Dienstag, 15. April 2014

Wenn ein Schütze träumt

... dann verfehlt er meist das Ziel. Auch wenn er Richard Schütze heißt und einen Artikel über »Putins Pokerspiel« auf »FreiWelt.net« veröffentlicht.
Russlands Zar hat nicht nur einen Schlachtplan: Er verfolgt gleich fünf davon auf einmal. 

Selbst das „Handelsblatt“, das den Amerikanern gegenüber Moskau „Pitbull-Politics“ mit „animalischer Härte“ und „gefletschten Zähnen“, aber „ohne Hirn“ vorwarf, wird kleinlaut. Er macht also weiter. Denn offenbar hat er einen Plan. Den zieht er auch durch; stur und unbeeindruckt. Die Hände am Geld- und Gashahn, den Bleifuß auf dem militärischen Drohpotenzial und den kühlen Trotzkopf stolz erhoben bietet Wladimir Putin dem Westen die Stirn. Wie sich offenbart, war die Krim wohl nur das Präludium; nun geht es und macht er weiter. Mit strategischem Blick verfolgt Russlands Zar fünf aufeinander aufbauende und gestaffelt angeordnete Schlachtpläne.
Nun gut, schon nach der Einleitung wissen wir, daß ein Putin nicht hirnlos durch die Pampas der Außenpolitik stolpert. Dazu hätten wir Schützes treffsicheren Kommentars nicht wirklich bedurft. Was er in den folgenden Absätzen bringt, sind auch nicht wirklich Neuigkeiten — nur der Ton: der freilich erinnert fatal an einen PR-Artikel für geostrategische US-Interessen. Was nicht wirklich verwundert, wenn man sich den Brotberuf des besagten Schützen ansieht. Er ist Media Coach und PR-Berater, und seine Kundenliste verrät: er ist im politisch-medial-korporatistischen Betrugskartell gut vernetzt. 

Leider, leider (für Herrn Schütze) ist nichts in der Welt so fein gesponnen, daß es nicht käm' ans Licht der Sonnen — nicht einmal das transatlantische Garn, das so unauffällig den Artikel durchwebt. Denn da passieren Herrn Schütze halt so ärgerliche semantische Fehlleistungen wie:
Auch Kanzlerin Angela Merkel und Außenminister Frank-Walter Steinmeier stehen im Verdacht, zu sehr die geostrategischen Interessen Washingtons und Moskaus auszubalancieren ...
Ah, fi donc! Wie kann man es nur wagen, »auszubalancieren«, statt gehorsam zur Parole »Obama befiehl! Wir folgen dir!« zu salutieren? Um das gleich im Keim zu ersticken ist kein Schreckensszenario zu doof für unseren Schützen:
Russland verstärkt zugleich aber auch seine Beziehungen in die gesamte arabische Region und zu den Golfstaaten. Wieder erscheint das Schreckgespenst eines bedrohlichen Zangengriffs Moskaus über Arabien und quer durch Afrika bis hin zu antinordamerikanisch agierenden lateinamerikanischen Staaten wie Kuba und Venezuela am westlichen Horizont.
Na klar! So ein Zangenabgriff locker vom Hocker über den ausgerollten Perser und Nordafrika bis in die (wiss'ma ja!) gleich daneben situierte Karibik — Katzensprünge für einen zungengewandten PR- Schreiberling. Ein paar tausend Kilometer, ein paar Meere dazwischen: peanuts für die Feder eines Schreckenspropheten, der uns hilflos in der Furcht vor Putin zurückläßt. Nein, zurückzulassen droht, wenn nicht ... ... ja wenn da nicht die Ostkirche wäre, über die unser Schütze ins Träumen gerät, und irgendeinen 
... Weg zu mehr Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Liberalität eines nicht zu fernen Tages über einen intensivierten Dialog mit den Ostkirchen ...
erträumt. Ja, genau! Die bekannt demokratisch-liberale Ostkirche wird's richten und Ost und West im Tanz nach der Pfeife Washingtons vereinen. So wird's kommen, ganz sicher! Träumen Sie weiter, Herr Schütze ...

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