Mittwoch, 17. Dezember 2014

»Umfrage zu CIA-Bericht: Mehrheit der US-Bürger für Folter«

»Jeder zweite US-Bürger hält die harschen Verhörmethoden der CIA im Kampf gegen den Terrorismus für gerechtfertigt. Nur jeder Dritte lehnt die Folterung von Terrorverdächtigen ab.«
... schreibt die NZZ. Nun ist der Euphemismus, Praktiken wie bspw. das »waterboarding« (bei dem dem Delinquenten bis knapp vor dem Ersticken der Kopf unter Wasser gehalten wird, und das nicht etwa ein-, zweimal, sondern dutzende Male in kurzer Zeit) bei Verhören als »harsche Verhörmethoden« zu bezeichnen, etwa so geschmackvoll, wie die Hungerrationen der KZ-Häftlinge zu Nazizeiten als »harsche Diäternährung« zu charakterisieren, aber von dieser Finesse abgesehen: es ist doch irgendwie erhebend (nämlich: für den Mageninhalt), wenn man liest, daß das Leuchtfeuer der Demokratie, das Land der Gerechtigkeit, also ganz einfach: die U.S.A. mehrheitlich von Leuten bewohnt wird, die das Foltern von ohne Rechtsgrundlage Festgenommenen eigentlich ganz okay finden. 

Dies nur für den Fall gesagt, daß irgendwer den LePenseur-Blog des »Anti-Amerikanismus« zeiht. Die Antwort wäre darauf nämlich: »Ach, Sie finden also auch, daß das Foltern von illegal Verhafteten und Verschleppten in Ordnung ist ...?«

6 Kommentare:

  1. Werter Penseur,

    darf ich Sie an den Fall Metzler, Gäffgen / Daschner erinnern! (Rettungsfolter usw.)

    Auch da gab es meiner Erinnerung nach Umfragen in Deutschland mit ähnlichen Ergebnis wie die jetzt von Ihnen so sehr kritisch betrachtete Umfrage in Amerika.

    Grüße

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  2. Ach, auch in Österreich gibt es kaum eine Reaktion - wir wollen doch ungestört den Christkindlmarkt besuchen!
    Nur der große Skandal, dass Kälber mit Prügeln in den Schlachthof Salzburg getrieben werden führt zu jeder Menge empörter Leserbriefe.
    Ein Leserbrief zu den 140 erschossenen Kindern in Pakistan? Wird schon noch kommen. Unterstützung für die PEGIDA und Demo-Aufrufe? Vergiss es. Es ist Advent.....

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  3. @sf-leser

    im fall metzler wurde gäfgen nicht gefoltert, sondern ihm von daschner mit folter gedroht, wenn er den aufenthaltsort seines entführungsopfers nicht preisgab, von dem er im verhör so tat, als lebte es zwar augenblicklich noch, demnächst aber nicht mehr.

    das ist etwas ganz anders als die folter von verdächtigen, um hinweise auf mittäter zu erlangen. daschners verhalten kann man nämlich durchaus auch als nothilfe werten (hätte zb gäfgen den kleinen jakob v. metzler, zufällig in eine poizeikontrolle geraten, mit einer pistole bedroht, um so mit der geisel der polizei zu entkommen, wäre es ja sogar zulässig gewesen, ihn zum schutz des opfers zu erschießen)!

    bei den verhören der CIA ging es aber nicht um nothilfe, sondern um informationsgewinnung zwecks "krieg gegen den terror", und wie sich inzwischen längst herausgestellt hat: großteils an zu unrecht verdächtigten (die dann meist trotzdem noch jahrelang gefangen gehalten wurden und werden, damit sie über die "harschen verhörmethoden" nichts ausplaudern)!

    das sind einfach gestapo- bzw tschekisten-methoden! außerdem: daschner und sein miarbeiter wurden für ihre verhalten (im gegensatz zu den CIA-schergen) sehr wohl verurteilt.

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  4. Werter Kenner der Lage,

    da haben Sie mich etwas mißverstanden.
    Es ging mir nicht um die Unterschiede der Vorgänge (über die ich nur so einigermaßen informiert bin), sondern um die Einschätzung LePenseurs, daß eine solche Umfrage in Österreich und Deutschland zu ganz anderen Ergebnissen geführt hätte. (Natürlich unter der Voraussetzung, daß die Fragen und Antworten nicht suggestiv eingefärbt wären und daß der Interviewer bei „falschen“ Antworten nicht mißbilligend blicken würde.)

