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über die Ertrunkenen von Lampedusa fühlte sich ein Poste »Anonym« (no na!) bemüßigt, den inhaltlich eher »uneindeutigen« Kommentar:
Das muss ja ein geiles Gefühl sein, so ein totes Pferd zu reiten.
abzugeben. Nun ja, nicht alles, was tot scheint, ist es auch ... ... und Heino Bosselmann gelingt es in einem Artikel auf »Sezession« dem Thema eine gewissermaßen zeitlose Aktualität zu geben:
Lampedusa und das Palais Lobkowitz
Hätte es zwischen meinen Landsleuten aus dem ehemaligen „Beitrittsgebiet“ und dem goldenen Discounter-Westen ein breites und gefährliches Gewässer gegeben, das keine Grenztruppen abgeriegelt hätten … –Nein, nein, keine Angst, das Wort Grenztruppen bleibt hier diesmal ohne Belang, selbst mit Blick auf die Zäune, welche bei El Paso oder in den spanischen Exklaven Ceuta und Melilla mittlerweile errichtet sind. Die DDR-Sperranlagen wiesen nach innen. Ein entscheidender Unterschied, der das Ende der anderen Republik beinahe hinreichend erklärt. Mal grenzt Wohlstand den Mangel ab, mal geschieht es, ideologisch erhitzt, umgekehrt. Und der Kalten Krieg mit der Gravitation seiner ehemaligen Zentralgestirne wird heute kaum mehr in Analysen der deutsch-deutschen Frage einbezogen, da gelten soll: Auf der einen Seite die Demokraten, auf der anderen die politisch Defekten. – Von Bedeutung sind hier einzig die Bilder, wie ganze Familien in ihren schicksten Stonewashed-Jeansklamotten 1989 die Westbotschaften stürmten, vermeintlich auf der Suche nach der „Freiheit“ (Hier weiterlesen)
In dem Artikel wird — wie bei Bosselmann üblich — das Thema nachdenklich gegen den Strich gebürstet, und wenn die dadurch veränderte Wahrnehmung sich auch nicht mit der meinen deckt, verrät sie doch Facetten, die im oberflächlichen Drübergleiten nicht wahrgenommen wurden. Interessant auch die Leserkommentare, die das Problem von unterschiedlichster sichtweise her aufgreifen, und von denen ich bspw. einem Poster »Dar« nur zustimmen kann:
Die Afrikaner haben kein Problem mit zuviel Kapitalismus, sondern mit zuviel politischer Einmischung von außen, zu wenig Rechtsstaat, zuviel Herrschern, die freie Marktkräfte behindern usw.
Wo diese Probleme herkommen und wer daran Schuld ist: Spannende Frage (übrigens ohne einfach romantisierende Antworten à la: Wenn die Weißen nicht gekommen wären, wären die edlen Wilden dort heute alle glücklich) – aber irrelevant in dieser Hinsicht.
Da, wo „Kapitalismus“ Afrika zusetzt, sind immer zuerst irgendwelche korrupten Diktatoren zu finden, die die Hand aufgehalten haben – und „Entwicklungshelfer“, die mit ihren Geschenken an Volk und Fürsten die lokalen Märkte und Unternehmer kaputt machen, bevor diese überhaupt das kleinste bißchen Wohlstand selber erwirtschaften konnten.
Afrika helfen wollen: Auf jeden Fall. Den sogenannten Kapitalismus dabei als Hauptursache ausmachen: Scheitern vorprogrammiert.
Präziser kann man's kaum ausdrücken.
Natürlich weiß jeder Ökonom, der halbwegs bei Snnen ist, dass die Stefanolixe und Kässmans dieser Welt Millionen Menschen in Afrika mittels der Entwicklungshilfeindustrie in Abhängigkeit, Armut, Hilflosigkeit, Krankheit und Tod stürzen. Entwicklungshelfer züchten Mörderbanden, in Afrika nennt sich sowas “Regierung".
AntwortenLöschenÜberraschenderweise findet sich ausgerchnet beim Staatsfunk ein interssanter Artikel dazu:
„Der kenianische Ökonom James Shikwati plädiert für eine radikale Abkehr des Konzepts der Entwicklungshilfe. Sie habe Afrika nur abhängig gemacht und Machtstrukturen verfestigt, von denen wenige profitierten. Die westliche "Hilfsindustrie" stärke lediglich tyrannische Herrscher und Korruption. Markt, freier Handel und Eigeninitiative würden erstickt, Bürokratie und Dirigismus gemästet. Ohne funktionierende Märkte, ohne demokratische, rechtsstaatliche Grundlagen könne es keine Entwicklung geben. Die Publizistin Akua Djanie warnte vor einer gefährlichen "Bettlermentalität", die drohe, die gesamte soziale Ordnung Afrikas zu durchdringen." Siehe:http://www.3sat.de/page/?source=/nano/gesellschaft/168636/index.html
Was manche nicht wissen: Auch die alten Römer zahlten auf jeden Fall spätestens ab der Zeit der sog. Reichskrise so etwas wie "Entwicklungshilfe", nur nannte man das noch nicht so. Damals beschönigte zumindest noch eine Spur weniger und die Euphemismus-, Gedankenvernebelungs- und Sprachkontrollindustrie war noch nicht so umfassend verbreitet und ausgeprägt wie heutzutage (nicht, dass es so etwas gar nicht gegeben hätte, man lese nur die erhaltenen Reden diverse Panegyriker etc.). Man hielt sich mit diesen Geldern auch verschiedene Stammeshäuptlinge an der Grenze und versuchte dort "Pufferzonen" zu errichten – was das alles aber letztlich genützt hat, sollte bekannt sein ...
AntwortenLöschenKorrektur:
AntwortenLöschenDamals beschönigte zumindest ...
... diverse ...
Ist mir als blonder Bestie und Felix-Dahn-Fan unangenehm zu lesen. Leider nicht ganz unwahr.
AntwortenLöschenAber dennoch besteht kein Grund, schwatte Kannibalen en gros ins Land zu heischen.