Montag, 20. Januar 2014

Selten, höchst selten

... zitiere ich zustimmend Hans Rauscher, den ehemaligen »Kurier«-Chefredakteur und nunmehrigen »Standard«-Kolumnisten. Aber einmal tat er doch einen Glücksgriff und schrieb:
Gerade weil wir uns in der Situation eines Verteilungskampfes befinden, in der mit falschen Begriffen agitiert wird, lohnt es sich vielleicht, ein bisschen Einordnungsarbeit zu leisten. Tatsächlich behauptet ja etwa die Linke, in Österreich herrschten turbokapitalistische, neoliberale Zustände. Sie hat damit in der öffentlichen Debatte die Deutungshoheit erlangt. In Wahrheit ist Österreich ein Ständestaat, zwar mit - relativ wenigen - "Groß"-Konzernen und "Superreichen", aber mit riesigen Lobby-Gruppen, die die wahre Verfügungsgewalt über die ganz großen Einkommensströme haben: Die Bauern-, Beamten-, (Früh-)Pensionisten-, Bundesländer-Lobbyisten haben den organisierten Zugriff.

Der wahre Umverteilungskampf im heutigen Österreich verläuft ja nicht so sehr zwischen "Reich" und "Arm", sondern zwischen den organisierten Interessengruppen und den Nichtorganisierten, zwischen dem geschützten Sektor und dem ungeschützten.
Das einzig »Unschöne« an diesem Zitat: ich fand es bislang nicht im Original, nur mehrfach in Leserkommentaren bei der »Presse« ...

3 Kommentare:

  1. Oder wieder mit Univ.-Prof. Wieser:

    »Im heutigen Parteien- und [Ständ...- Verzeihung -] Verbändestaat (Kammerstaat) ist das dahinterstehende Anliegen der Gesamtrepräsentation (bezogen auf die gesamte Nation) in den Hintergrund gedrängt worden.«

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  2. http://derstandard.at/1328507751809/Sozialismus-und-nationaler-Sozialismus

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  3. @Tante Google:

    Danke für den Link! Nur bitte ich um Verständnis, daß ich meist andere Suchmaschinen benutze als Tante Google, die mit der NSA im Bett liegt (wie weit das bei anderen anders ist, weiß ich nicht genau, aber man möchte sich wenigstens die Illusion bewahren, es wäre so ...). Und auf www.ixquick.com kam eben nur mehrfach die Zitation in der Presse, aber nicht der originale Standard-Artikel.

    Gott sei Dank! Sonst wäre das Zitat von mir vermutlich doch nicht zitiert worden. Denn das »Drumherum« des Artikels ist halt von typisch Rauscher'scher Unbedarftheit. Und ein gelungener Absatz tröstet nicht über den Stuß der anderen hinweg. Wer Sätze wie

    Der demokratische Sozialismus, und von dem reden wir hier, wollte/will die gesellschaftlichen Verhältnisse ändern, auch (seit neuestem wieder stärker) die Eigentumsverhältnisse; aber es gibt nicht den geringsten Hinweis darauf, dass er dies anders als durch demokratische Mittel tun würde. Der historische Nationalsozialismus hingegen hat durch den größten organisierten Raubmord der Weltgeschichte "umverteilt".

    fabriziert, ist entweder ein in der Wolle gefärbter Linker, oder ein ahnungsloser Trottel. Beides wäre für mich kein Grund, Rauscher zu zitieren (zumindest nicht lobend).

    Irgendwie schade — da freut man sich, wenigstens einmal ein vernünftiges Zitat dieses Herrn zu lesen, und schon wird man eines Besseren belehrt ...

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