Montag, 19. August 2013

»... widerstand ich ihm ins Angesicht, denn er war im Unrecht« (Gal. 2, 11)

Bisweilen brauchen Bischöfe (als ex definitione Apostelnachfolger) sowas. Nun ist schon klar, daß Frau von Storch kein Apostel Paulus ist (doch dafür fehlt auch bei Erzbischof Zollitsch auch einiges zur Statur eines Petrus — also gleicht sich's wieder aus), aber ihr offener Brief ist dennoch überaus lesenswert:
Sehr geehrter Herr Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz,

von Ihnen hätten die deutschen Bürger eine Verteidigung christlicher Werte erwartet. Nun sehen sie mit Erstaunen einen katholischen Bischof, der das Einführen eines Machtstrukturprojektes dem Schutz christlicher Werte vorzieht. Sie warnen vor der Wahl der Alternative für Deutschland (AfD), nicht vor der der Piraten oder der Grünen, die – anders als die AfD – klar unchristliche Werte vertreten.

Herr Erzbischof Zollitsch, was vertritt die AfD, daß Sie so unkontrolliert gegen sie vorgehen? Für die AfD ist z.B. Familie die Keimzelle der Gesellschaft, also Vater, Mutter Kind. Die Piraten werben mit „Vater, Vater, Kind“- und Sie wollen – als katholischer Bischof – daß wir scheitern? Sie missbrauchen Ihr Amt, um vor uns zu warnen?

Die Grünen wollen die Homo-Ehe. Und Sie warnen – als katholischer Bischof – nicht vor den Grünen, sondern der AfD? Was ist Ihre Aufgabe?

Die deutsche Verfassung bezieht sich auf Gott. Das dahinterstehende Menschenbild ist ein jüdisch-christliches. Die europäische Verfassung kennt keinen Gott. Das Menschenbild ist ein utilitaristisches, das den Nutzen in den Vordergrund stellt, nicht Werte. Und da sehen Sie – als katholischer Bischof – unsere Zukunft? Wo stehen Sie?

Der Euro spaltet Europa. Er bringt die Bürger und Völker gegeneinander auf. Er schafft von Tag zu Tag mehr Armut und Verzweiflung bei den Menschen. Er macht aus Nachbarn Schuldner und Gläubiger. Das ist, was Sie wollen?

Durch die sog. Euro-Rettungspolitik werden Menschen nicht gerettet. Das Gegenteil ist der Fall. Banken und Spekulanten, die Staaten erpressen und sich auf Kosten der Bürger bereichern, wird geholfen. Den Menschen im Süden geht es jeden Tag schlechter. Dem reden Sie das Wort?

Sie sagen „Unsere Zukunft liegt in Europa und nicht in der Rückkehr zu den Nationalstaaten“. „Rückkehr zu den Nationalstaaten“? Sind die denn schon abgeschafft? Von wem? Die Souveränität zur Abschaffung Deutschlands liegt ausschließlich beim deutschen Volk, nicht bei den Abgeordneten. Die Abgeordneten haben unsere Souveränität nur auf vier Jahre verliehen bekommen. Nach den vier Jahren fällt die Souveränität an den Bürger zurück. Und in der Zwischenzeit kann kein Politiker diese Souveränität an Dritte abgegeben. Das garantiert uns unsere Verfassung. Die AfD steht zu dieser Verfassung. Und Sie warnen vor uns?

Sie nennen uns „ein paar Nostalgiker”, die an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern sollten.

Erzbischof Zollitsch, nur noch ein paar Träumer, aber vor allem die Spekulanten, Bänker, Politiker und Lobbyisten verschließen ihre Augen vor der Realität. Sie nennen uns Nostalgiker? In der Tat: wir sehnen uns nach Anständigkeit, Redlichkeit und Ehrlichkeit gegenüber den Bürgern. Wir wollen, daß die Regierungen sich an die EU-Verfassung halten. Wir wollen nicht mehr, daß Macht vor Recht geht. Wir wollen nicht, daß die Bürger und ganze Völker durch die Verschuldung in die Knechtschaft gebracht werden. Das ist Fakt in Griechenland und Zypern, Portugal und anderen Ländern. Machen Sie die Augen auf, sehen Sie die Realität an.

