Dienstag, 24. September 2013

Na, was haben wir geahnt? Es geht schon los!

Freude in Athen über Abschied der FDP

Griechenland hofft auf ein Aufweichen der harten deutschen Sparauflagen durch die SPD.

Die Fernsehsender entsandten ihre bekanntesten Journalisten nach Berlin, Fußball musste der Bundestagswahl als Tagesthema weichen. Damit, dass ihnen die eiserne Kanzlerin erhalten bleiben wird, haben sich die Griechen schon vor der Wahl abgefunden. Jetzt versuchen einzelne politische Vertreter und Kommentatoren, dem Ergebnis auch positive Seiten abzugewinnen. So freut man sich, dass die deutschen Liberalen mit ihrer Niederlage aus der Koalition ausscheiden. Die markigen Sprüche der FDP-Politiker gegen Griechenland hat man ihnen nie nachsehen können.

Mit freudiger Erwartung sieht man auch einem möglichen Ende der Ära von Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) entgegen, der freilich zuletzt eine Fortsetzung seiner politischen Karriere nicht ausschließen wollte. Dem griechischen Wunschdenken nach soll Schäuble SPD-Chef Peer Steinbrück weichen. Allgemein wird in Athen von einer großen Koalition ausgegangen, wenn auch erst nach langen Verhandlungen. Die deutschen Sozialdemokraten werden „Brücken“ zu Frankreichs sozialistischem Präsidenten François Hollande schlagen, glauben Analysten. Europa werde einiger werden, sozialer – und die Bankenunion vorantreiben, von der man sich in Athen viel erwartet.
... weiß »Die Presse« aus Athen zu berichten.Und sie weiß außerdem noch zu berichten:
In der Diskussion über mögliche Koalitionen nach der deutschen Bundestagswahl hat sich SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles zurückhaltend zu einem schwarz-roten Bündnis geäußert. Es werde keinen "Automatismus" für eine Große Koalition geben, sagte Nahles der "Passauer Neuen Presse". [...]

Der SPD-Landeschef in Schleswig-Holstein Ralf Stegner attestierte seiner Partei ebenfalls eine geringe Neigung zu einer Großen Koalition. Sondierungsgespräche mit der Union lohnten sich nur, "wenn die Aussicht besteht, dass es bei einer Großen Koalition zu einem klaren Politikwechsel käme", sagte Stegner den "Stuttgarter Nachrichten". Der Parteilinke bezeichnete es als "undenkbar", dass die SPD in einem schwarz-roten Bündnis etwas umsetze, was sie im Wahlkampf hart bekämpft habe.
(Hier weiterlesen)
Mit einem Wort: Koalition nur, wenn entschieden sozialistische Politik gemacht wird. Merkel noch sozialistischer — geht das überhaupt? Aber ja, leider doch ... und da Merkel eben keine echte Bürgerliche ist, sondern eine politisch links sozialisierte ehemalige DDR-Funktionärin, wird sie da wenig Bedenken haben, »alternativlos« mitzumachen. Sie will schließlich Kanzler bleiben.

Vielleicht dämmert manchem, der seine Schadenfreude über den Rauswurf der Liberalen am Sonntagabend  genüßlich zelebriert hat, daß der Rausflug aus dem Bundestag vielleicht doch keine ganz so tolle Perspektive eröffnet. Und jene, die das Nicht-Hineinkommen der AfD ebenso lächelnd mit einem lässigen: »Ist doch super! Die verdienen nicht, drinnen zu sitzen, denn das sind doch in Wahrheit größtenteils keine Liberalen, sondern nur Konservative!« quittiert haben, werden unter einem Finanzminister Steinbrück alternativlos darüber nachdenken dürfen, ob sie auch weiterhin dieser Meinung sind.

Wer sich noch zusätzlich den Tag verderben will, kann hier nachlesen, was Korrespondent Gaulhofer so an feuchten schwarzgrünen Träumereien von sich gibt.

Hand aufs Herz: sollte nicht auch dem überzeugtesten Hard-Core-Libertären bei Prof. Lucke der Allerwerteste lieber sein, als bei Özdemir das Gesicht?

7 Kommentare:

  1. Ach und die FDPler haben nicht immer für die ganzen Rettungsschirme gestimmt?

    "Hand aufs Herz: sollte nicht auch dem überzeugtesten Hard-Core-Libertären bei Prof. Lucke der Allerwerteste lieber sein, als bei Özdemir das Gesicht?"

    Nein warum sollte man den Hintern eines Apparatschiks dem Gesicht eines Ökofaschisten vorziehen? Bei Herrn Lucke wären wir genau was er uns zeigt, nämlich im/am A....

