... “erbost” nenne ich jene Untergruppe der kritischen Artikel, die das nicht rein sachlich, sondern mit emotional aufgeladener Sprache tun.Nun, das räume ich sofort ein: da ist was dran. Ich schreibe nun mal zumeist lieber angriffig, süffisant, ironisch, zynisch, engagiert (oder enragiert) als irenisch zurückhaltend abwägend. Wer das nicht verknusen kann, dem ist auf meinem Blog vermutlich etwas unbehaglich zumute. Bedauerlich, aber halt nicht zu ändern. Da die Lektüre von LePenseur nun ja wirklich nicht zu den unverzichtbaren Gütern des täglichen Lebens gehört (er hat jetzt so circa 500-700 Zugriffe laut Blogger-Zählwerk, also vermutlich ca. 200-300 »echte« Leser, schätze ich mal), und der schlappe Rest der 6+ Mrd. Menschen kann offenbar ganz gut ohne ihn auskommen.
Okay, auf kamtschadalische Rentiertreiber, oder Buschmäner, oder bengalische Rikschafahrer & Co. und überhaupt alle des Deutschen Unkundigen wird die Anziehungskraft infolge technischer und sprachlicher Hindernisse ohnehin gleich null sein, aber da bleiben zwischen den knapp 100 Mio. Deutsch-Muttersprachigen dieser Welt und den tatschlichen 200-300 doch eine ganze Menge über, die vermutlich sagen würden: »Das ist kein Blog!« (vielleicht sollte ich mein Geschreibsel als »Kunst« vermarkten, dann dürften die das lt. Koll. Geistbraus nämlich nicht! Weil sie sonst auch bald »Neger« sagen würden, oder gar Menschen verbr... — na, lassen wir mal diese Weiterungen ...)
Meine Verlegenheit rührt nun daher, daß der hochwürdige Pfarr- und Chorherr Alipius C. Müller ein paar mal äußerte, am besten schriebe ich, wenn ich erkennbar in Rage sei. Soll ich also dem geschätzten Kollegen Geistbraus willfahren, und »zur Förderung einer ressentimentfreien Diskussionskultur« beitragen, oder soll ich in meinen Artikel das Beste geben, das ich habe, scil.: meine Angriffigkeit, Süffisanz,Ironie etc. (s.o.) ...? Nun, ich mache aus meinem Herzen (und meiner Feder bzw. Tastatur) ungern eine Mördergrube, und so wird es mit meinem Beitrag zur Förderung einer ressentimentfreien Diskussionskultur, denke ich, seeehr endenwollend weit her sein. Alles geht halt nicht für alle ...
Aber solange wir auch die vielen besonneneren Blogger haben, die ich trotz — und wegen! — ihrer Andersgeartetheit nicht missen möchte, braucht uns nicht bang zu werden. Eine Internet-Welt mit lauter LePenseur-Blogs wäre nicht auszuhalten (auch für LePenseur nicht!) — aber besteht diese Gefahr denn ernstlich? Liegt die Gefahr unserer Zeit und Gesellschaft nicht eher im überbordend betulich-behübschenden Gutsprech? So empfinde wenigstens ich das, und habe nicht das Gefühl, damit so ganz falsch zu liegen.
Und so schließe ich diesen Artikel ganz irenisch mit einem augenzwinkernden »leben und leben lassen«. Ich ertrage es ja auch, wenn jemand in meiner Gegenwart RedBull trinkt (das ich einfach scheußlich finde). Und außerdem soll doch keiner behaupten, er wäre gezwungen worden, auf meinem Blog zu verweilen! Das glaubt — wenigstens den Männern unter den Besuchern — keiner in Anbetracht von gefühlt 900 Mio. Nackedeiseiten im Internet, die weitaus leichter (und vergnüglicher!) zu konsumieren sind, als die Wortkaskaden und Satzbandwürmer, die man hier durchackern muß ...
»... ressentimentfreien Diskussionskultur ...«
AntwortenLöschenWas soll das bedeuten und wo gibt's die (auf Dauer)? Nein, nein, das ist schon richtig und angenehm so. Es gibt auch andere Blogs, wo die Vermittlung der Inhalte anders gehandhabt wird: Alles immer formvollenend, ruhig, sachlich, ohne Aufregung — halt perfekt für Beschwichtigungshofräte.
Hier ist das anders: Polemisch und ein wenig stürmisch, aber auch witzig, unterhaltsam und abwechslungsreich.
08/15-Blogs auf denen das Temperament des Blogers einem Bächlein in der jetzigen Sommerhitze gleicht, gibt es schon zur Genüge. Die sind aber auch ungefähr gleich interessant zu lesen, wie so ein ausgetrocknetes Rinnsal anzusehen ist. Von daher sage ich: Perge, ut coepisti!
[Korrektur: Bloggers]
AntwortenLöschenLieber LePenseur,
AntwortenLöschenbitte machen Sie weiter so! Ich bin als älterer Herr inzwischen zu der Überzeugung gekommen, dass kaum jemand schreibt wie Sie – weil es kaum jemand k a n n.