Wenn man die Parteien in eine — nicht unbedingt rein wirtschaftspolitische, sondern gesamthaft verstandene, und natürlich immer etwas problematische — »Links/Rechts«-Ordnung zu bringen versucht, wie in obiger Graphik dargestellt, dann zeigt sich, daß die Linksparteien (die GRÜNEN als wohl ideologisch am weitesten links angesiedelt, die SPÖ als »traditionelle Linke«, und die NEOS als typische »Linksliberale« — durchaus vergleichbar bspw. mit einem »Verheugen & Matthäus-Maier«-Flügel einer damaligen F.D.P. der »sozial-liberalen Ära«) insgesamt keine Nationalratsmehrheit haben: sie blieben mit 85 Mandaten von 183 in der deutlichen Minderheit.
Theoretisch hätte ja die ÖVP — auch unter Verweis auf ihr im Vergleich zur SPÖ immer noch weniger schlechtes Abschneiden die Chance, mit der FPÖ und FRANK, d.h. dem Team Stronach, eine Koalitionsmehrheit zu finden, eine solche ginge sich (noch theoretischer!) auch in einer Kombination ÖVP-FPÖ-NEOS aus — aber all das sind leere Spekulationen, da der mächtigste Mann der ÖVP, Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll keine andere als eine SPÖVP-Koaltion unterstützen wird — und »Spindi« ist ein viel zu leichtgewichtiger Parteivorsitzender, als daß er sich der Macht Prölls (und des in der ÖVP allgegenwärtigen RAIKA-Konzerns!) entgegenstellen könnte. Und, Hand aufs Herz: weder beim Team Stronach (das wohl mit dem Ableben — oder dem Verlust des Interesses — ihres Gründers als Sternschnuppe verglühen wird), noch bei den NEOS (die bei dieser Wahl einfach einige Nichtwähler aus dem ehemaligen »Liberalen Forum« mit frustrierten BZÖlern und ÖVPlern einsammelten, die aber schon jetzt deutliche Inkohärenzen erkennen lassen) kann von der Wiederholung des Wahlerfolges ausgegangen werden — es wäre also jedenfalls eine Koalition mit Ablaufdatum.
Und daß weder ein knorriger Selfmade-Milliardär, noch streamlined-karrierebewußte NEOS mit einer FPÖ so besonders harmonieren, und damit die ÖVP in ihrer Leitungsfunktion heillos überfordern würden, darf als sicher angenommen werden. Es wird also — *gähn* — wieder eine rot/schwarze Schnarch-Koalition nach dem Mikado-Prinzip: »Wer sich zuerst bewegt, hat verloren!« Wieder ist durch die Wähler genau jene große Koalition faktisch einzementiert worden, die Österreich ebenso langsam, aber sicher durch ihre »Verwaltung des Stillstands« in ernstliche, objektiv meßbare Gefahr bringt, wie sie auch schon den meisten — die nicht nur in den publizierten Umfragen, sondern auch nach vielen persönlichen Gesprächen im Bekanntenkreis zu urteilen — längst zum Hals heraushängt.
H.C. Strache hat für seine FPÖ mit ihren über 20% jetzt zwar (fast) den Schulterschluß zu den »Großparteien« geschafft, und damit an Haider'sche Wahlerfolge anknüpfen können — aber der große Durchbruch sähe doch anders aus! Strache ist, verglichen mit seinem Vorgänger und späteren Widersacher Jörg Haider, eben der routinierte, eloquente, telegene, bei »den Leuten« durchaus gut ankommende »fesche Bursch'« — mit einer, auch dies sei (wenngleich nicht neidlos ;-) zugestanden, überaus feschen Freundin — aber ein gewisses »Charisma« fehlt ihm halt, wie allen unseren heutigen Politikern (von den Eigenschaften eines Staatsmannes wollen wir ja garnicht erst zu träumen wagen ...).
So heißt es also: weiter warten ... ... wenn uns nicht — und das liegt durchaus im Breich des Möglichen, ja: des Wahrscheinlichen! — die Entscheidung von außen abgenommen wird: sei es durch einen Kollaps des Euro-Systems, und/oder durch eine handstreichartige Machtübernahme durch die Brüsseler Kommission.
»Auf halben Wegen und zu halber Tat mit halben Mitteln zauderhaft zu streben«, ist nicht, wie Grillparzer vermeinte, »der Fluch von unserm edeln Haus« (das auch schon lang' nicht mehr so edel ist) — sondern es ist wohl typisch auch für (fast) alle Österreicher.
