Maßnahme schien willkommen - selbst das kaltblütig geplante Opfer eines seiner größten Schiffe mit Engländern an Bord. Doch der Trick bestand darin, auch Amerikaner an Bord zu haben, um ein emotional aufgeheiztes Klima in den Vereinigten Staaten zu schaffen. Als die Lusitania in feindliche Gewässer vorstieß, wo ein deutsches U-Boot auf der Lauer lag, befahl der britische Marineminister Winston Churchill den Abzug des Zerstörers, der das Schiff schützen sollte. Dieser Zug wie auch die befohlene Verringerung der Geschwindigkeit machte aus der Lusitania ein leichtes Ziel. Nach dem Einschlag eines gut gezielten Torpedos zerriß eine zweite Explosion von innen das Schiff, das viele für unsinkbar hielten, und es gurgelte in weniger als 18 Minuten auf den Meeresgrund.
Die Tat war vollbracht, und sie erzeugte ganze Wellen der Abneigung gegen die Deutschen. Diese Wellen überfluteten auch Washington und spülten die Vereinigten Staaten in den Krieg hinein. Innerhalb weniger Tage nach der Kriegserklärung billigte der Kongreß einen Milliardenkredit für England und Frankreich. 200 Millionen Dollar wurden umgehend nach England geschickt und auf Konten von Morgan geleitet. Die gewaltigen, für den Krieg benötigten Geldmengen wurden vom Federal Reserve System geschaffen, also von den Amerikanern mit Hilfe der versteckten Steuer, Inflation genannt, eingezogen. Innerhalb von nur fünf Jahren hatte diese Steuer die Hälfte all ihrer Ersparnisse verschlungen. Die unendlich höheren Kosten in Form amerikanischen Blutes kamen auf diese Rechnung obendrauf.
... schreibt Edward Griffin in seinem Buch »Die Kreatur von Jekyll Island. Die US-Notenbank Federal Reserve«. Nein, dies ist keine schöne Theorie, die den Edelmut von Nationen atmet, die endlich die Werte der Demokratie und Gerechtigkeit verwirklichen wollen, sondern eine, die sehr plausibel macht, daß in den Spitzen der Politik Englands und Amerikas genügend Verbrecher saßen, die ihren Vorteil zu wahren verstanden. Müssen wir wegen dieses Verdachts nun überrascht sein? Oder zeigt uns nicht die jüngste Geschichte, daß genau das die Motive hinter Kriegen und Desinformationskampagnen sind?!

Zu Schluß seines »Welt«-Artikels meint Willi Jasper noch:
Heute erscheint die Verwirklichung von Weltbürgerrechten und transnationaler Demokratie wichtiger als internationale Finanzspekulationen und militärisch-technologische Aufrüstungen. Deutschland muss endgültig auf einen Sonderweg verzichten und sich als stabile und solidarische Kraft im westlichen Wertesystem bewähren. Dann hat die geistige Elite Deutschlands die historische Chance, erstmals für eine positive Kontinuität zu wirken. Das neue Europa braucht für seine humanen Projekte und Entwürfe mehr denn je den freien und einklagenden Geist der kritischen Intellektuellen, der zu Politik und Gesellschaft gehört wie Mephisto zu Faust – und Zivilisation zur Kultur.
Im Klartext: Deutschland soll als brave Kolonie der Westmächte bloß nicht wagen, politisch oder geistig ein eigenes Profil zu zeigen. Den restlichen Schmus von den »humanen Projekten« die — na, selbstmurmelnd: »mehr denn je« — den »freien und einklagenden Geist der kritischen Intellektuellen« benötigen, kann er ja zur Dekoration seines Vorgartens verwenden. Derlei Gerede aus der Feder eines Zeitungsschreibers unserer Lügenpresse nimmt doch heute längst keiner mehr ernst ...

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