... läßt »DiePresse« einen gewissen Peter Pomerantsev klagen – den sie uns mit folgenden Worten andient:
Peter Pomerantsev (*1977 in Kiew) kam mit neun Monaten
nach London, nachdem seine Eltern aus der UdSSR emigriert waren. Er
arbeitete ab 2006 für Moskauer TV-Sender, ehe er das Land nach der
Niederschlagung der Proteste gegen Putin 2011/12 verließ. Das beschreibt
er in seinem Buch „Nothing is True and Everything is Possible: The
Surreal Heart of the New Russia“ (Public Affairs, New York, 2014, auf
Deutsch demnächst bei DVA).
Aha, wie informativ. Und »DiePresse« gibt gleich dem Leser die Richtung vor, in der er zu denken hat:
Peter Pomerantsev ging 2001 nach Moskau, um beim Aufbau der
Demokratie mitzuhelfen. Nach Jahren in der TV-Industrie ist er
desillusioniert: Russland sei heute jene Diktatur, vor der seine
russischen Freunde ihn damals warnten.
Das erinnert LePenseur ein wenig an einen Spruch aus seiner Jugendzeit: »Wir sind die, vor denen uns unsere Eltern gewarnt haben«. Naja, schon damals war der Spruch meist ein bisserl hochstaplerisch unterwegs, denn die »Warnung« lag meist bloß darin, daß man nicht Haschen sollte, oder mit jungen Mädels unbedacht Kinder anbauen ...
Im Gegensatz von Herrn Pomerantsev brauchte LePenseur keine Jahre in der TV-Industrie, sondern bloß den üblichen TV-Konsum, um zu erkennen, daß wir hierzulande jene Diktatur sind, vor der uns freilich (fast) keiner warnte: die Diktatur der Gummizelle der politisch gewünschten Einheitsmeinung, die jeden Verstoß mit einer Verstoßung aus der Diskurszulässigkeit ahndet: wer anders denkt, wird ausgegrenzt und mundtot gemacht. Wenn er dagegen opponiert, wird er beruflich und finanziell ruiniert, wenn das nicht hilft oder geht, hängt man ihm (sofern er den Herrschenden lästig genug wird) ein Gedankenverbrechen an, mit dem man ihn in den Knast oder in die Klapse — je nachdem — sperren kann. Doch meist hilft das Ruinieren und Ausgrenzen hinreichend, um den Fortbestand der Herrschaft unserer Politruks zu gewährleisten. »DiePresse« sieht das — ganz als Teil des Systems — natürlich anders, und meint daher mit fühlbarem Tremolo auf der Tastatur des Schreiberlings:
Auf einer der ersten Seiten seines Buches „Nothing is True and
Everything is Possible“ beschreibt Peter Pomerantsev ein Treffen mit
führenden russischen Fernseh-produzenten in Ostankino, dem riesigen
Moskauer Medienzentrum, zu dem er im Jahr 2006 eingeladen wurde. „Wir
alle wissen, dass es keine echte Politik geben wird“, sagte einer der
prominentesten russischen Fernsehjournalisten, eingehüllt in eine Wolke
aus Zigarettenrauch: „Wir müssen unseren Zusehern aber noch immer das
Gefühl geben, dass etwas passiert. Sie müssen unterhalten werden. Womit
also sollen wir spielen? Sollen wir Oligarchen angreifen? Wer ist diese
Woche der Feind? Politik muss sich anfühlen wie . . . wie ein
Spielfilm!“
Heute klingen solche Worte haarsträubend, aber damals
wollte Pomerantsev, der in London aufgewachsene Sohn eines Kiewer
Paares von Dissidenten, das 1978 aus der UdSSR emigrierte, noch nicht so
recht daran glauben, dass der Kreml seine Kontrolle über den
öffentlichen Diskurs in Russland derart verstärken würde.
Hahaha! Wollen die uns etwa weismachen, daß es in Österreich, in Europa, oder gar in den USA »echte Politik« gäbe? Daß dort etwa nicht Infotainment (bei dem das »Info-« nur mehr eine Alibirolle spielt!) gang und gäbe ist? Wessen Haar soll sich ob dieser Erkenntnis noch sträuben — etwa die noch nicht ausgerauften Haare des Konsumenten öffentlich-rechtlichen Indoktrinierungsfernsehens mit seinen als »Nachrichten« linkisch getarnten Propagandasendungen?!
Wollen die uns verarschen? Ach, herrje ... wie naiv, diese Frage auch nur zu stellen! Natürlich wollen sie uns verarschen — deshalb sind sie ja Journaillisten der Systempresse ...
Was soll ein anonymer antisemitischer Troll (gefällt mir: Den nehme ich als Geusennamen an!) wohl von einem halten, der Ende der Siebziger aus der UdSSR ausreisen durfte? Und Pomerantzew heißt.
AntwortenLöschenAber: "Fried, Ihr Herren!" (Wallensteins Lager) und "Ich werd's Maul halten." (Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung).
Ich gelobe ab nun Zurückhaltung.