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  2. @FDominicus:

    Ach und die FDPler haben nicht immer für die ganzen Rettungsschirme gestimmt?

    doch, haben sie — bis auf Schäffler. Und der fehlt durch den Rauswurf jetzt auch. Und der kann seine Partei (bzw. was noch übrig ist) bestenfalls unter den Bedigungen einer außerparlamentarischen Opposition zu einem Kurswechsel zu überzeugen versuchen. Meinen Sie ernstlich, daß das mehr Erfolg haben wird, als wenn sie noch im Bundestag säße?

    ... warum sollte man den Hintern eines Apparatschiks dem Gesicht eines Ökofaschisten vorziehen?

    Weil der Apparatschik*)-Hintern noch immer besser geputzt (und damit weniger unappetitlich) sein kann, als die große Klappe eines Ökofaschisten, aus der Kollektivismus, staatliche Bevormundung und Regulierungswut, und ein Haß auf alle abenländische Tradition rausstinken, daß man in Ohnmacht fällt.

    Sie können natürlich sagen: solange Lucke nicht ein total werthaltiges Geldsystem (wie z.B. 100% Goldstandard) fordert, ist das für mich ein Kick-out-Kriterium. Können Sie! Nur ob es klug und realistisch ist, steht auf einem anderen Blatt.

    Denn mit einer solchen Forderung werden Sie aktuell in PdV-»Größen«ordnungnen (d.h. im Promille-Bereich) verharren. Sie werden rechtbehalten haben, wenn der Knall gekommen ist. Nur haben Sie auch dann nichts davon, denn dann wird auch nicht die PdV von der Mehrheit reumütigen Herzens auf den Schild gehoben, sondern die Stunde der gnadenlosen Populisten und Hetzer wird anbrechen.

    Da bevorzuge ich halt den etwas weniger fürchterlichen Knall aus etwas geringerer Fallhöhe, der vielleicht auch weniger scharfe (und durch mehr vernünftige Politiker kanalisierbare) Hetzer auf den Plan ruft.

    Weltuntergangsszenarien reizen mich nicht so sehr, als daß ich sie partout ausprobieren muß.

    Ich stimme Ihnen durchaus zu: der Knall wird kommen, und er wird schmerzhaft sein. Aber es ist m.E. immer noch (um bei meinem Beispiel auf Ihrem Blog zu bleiben) ein Unterschied, ob ich frontal mit Tempo 130 an der Wand picke, oder ob mit Ausweichmanöver und Notbremsung vielleicht nur ein Totalschaden draus wird, den ich überlebe.


    ----


    *) ist Lucke das denn — oder sind für Sie alle Professoren automatisch und ausnahmslos Apparatschiks? Waren Mises und Hayek demnach auch ....?

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  3. "Ich stimme Ihnen durchaus zu: der Knall wird kommen, und er wird schmerzhaft sein. Aber es ist m.E. immer noch (um bei meinem Beispiel auf Ihrem Blog zu bleiben) ein Unterschied, ob ich frontal mit Tempo 130 an der Wand picke, oder ob mit Ausweichmanöver und Notbremsung vielleicht nur ein Totalschaden draus wird, den ich überlebe.
    "

    Die AfD steht nicht für ein Ausweichmanöver die Wand die sie nicht durchbrechen will/kann. Die Wand des Falschgeldsystems.

    Nun Herr Lucke ist ein Apparatschik eben weil er das Falschgeldsystem beibehalten will. Ob er es sonst ist müssen Sie selber in seinen Büchern nachlesen
    http://www.amazon.de/Theorie-Empirie-Konjunkturzyklen-Contemporary-Economics/dp/3790811483/ref=sr_1_1?s=books&ie=UTF8&qid=1380011274&sr=1-1

    Er hat kein Problem damit, daß jedes Land seine eigene Währung hat, damit kann ich durchaus leben. Aber diese Währung soll "abgewertet" werden was nur geht wenn es eine Fiat-Währung ist. Somit hat Herr Lucke keine Probleme wenn ein Staat mit seiner Zentralbank die Sparer des eigenen Landes bestiehlt, das nenne ich Apparatschik.

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  4. Hier weitere Litaratur auch von Hern Lucke (Sie werden es wohl irgendwie bekommen können)
    https://portal.dnb.de/opac.htm?query=Woe%3D113127235&method=simpleSearch

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  5. Und noch etwas darüber was liberale bedeutet und für was die AfD nicht steht:
    http://www.antibuerokratieteam.net/2013/09/24/fuer-einen-ganzheitlichen-liberalismus-fuer-einen-modernen-liberalismus/

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  6. @FDominicus:

    Jeder, der das Zentralbanken-Geldsystem nicht kompromißlos abzuschaffen fordert und genau das in sein Parteiprogramm schreibt, ist also ein Apparatschik? Nun, dann ist es wirklich besser, Sie wählen weiterhin die PdV (mit den ca. 70000 anderen, die das tun) und erfreuen sich daran, daß sie zu dem 1 Promille Erleuchteter gehören, die genau wissen, was Sache ist.

