Montag, 20. Oktober 2014

Am 20. Oktober 1714

... wurde der Kurfürst und Herzog Georg I Ludwig von Braunschweig-Lüneburg in der Westminster Abbey zum König Georg I von Großbritannien und Irland gekrönt, womit die Dynastie des Hauses Hannover begründet wurde, welche in Großbritannien bis zum Tod Königin Viktorias (1901) regieren sollte.

Eine etwas sinistre Gestalt (to put it mildly) — seine Ehefrau, die ihm zwei Kinder, darunter seinen Thronfolger, geboren hatte, beschuldigte er des Ehebruchs, ließ ihren angeblichen Geliebten von Höflingen ermorden, und sperrte sie in lebenslänglichen Hausarrest auf einem Landschloß ein.

Abgesehen von der Tatsache, daß er als »zugereister Ausländer« den Tricks und Winkelzügen der britischen Politik nicht wirklich folgen konnte, und daher Walpole als erster (im modernen Sinne) »Premierminister« des Vereinigten Königreichs faktisch die Regierungsmacht übernahm, zeichneten König Georg I  all die »reizenden« Züge von Monarchen des 18. Jahrhunderts — wie: Verschwendung, Mätressenwirtschaft, Bestechung und gewagte Spekulationen — aus, getreulich von seinen (freilich mit absolutistischer Macht herrschenden) Kollegen vom Kontinent abgekupfert.

Mit seinem Sohn zerkriegte er sich anläßlich der Taufe des Enkels (dieser Bruch konnte nur mühsam oberflächlich gekittet werden), die Achtung und Beliebtheit bei seinen britischen Untertanen büßte er jedoch durch die »South Sea Bubble«, eine gigantische Börsenspekulationsblase um die »South Sea Company«, ein.

Ähnlichkeiten mit heute? Ach, wo denkt man denn hin ... ... Damals spekulierte man auf ein nahes Ende des spanischen Erbfolgekrieges, um danach lustig Negersklaven (ohne die lästige spanische Konkurrenz!) verkaufen zu können. Heute spekuliert man an der Wall Street und in der Londoner City mit Erdöl- und sonstigen Rohstoffbeständen fremder Länder, deren Regierungen man halt durch Bestechung, Medienkampagnen und Wirtschaftssanktionen destabilisieren möchte, um sie gefügig zu machen. Das nennt man »Demokratisierung« und ist doch gleich ganz was anderes ...

Und die Sklaven gibt es mittlerweile ohnehin schon überall, da braucht's längst keine Neger mehr — Milliarden kleiner, grauer Arbeitsmäuse, deren Einkommen und Vermögen durch horrende Steuern, permanente Schuldenwirtschaft und heimliche Geldentwertung von Bankstern und dem politisch gut vernetzem »Big Business« gegen Belassung eines Taschengeldes zum Unterhalt gestohlen wird.

Die Politik ist die ewige Wiederkehr des Gleichen (die Politruks dürften offenbar alle ihren Nietzsche intus haben). Nur die Haartracht ändert sich, und die pittoreske Ritterrüstung wird weggelassen (der Bundesgauckler bspw. sähe mit sowas doch etwas eigenartig aus!) ... die Fassade wird erneuert, der Schwindel bleibt der gleiche. Wie schon Stefan Zweig sagte: »Wahrhaftigkeit und Politik wohnen selten unter einem Dach.« Auf unsere »Eliten« (egal ob in Politik, Banken, Wirtschaft, Bürokratie und Medien) trifft eher das berühmte Bonmot eines geistreichen Mannes über den (recht gehbehinderten) Fürsten Talleyrand zu, der auf eine Audienz wartend, auf den Arm des Herzogs von Otranto, des früheren Polizeiministers Joseph Fouché,  gestützt auf- und abschritt:

»Hier sehen Sie das Laster, gestützt auf  das Verbrechen ...«
 

3 Kommentare:

  1. Was ich noch sagen wollte:In diesem Artikel steckt wohl mehr Bildung als alle deutschen Parteibuchinhaber (etwa zwei Prozent der Bevölkerung) zusammen aufbringen können!

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  2. Danke, cher (chère) »Anonym«,

    für das Kompliment, aber Sie übertreiben entschieden!

    Mehr Bildung als von ca. 1,5 Mio. Parteibuchinhaber zusammengenommen, nein, das von mir anzunehmen, wäre wohl ziemlicher Größenwahn ...

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