Sonntag, 16. Februar 2014

»Schweigen ist Blech«

... meint der vom SP-Bundeskanzler Faymann eingesetzte Chefredakteur Reinhard Göweil in seinem samstägichen Leitartikel in der »Wiener Zeitung«. Nun, dieser Leitartikel ist, wen wundert's bei Göweil, ein Paradebeispiel für die Volksweisheit »Wes Brot ich eß, des Lied ich sing« ... und dann kommen halt Liedchen heraus wie das folgende:
Wie viel kostet die Hypo die Steuerzahler? Die Frage ist berechtigt, weil es ist wirklich viel. Aber es beschreibt das Problem nicht. Denn das politische Österreich kreist um die Schuldfrage. Nun, die Frage ist beantwortet. Natürlich ist es das Menü der hemmungslosen Jahre Jörg Haiders in Kärnten, üppig garniert mit einer in Osteuropa völlig ahnungslosen Bayerischen Landesbank. Bloß, das hilft nix.
Ach, wie praktisch: ein — für Faymann-Göweil sicherlich: Gott sei Dank! — Toter war also allein schuld an dem ganzen Desaster. Naja, fast allein, die Bayern waren halt auch ein bisserl patschert ... ... na, dann gestatten Sie doch ein paar kurze Zwischenfragen, Herr Chefredakteur:

1. wie lange hatte Jörg Haider in Kärnten die absolute Mehrheit inne? 
Antwort: null Jahre. Er regierte immer in Arbeitsübereinkommen mit der ÖVP oder SPÖ (förmliche »Koalitions-Landesregierungen« waren aufgrund der damals von der Kärtner Landesverfassung verlangten proportionalen Beteiligung aller Parteien nicht möglich)

2. hatte Jörg Haider bzw. die von ihm geführte Partei (zunächst FPÖ, dann BZÖ) die Mehrheit im Aufsichtsrat der Bank?
Antwort: nie.

Wie kommen Sie also zur — ihrem Chef Faymann sicherlich höchst genehmen — Einschätzung: »Natürlich ist es das Menü der hemmungslosen Jahre Jörg Haiders in Kärnten ...«? Die Antwort auf diese eher rhetorische Frage liefert Göweil (im EU-Wahljahr 2014) mit seinem nächsten Statement:
FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache darf sich - mangels politischer Gegner in der Arena - als Kämpfer für die Steuerzahler präsentieren. Derselbe Strache, der genau die Kärntner Freiheitlichen in die FPÖ integrierte, die als Partei das Desaster inszenierten. Die FPÖ als Hypo-Gewinner, das wäre die Umkehr aller Werte.
Nämlich des systemmedialen Grundwertes, daß die Sozis gut für Österreich sind (und die Schwarzen gefälligst brav als Mehrheitsbeschaffer alles abnicken sollen, damit die Roten weiter für Österreich gut sein können).

Man verlangt von einem Chefredakteur der »Wiener Zeitung« (als regierungstreuem und -eigenem Amtsblatt) ja nicht unbedingt, daß er von Wirtschaft eine Ahnung hat. Und daß er gar seinen Chef kritisiert, darauf wird auch keiner insistieren, der die Psyche von Systemgünstlingen kennt. Aber so dick den Schleimbeutel aufzutragen ist auch nicht nötig, Herr Chefredakteur:
Leider ist das Schweigen der - bei der Hypo völlig unschuldigen - Regierung ...
Wie, bitte?! »... bei der Hypo völlig unschuldigen ...« — und da haben Ihnen nicht die Finger versagt, als Sie diese dummdreiste, servile Lüge in die Tastatur hämmerten? Wenn einer von Wirtschaft schon keinen Schimmer hat, dann soll er doch bspw. den Artikel lesen, die über die Causa in seiner eigenen Zeitung erschien, oder wenigstens auf Wikipedia recherchieren — das wär' doch wirklich nicht zu viel verlangt! Ist es aber offenbar doch.

Chefredakteur Göweil weiß jedenfalls beredt den Nachweis zu führen, daß nicht nur Schweigen Blech sein kann. Sein aktueller »Leitartikel« ist's mindestens ebenso.

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P.S.: man kann von Chefredakteur Göweil sicher nicht erwarten, daß er Informationen aus einem Artikel seines von Faymann gefeuerten Vorgängers Andreas Unterbeger aufgreift. Aber er sollte ihn wenigsten lesen ...

3 Kommentare:

  1. eine Frage off-topic: ist die Substitution von "denn" durch "weil" in Österreich eigentlich korrektes Schriftdeutsch, oder hat der gute Mann außer von Wirtschaft auch von Grammatik keine Ahnung?

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  2. Wenn man sich die Ausführungen des Schürzenbruders Göweil zu Jörg Haider durchliest, dann beschleicht einem die Gewißheit, dass es sich beim Tod von Jörg Haider um einen Logenmord handelte.

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  3. Cher Geistbraus,

    Wer Göweil heißt, darf statt »denn« auch »weil« schreiben!

    Das ist bei seinen Artikeln aber ohnehin das letzte, was ich bemängeln wollte ...

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