    Unschön daran ist, daß Sie damit in der Realität exakt Null erreichen werden. Aber das scheint Sie ja nicht zu stören.

    In gewissem Sinne gehen Sie nicht viel anders vor als die Grünen mit ihrem Veggie-Day und ihren Rauchverboten. Na, keine Frage, daß täglich Fleisch zu essen gesundheitlich nicht optimal ist. Und keine Frage, daß Nikotin im Blut und Teer in der Lunge nicht gesund sind! Aber es gibt nun mal viele Menschen, die täglich Fleisch essen und regelmäßig rauchen. Und ihnen das einfach streichen zu wollen, wird keine Mehrheit finden.

    Sich daher einfach hinzustellen und zu sagen: "jetzt stellen wir mal das Fiat-Money-System ab, dann bricht zwar sofort alles zusammen — aber macht nix, es kommt dann was viel besseres nach!" mag ja richtig sein — nur wird es die Leute nicht bewegen, so jemanden zu wählen. Und nicht gewählte Politiker sind einigermaßen entbehrlich.

    Hingegen wählen die Leute u.U. jemanden, der ihnen auf dem halben Weg entgegenkommt, und bspw. anstelle eines wahnwitzigen Gelddrucksystems (genannt Euro via EZB-Geldpolitik) eine weniger wahnwitziges (wie es bspw. die Bundesbank in den 60er-Jahren betrieb) anbietet. Auch ein Ludwig Erhard war wirklich kein lupenreiner "Wiener Schüler" — doch was gäbe ich dafür, ihn und seine Politik anstelle der jetzigen zu haben!

    Fiat Money ist eine Droge (und blöderweise eine, deren Schädlichkeit man lange nicht erkennt — wenn man nicht gerade VWL als Haupthobby betreibt), und bei solchen Drogen ist eine Entwöhnung eben nur mit Geduld und langem Atem möglich. Damit das aber geht, muß man überhaupt erst mal in die Lage kommen, etwas ändern zu können. Sprich: in eine irgendwie entscheidende, oder doch wenigstens wahrnehmbare Position gewählt werden. Und das ist z.B. eine Bundestagsfraktion (auch wenn sie nicht an der regierung ist).

    So, wie es nicht sehr effektiv ist, einem Raucher zu sagen: "Hör auf, oder krepier halt!", so ist es auch mit der Politik. D.h.: natürlich können sie all das einem Raucher sagen, dessen Leben oder Tod Ihnen völlig egal sein kann. Nur ist die Volkswirtschaft, in der wir beide leben, kein solcher "egaler Raucher". Sondern eher der nahe Verwandte oder Geschäftspartner, dessen Tod einen selbst mitbeträfe. Werden Sie Ihrem uneinsichtigen Geschäftspartner einfach sagen "hör auf oder krepier", wenn Sie im Fall seines Todes vermutlich Konkurs anmelden müßten? Wohl nicht! Sie würden schon im eigenen Interesse schrittweise vorgehen, versuchen, bei ihm selbst Einsicht zu wecken, wenn schon nicht fürs alles, so doch für einen Teil, raten, den Zigarettenkonsum zu drosseln, wenn er ihn schon nicht einstellen will etc. etc.

    Das alles ist natürlich nicht lupernreines Schwarz/Weiß. nur ist im Leben selten etwas "schwarz/weiß".

    Und damit schlage ich vor, belästigen wir unsere (hoffentlich noch nicht verscheuchten) Leser nicht länger. Die Ansichtsunterschiede sind hinreichend herausgearbeitet, und der weitere Dialog dreht sich wohl nur noch im Kreis.

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  7. Nachdem die sofortige Rückkehr zur Goldwährung nun erst einmal vertagt wurde, hier noch einige Nachträge aus der politischen Realität betreffend die AfD. :)

    1. Wer hat uns verraten? Die Sozial... äh nein, die Rentner! DWN berichtet, daß die AfD-Zustimmung mit steigendem Alter sinkt. Die "nach mir die Sintflut"-Altersgruppe stimmte für CDU/SPD, offenbar damit die Sintflut auch bestimmt kommt, aber nicht vor deren Ableben. Paßt gut zum hervorragenden Cora-Stephan-Artikel, den Sie gestern empfohlen haben.
    http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/09/24/erstaunlich-rentner-waehlten-merkel-junge-die-afd/

    2. Von NRW-Spitzenkandidat Dilger und Parteigenossen in den Kommentaren: eine erfrischend nüchterne und realistische Diskussion des Wahlergebnisses und der Optionen der AfD. Sehr lesenswert.
    http://alexanderdilger.wordpress.com/2013/09/23/analyse-des-afd-ergebnisses/

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