    Ausgehend von den Umfragen zum Fall Gäffgen wage ich zu behaupten, daß auch in Deutschland (und sogar Österreich) bei ähnlichen Fragestellungen zu ähnlichen Problemen ziemlich die gleichen Umfrageergebnisse herauskommen würden.

    Grüße

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  5. Nur jeder Dritte. Das ist ganz übel und lässt einen hoffen niemals in die Hände des Gewaltmonopols zu fallen. Wenn's halt für eine "gute" Sache ist dann darf es auch foltern und morden sein.

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  6. Cher SF-Leser,

    Es ging mir nicht um die Unterschiede der Vorgänge (über die ich nur so einigermaßen informiert bin), sondern um die Einschätzung LePenseurs, daß eine solche Umfrage in Österreich und Deutschland zu ganz anderen Ergebnissen geführt hätte.

    Habe ich denn behauptet, daß eine ähnliche Umfrage in Deutschland/Österreich ganz anders ausgefallen wäre? Habe ich natürlich nicht! Der Artikel äußert nur ein lebhaftes Ekelgefühl, wenn eine Nation, deren Bevölkerung zu 51% Folter befürwortet, wenn es nur die "Richtigen", also die pöhsen Terroristen trifft, sich als Hort der Freiheit und Demokratie inszeniert. That's all.

    Ausgehend von den Umfragen zum Fall Gäffgen wage ich zu behaupten, daß auch in Deutschland (und sogar Österreich) bei ähnlichen Fragestellungen zu ähnlichen Problemen ziemlich die gleichen Umfrageergebnisse herauskommen würden.

    Damit vergleichen Sie aber — und hier muß ich dem Kollegen »kenner der lage« beipflichten, die sprichwörtlichen Äpfel mit Birnen!

    Daß in einem konkreten Fall (ob das jetzt ein bestialischer Lustmord ist, oder eine Geiselnahme), die Volksseele hochkocht und ebenso emotional wie falsch reagiert, ist etwas ganz anderes, als wenn (die echten oder vielleicht auch nur angeblichen Terrorakte von 9/11 und der Afghanistan-Krieg liegen immerhin über ein Jahrzehnt zurück!) Ende 2014 nach Veröffentlichung eines Senatsberichtes über brutale Foltermethoden von Staatsorganen eine Befragung mehrheitlich ergbit: »Ist schon ganz okay, wenn mutmaßliche Täter vom CIA gefoltert werden!« V.a. dann, wenn mittlerweile selbst von den Folterern einbekannt werden mußte, daß ein großer Teil der Gefolterten in Wahrheit grundlos beschuldigt wurden. Das erinnert an den berüchtigten Ausspruch Görings nach dem Reichtagsbrand: »Es ist besser, daß zehn Unschuldige verurteilt werden, als daß ein Unschuldiger zu Unrecht davonkommt«. Soll das etwa die gerühmte Rechtsstaatlichkeit sein?

    Ob das in Deutschland und Österreich wirklich auch so herauskäme, kann ich nicht einfach bestätigen. Ich glaube eher: doch nicht ganz so!

    In Österreich gibt es bpw. seit Jahrzehnten eine eindeutige Mehrheit gegen die Todesstrafe — in den USA hingegen wird sie, ebenso konstant (mit m.W. einer Unterbrechung in einem einzigen [!] Jahr irgendwann in den 70er-Jahren!) mehrheitlich befürwortet.

    Möglicherweise könnte nach einem ruchlosen Massenmord drei Wochen später eine Umfrage auch in Österreich pro Todesstrafe ausgehen. Aber nicht auf längere Zeiträume.

    Und das sind halt doch Unterschiede, die man nicht außer acht lassen kann! Und wenn man von Ami-Seite Deutschland und dem deutschen Volk 70 Jahre nach Hitler immer noch ein forsches: »In Wahrheit seid ihr doch alle Nazis gewesen!« ins Gesicht klatscht, und dann selber Gestapo-artige Verhörmethoden nicht als Lapsus eines untergeordneten CIA-Komplexlers, sondern mit dem Sanktus von höchster Regierungsstelle anwendet, dann finde ich die Heuchelei, sich auch noch als Leuchtturm der Gerechtigkeit und Demokratie aufzuspielen, einigermaßen zum Kotzen.

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