... fühlt sich »Die Presse«, näherhin Frau Jutta Sommerbauer, zu skizzieren:
Moskau entzieht
Kiew sprichwörtlich den Boden unter den Füßen. Der Westen muss
verhindern, dass Russlands Vorgehen in Genf abgesegnet wird.
Das Krim-Schauspiel
vollzieht sich zum zweiten Mal, diesmal in der Ostukraine. Mit einem
wichtigen Unterschied: Diesmal könnte dieses von russischer Hand
geschriebene Stück nicht mit dem einhelligen Applaus des Publikums
enden, sondern mit Buhrufen und Blut.
Moskau hat zunächst ein wenig anders Regie geführt: verhaltenere
Zurufe aus dem Regieraum, mehr lokale Statisten. Fast sah es so aus, als
würde man die prorussischen Aktivisten sich selbst überlassen – die
Hilferufe der „Donezker Republik“ blieben zunächst unbeantwortet. Die
lokalen Separatisten bekamen kaum professionelle Unterstützung. Doch
seit Samstag hat sich die Lage dramatisch verändert. Zur Aufführung
kommt nun das Drama vom traurigen Zerfall der Ukraine, Teil zwei.
(Hier weiterlesen)
Frau Sommerbauer bleibt uns nur eine kitzekleine Antwort schuldig: was an dem Alternativszenario, nämlich eine russische Minderheit gegen ihren Willen an eine russenfeindliche Ukraine gekettet zu lassen, auch nur einen Deut weniger »Horrorszenario« wäre. Die Ukraine hat ja schon ziemlich unverblümt zugegeben, daß ohne die Industrie der (weitgehend russischen) Ost-Ukraine der Gesamtstaat pleite wäre. Es geht also darum, die Ostukraine auch künftig die Zeche für die kollektive Besoffenheit des »Maidan« zahlen zu lassen, mit der irgendwelche westukrainische Nationalisten ihre Komplexe gegen den »großen Bruder« aus dem Osten abgeagieren wollen. Putzig wird Sommerbauer mit folgender Bemerkung:
Ja, es gibt Menschen, die den Bewaffneten zujubeln. Doch man darf nicht
vergessen: Russland nutzt schamlos die Unzufriedenheit und Ängste in der
Bevölkerung für die eigenen Zwecke.
Na, geh! Sowas täten die Amis und ihre Satrapen in der EU ja nie-nie-niemals! Aber die Guten doch nicht! Und Sommerbauer betreibt beachtliche geschichtsfälschende Klimmzüge, wenn sie schreibt:
Eine Abspaltung der Ostukraine galt bis vor wenigen Wochen als undenkbar.
Ja, nämlich bis zum Sturz des 2010 in freier Wahl gewählten Präsidenten und seiner zwischen EU und Rußland ausbalancierenden Politik durch vom Westen finanzierte und gecoachte Cliquen, die als erste Handlung im übernommenen Parlament die Anerkennung des Russischen als zweiter Amtssprache in der Ostukraine abschafften. Was Frau Sommerbauer freilich keine Gedanken zu machen scheint.
Kampflos wird die Ukraine den Osten allerdings nicht aufgeben, und das
sollte man auch nicht von ihr erwarten.
Ach — warum eigentlich nicht? Weil es den geostrategischen Interessen der Nato nicht entspräche, die nur zu gerne Rußland weiter auf einen schmalen Korridor zwischen (westlich dominierter) Ostukraine und Zentralasien sähe, wo die Nato bereits fleißig Stützpunkte errichtet hatn? Immerhin gesteht Frau Sommerbauer ein:
Auch die Bevölkerung wird sich
nicht einfach unterwerfen. Die Gefahr eines Bürger- und Bruderkriegs ist
erschreckend real.
Im Zweifel sollte eine sich als »liberal« bezeichnende Tageszeitung allerdings nicht auf Seiten einer die Bevölkerung unterwerfen-wollender Regierung stehen, sondern auf Seiten des Volkes, das nicht unterworfen sein will. So habe ich, und wohl nicht nur ich, zumindest bis jetzt »liberal« verstanden.
Auch die Leser kommen dieser Art von transatlantischen Treueschwüren allmählich abhanden. Wenn man die Postings unter dem Artikel liest, spürt man das Kopfschütteln, mit dem die Leser derlei PR-Aktionen quittieren. Ein Leser schreibt:
die veröffentlichte der öffentlichen Meinung. Interessant.Mein Arbeitgeber hat ein Büro in Kiev (derzeit quasi notbesetzt). Einhellige Meinung dort: die Ukraine wird in Ost und West aufgespalten werden entlang der alten Grenzlinien. Auf der einen Seite ist der Holodomor nicht vergessen, die andere Seite fürchtet ein Minderheitenschicksal.Die Frage ist nur wie diese Spaltung ablaufen wird.
Wann werden unsere Eurokraten und (solang nur sie das Sagen haben!) New-World-Order-Fetischisten von der US-Ostküste endlich begreifen, daß Freiheit und Selbstbestimmung nicht heißen, weltweit denselben Hollywood-Action-Schmarrn ins Hirn gedrückt zu bekommen, und dieselben Hamburger und — im EU-Standard gekrümmten — Gentechnik-Gurken zu fressen ...
Habe mir die Verlinkung auf ihren post gestattet.
AntwortenLöschenDanke!
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