Sie meinen, wir brauchen den Euro, “denn der (Euro) zwingt uns, weiter zusammenzukommen.“ Der Mammon als identitätsstiftendes Bindeglied für Europa, statt gemeinsamer Werte? Europa ist nicht eine Währungseinheit durch Zwang, sondern eine Wertegemeinschaft in Freiheit, die sich auf der Identität des christlichen Abendlandes begründet. Sehen Sie das anders?

Herr Erzbischof, ist es nicht Ihre Aufgabe, sich für den Schutz christlicher Werte einzusetzen und sich um die Armen und Schwachen zu kümmern, statt sich auf die Seite von Macht und Geld zu schlagen? Bitte stellen Sie unverzüglich klar, daß Sie von den deutschen Bischöfen kein Mandat haben, öffentlich gegen die AfD Stellung zu beziehen. Gerne erwarte ich Ihre Antwort.

Die Bürger sind müde ob der Lügen, des Betruges und des Machtmissbrauches der Politik zu Lasten ihrer Freiheit und ihrer Ersparnisse. Wir, die Alternative für Deutschland, treten am 22. September 2013 dagegen zur Wahl an. Sie wollen, daß wir scheitern?

Erzbischof Zollitsch — wir werden Sie enttäuschen.

Mit freundlichen Grüßen,

Beatrix von Storch
Na bum, das sitzt! Und jedes Wort ist wahr — mit Ausnahme der »freundlichen Grüße« zum Schluß. Aber selbst die sind moraltheologisch mit ein bisserl reservatio mentalis recht unbedenklich zu erklären. Oder, wie Nietzsche es ausdrückte: »Die Lüge ist die Amme der Güte.«

Du meine Güte! Wäre der Herr StaatsratsBischofskonferenzvorsitzende nur halb so gütig zur AfD, wie Frau von Storch es zu ihm ist ... ...

9 Kommentare:

  1. Diese kleine Nachhilfestunde hat sich seine Eminenz redlich verdient.

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  2. "Ein Bischof ist, wie ich denke, ein sehr angenehmes Getränke, aus rotem Wein, Zucker und Pomeranzensaft, und wärmet und stärket mit großer Kraft."

    Die Komiker in ihren bunten Transenfummeln, welche sie bei den Schamanen der alten Etrusker geklaut haben, nehme man nicht allzu ernst.

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  3. Na, na, nix gegen die alten Estrusker bitte!

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  4. Nichts gegen echte Gläubigkeit zwischen einem Menschen und seinem Gott, aber dieser Glaubensmißbrauch durch Pfaffen und andere Hexenmeister dient einfach nur der Beherrschung von Untertanen.

    "Sei wachsam!", heißt eines von Reinhard Meys besten Liedern, und er textet darin:

    "Der Minister nimmt flüsternd den Bischof beim Arm:
    Halt du sie dumm, – ich halt’ sie arm!"

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  5. @Heide: (Bin ich auch, und das ist gut so) - Habe ich denn etwas gegen die Etrusker gesagt? (Obwohl einige von ihnen angeblich, wie auch der Gemahl der Liselotte von der Pfalz, die passive Pedicatio zum Lustgewinn geschätzt haben sollen, doch könnte das auch Hetze der Römischen Imperialisten sein.)
    - Derselbe Anonymus -

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  6. @an die Kommentatoren

    Frau von Storchs Replik ist großartig. Trübsinnig aber könnte einem machen, daß er an dieser Stelle nichts auszulösn vermochte bislang, als eine kleine Lawine dümmlicher Pöbeleien.

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  7. @Brettenbacher:

    Nun, da muß ich wenigstens für Kollegin »Eulenfurz« doch ein bisserl in die Bresche springen — aber ihr Beitrag pöbelt nicht, sondern spricht eine unbequeme und, leider, nur zu oft wahre Tatsache offen aus.

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  8. Erzbischof Zollitschs Aussagen haben auch für Gläubige keine Bedeutung und die offizielle "Kirchenlinie" stellen sie gewiss nicht dar. Wenn man alleine sieht, wie viele wirklich gläubige, im traditionellen Sinne gläubige Katholiken sich dagegen aussprechen, dann weiß man ungefähr, als was Seine Exzellenz hier spricht.

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