Um es nur sicherheitshalber klarzustellen: die Reihenfolge dieser »hundert notwendigen Gedichte« ist eine mehr oder weniger zufällige, aber sicher keine »Rangfolge«! Im Einzelfall werde ich jedoch darauf hinweisen, wenn ich die Qualität eines Gedichtes als so exzeptionell ansehe, daß es nach meiner Meinung eben nicht nur in meine »Top 100«, sondern darin noch auf einen Spitzenplatz gehört.
»Das beste Gedicht« freilich kann es ebensowenig geben, wie »die beste Symphonie«, oder, noch plakativer, »das beste Restaurant« bzw. »den besten Wein«. Wer wollte denn ernstlich zwischen einem perfekt gereiften »Chateau Petrus« eines großen Jahrgangs und einer Trockenbeerenauslese »Schloß Johannisberg Riesling Goldlack« eine »Rangfolge« feststellen?!
»Das beste Gedicht« freilich kann es ebensowenig geben, wie »die beste Symphonie«, oder, noch plakativer, »das beste Restaurant« bzw. »den besten Wein«. Wer wollte denn ernstlich zwischen einem perfekt gereiften »Chateau Petrus« eines großen Jahrgangs und einer Trockenbeerenauslese »Schloß Johannisberg Riesling Goldlack« eine »Rangfolge« feststellen?!
Das folgende Gedicht von Conrad Ferdinand Meyer ist nun sicherlich eines der bekanntesten Gedichte der deutschen Literatur (und von diesen hat dieser Dichter ja gleich mehrere geschaffen!) überhaupt:
Der römische BrunnenAufsteigt der Strahl und fallend gießt
Er voll der Marmorschale Rund,
Die, sich verschleiernd, überfließt
In einer zweiten Schale Grund;
Die zweite gibt, sie wird zu reich,
Der dritten wallend ihre Flut,
Und jede nimmt und gibt zugleich
Und strömt und ruht.
Auf Wikipedia (manchmal ist sie ja doch zu was gut!) kann man noch zwei frühere Versionen dieses in seiner Makellosigkeit der siebenten, der Endfassung, wohl unübertroffenen Werkes vergleichen. Auch jene zweifellos reizvoll und gelungen — aber sie haben doch nicht die einzigartige Geschlossenheit von Form und Inhalt, die dann die Endversion auszeichnet.
Bemerkenswert allein schon ist der — so einfache, und doch so wirkungsvolle — Kunstgriff, das aus vierhebigen Versen bestehende Gedicht mit einer zweihebigen Schlußzeile zu beenden, um dadurch automatisch den Sprachduktus zu verlangsamen, und so das in sich ruhende Strömen des Wassers sinnfällig zum Ausdruck zu bringen.
(Brunnen im Garten der Villa Borghese)
»Hundert notwendige Gedichte« (geordnet nach Autorennamen): Joseph von Eichendorff — Albrecht von Haller.
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