Montag, 5. Januar 2015

»Nur wo wird dann noch ein drüben sein?«

... lautet der bemerkenswerte Schußsatz eines ebenso bemerkenswerten — nein: bedenkenswerten ... sorry, das richtige Wort will sich nicht einstellen ... also, versuchen wir's nochmal: eines bedenklichen Artikels auf dem Informations- und Satireblog »Politplatschquatsch« vom vergangenen Silvestertag:
2014: Unser Jahr am rechten Rand

Sehr ihr, Kinder, so schnell geht das. Eben noch war PPQ ein Leseangebot für Liberale, eher libertär, aber im Zweifel links: Meinungsfreiheit, Selbstbestimmung, die Ablehnung obrigkeitsstaatlicher Sprachregelungen und der Wunsch nach Gerechtigkeit für die, denen Unrecht widerfährt, standen vom ersten Tag der Existenz dieses unkonventionellen Leseangebotes im Mittelpunkt der Schreibanstrengungen. In der PPQ-DNA war nie Platz für Denkverbote, für das Nachbeten erwünschter Wahrheiten und den Wunsch, an einfache Wahrheiten zu glauben. Freiheit wurde hier immer groß geschrieben, Freiheit, selbst zu denken, und die Freiheit, unbedingt und unbehelligt das sagen zu dürfen, was man als richtig erkannt zu haben glaubt.
Es sind nur sieben Jahre vergangen, seit alles anfing, doch die Zeit verging wie im Alptraum. "Ist Euch eigentlich bewusst, dass ihr mit einem Blog wie Eurem Rechtsradikale seid, nach offizieller Lesart?", schreibt kürzlich ein Stammleser, der die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen in Deutschland aus der sicheren Entfernung eines Wohnsitzes in den Vereinigten Staaten verfolgt.

Nein, war es bis dahin nicht. Aber Recht hat der Mann. Im siebten Jahr an der Unterseite der deutschen Öffentlichkeit stehen die Positionen, von denen aus PPQ versucht, den alltäglichen Wahnsinn der gelenkten Demokratie, der alternativlosen Entscheidungen und der missbrauchten Medienmacht zu beurteilen, unter permanentem Nadelstreifen-Verdacht. Dabei hat sich nicht hier in der kargen Schreibstube etwas verändert, sondern rundherum: Der Ruf nach individueller Freiheit steht mittlerweile unter dem Verdacht, eine Form von EU-Hass zu sein. Die Ansicht, dass jeder Mensch die Möglichkeit habe(n müsse), seines eigenen Glückes Schmied zu sein, gilt als hinterlistige Strategie, den Menschen nicht immer mehr staatliche Fürsorge und Betreuung zu gönnen. Und wer die Unersättlichkeit des Staates  nach Informationen über seine Bürger, nach deren Geld und nach deren Applaus kritisiert, handelt sich den Vorwurf ein, ohne Augenmaß auf Rechtsgrundlagen zu pochen, deren operative Auslegung guter Brauch für jeden Politiker sein müsse.

"Wer den Konsens der staatlichen Raubritter infrage stellt, wer die Euro-Rettung ablehnt oder die Migration eingeschränkt sehen möchte, wird rasch als populistisch abgestempelt", heißt es in der NZZ, die Deutschland aus sicherer Entfernung in der Schweiz wünscht, dass "das politische Spektrum breiter und die Parteien wieder unterscheidbarer" würden und damit nahe bei dem ist, wofür PPQ beständig plädiert.
Hieße es nicht Eulen an die Saale zu tragen, müßte man jetzt ausrufen: »Worte für die Ewigkeit!« Hätte PPQ nicht schon seit Jahren Artikel von jeden Blogger (auch LePenseur) mit Neid erfüllender Qualität veröffentlicht — spätestens jetzt wäre der Augenblick zu rufen: »Chapeau! Touché!« Und gleichzeitig wünscht man sich angesichts dieses Artikels — oder, genauer gesagt: angesichts der in diesem Artikel aufgezeigten Verhältnisse hierzulande (und leider nicht bloß hierzulande) — nie weniger, ebendies ausrufen zu müssen ...


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