Die Kardinalswürde ist keine Beförderung, weder eine Ehre noch eine Zierde. Sie ist schlicht ein Dienst, der danach verlangt, den Blick zu weiten und das Herz zu öffnen. Und auch wenn es paradox erscheint:Das erscheint nicht nur paradox, sondern ist es auch. Wenn die Kardinalswürde »keine Beförderung, weder eine Ehre noch eine Zierde« ist, dann müßte Papst Franz eigentlich zögern, verdiente Erzbischöfe aus aller Welt mit solch einer Unehre und Unzierde zu belasten — denn womit hätten die sowas verdient.
Diese Fähigkeit, weiter zu blicken und umfassender und mit größerer Intensität zu lieben, lässt sich nur erwerben, indem man demselben Weg folgt wie der Herr: dem Leben der Erniedrigung und der Demut, indem man die Gestalt des Dieners annimmt (Phil 2,5-8). Deshalb bitte ich dich, diese Bestimmung mit einem einfachen und bescheidenen Herzen anzunehmen. Auch wenn du dies mit Freude tust, tue es so, dass dieses Gefühl jeglichem Ausdruck von eitler Weltlichkeit, jeglicher Feierlichkeit fernsteht, die dem evangelischen Geist der Strenge, der Nüchternheit und der Armut fremd ist.
(Quelle)
In Wahrheit ist es aber natürlich nicht so, sondern der ganze Sermon — fast hätte ich »Schamott« geschrieben — ist bloß eine ostentative Bekundung ach so »christlicher« Selbstbeknirschung und »Demut«, die bedenklich an das Hauptgebot sauertöpfischer Puritaner erinnert: »Du darfst machen, was du willst, solange es dir keinen Spaß macht!«
Nietzsches Diktum von den ihm zu unerlöst aussehenden Christen, das er seinerzeit sicher v.a. auf das verbiestert-verbissene, rationalistische bis pietistische Christentum protestantisch-norddeutscher Provenienz gemünzt hatte, wird nun in neo-jansenistischer Prägung offenbar auch das Kennzeichen des Katholizismus. Oder: soll es wenigstens nach Meinung von Papst Franz werden.
Nun — warten wir ab. Die Römische Kirche hat schon ärgeres überlebt. Sie wird einen mediokren Miesepeter, der sich 150% demütig inszeniert, auch noch überleben ...
Als der 2000-jährigen Tradition (!) der Kirche verbundener Gläubiger versuche ich nach dem zu leben, was ich auch glaube. Das gelingt wahrlich nicht immer. Wenn was gelingt, dann nur deshalb, weil ich mich aus dem Steuerzahlverein verabschiedet habe.
AntwortenLöschenIch halte den derzeit regierenden Papst für einen ausgebufften Heuchler. Schlimmer: Er hat obendrein die Gabe, unter den verbliebenen wirklich Glaubenden regelmäßig Verwirrung zu stiften. Durch Taten und Geschwätz.