LePenseur seufzt und murmelt, wunschlos unglücklich, leise: »Ich selber exkludier' mich nicht ...«
P.S.: daß die Wahlarithmetik der FPÖ bei + 3,2% nur 2 Mandate mehr bringt, den Grünen+ 1,8% hingegen gleich einen Zuwachs von 3 Mandaten bescheren, soll verstehen, wer will.
Wiese beschweren Sie sich? Bei Ihnen sind doch die halbgaren Liberalen noch vertreten? Sie haben doch selber gesagt, Deutsche wählt AFD, haben doc die Österreicher im Großen und Ganzen so gehandhabt. Also warum sind Sie unglücklich?
AntwortenLöschenEh schon klar, daß man in Östereich "Österreicher" gar nicht erst wählen kann.
Faszinierende Wahlergebnisse, wie aus einer Spiegel-BRD. Statt neue Parteien konsequent zu ignorieren, werden sie auf Teufel komm raus gewählt. Kann es sein, daß der gemeine Österreicher Politik nicht so recht ernst nimmt? Das immerhin wäre ein ganz sympathischer Zug...
AntwortenLöschen@FDominicus:
AntwortenLöschenEh schon klar, daß man in Östereich "Österreicher" gar nicht erst wählen kann.
Nun, es liegt im Wesen von Wahlen, daß man nur wählen kann, was sich überhaupt zur Wahl stellt. Hätte eine Partei sich als getreuer Hüter eines Liberalismus' der »Österreichischen Schule« geriert, hätte diese zw3ar zur Wahl gestanden, wäre aber wohl an der 4%-Hürde gescheitert.
Das ist ein (vermutliches) Faktum, das ich zwar sehr bedauere, aber nicht ändern kann. Also stellt sich in meinen augen die Frage: was kann man, um größere Katastrophen zu verhüten, sonst noch wählen?
Nun, für meinen Standpunkt habe ich den »Entscheidungsbaum« ja in den letzten Postings klargelegt. Kann sein, daß man das anders sieht — aber das Wahlergebnis ist, so wie es jetzt vorliegt, leider keines, das erkennen ließe, daß allzu viele Leute unter »strategischen« Gesichtspunkten (in welche Richtung immer!) gewählt hätten.
Das Ergebnis zementiert jetzt Rot/Schwarz auf weitere 5 Jahre ein (wenn nicht der große Wirtschaftskrach vorher kommt). Deutlich geschwächt, werden sich die beiden Koalitionszwillinge wie zwei erschöpfte Boxer aneinanderklammern ...
Ihren Kommentar verstehe ich nicht. In D sollten die Deutschen AfD wählen, damit diese "wirken" können. Bei Ihnen sind den Neos und Tream Stronach weitergekommen, das ist doch ähnlich wie die AfD. Also warum sind sie damit unglücklich?
AntwortenLöschenDie Halbgaren Liberalen sind da und können "wirken". Wäre die AfD hereingekommen wäre dann die Alternative zu Schwarz/Rot Schwarz/Blau gewesen oder hätte die AfD auch nur in der Opposition "wirken" können?.
Nun bei Ihnen sind halt die AfD ähnlichen in der Opposition aber da. Damit müssten Sie doch nicht unglücklich sein.
@FDominikus:
AntwortenLöschenDas AfD mit dem Team Stronach zu vergleichen, grenzt an Ehrabschneidung (haben Sie diesen Herrn schon mal in einer Fernsehdiskussion miterlebt?)
Das AfD mit den NEOS vergleichen zu wollen, die penibel alle »_innen« einhalten und nichts anderes sind als der zweite Aufguß des früheren »Liberalen Forums«, eine von SPö-Gnaden unterstützte pseudoliberale Kleinpartei mit dem einzigen Ziel, die FPÖ zu schwächen, ist ebenso eine Themenverfehlung.
Ja, richtig: in wirtschafts- und währungspolitischen Fragen sind sich die AfD und die NEOS nicht unähnlich. Aber das war's dann auch schon. Und, wie ich eben bei Ortner schrieb:
Wirtschaft ist viel und unverzichtbar, aber eben nicht alles im Leben. Auch wenn das in diesem Forum sicherlich sofort mit Häme zurückgewiesen werden wird …
Ich hab' hier noch was für Sie gefunden
AntwortenLöschenhttp://www.freiewelt.net/reportage/in-osterreich-gewinnen-die-liberalen-10011847/
Also was beschweren Sie sich? ;-)
http://martin-schweiger.com/2013/10/03/deutscher-umverteilungswahnsinn-in-kurzfassung/
AntwortenLöschenNur mal als Nachdenkhilfe. Es gibt in D keinen offiziellen Kurs dagegen sondern im Gegenteil immer mehr sollen die Leute in die Abhängigkeit zu den Verteilern gebracht werden.